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Musical „Der Weg nach Santiago“

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Begeistert waren die leider viel zu geringen Besucher am Sonntag in der Pfarrkirche St. Jakobus in Ensdorf vom Musical „Der Weg nach Santiago“ unter Leitung von Bernhard Müllers (Texte: Hermann Schulze-Berndt, Musik: Siegfried Fietz), das der Chor „Martinsgänse“ aus Amberg und die Band „Contigo aus Neunburg vorm Wald aufführten. Der frenetische Applaus des begeisterten Publikums forderte eine Zugabe.

Erzählt wurde die Geschichte des Jakob Mayer (Markus Schmid), der sein Glück an der Börse oder im Spielcasino sucht. Als seine Mutter im Sterben liegt, verspricht er ihr widerwillig, den langen Jakobsweg nach Santiago de Compostela  in Spanien, zum Grab des hl. Apostels Jakobus zu gehen. Sein Gewissen treibt ihn dazu, das Versprechen zu erfüllen. Indem er unterwegs auf seinem Pilgerweg Leute trifft und von ihnen lernt, wie immer wieder einem Pilger (Johann Hölzl), einer Bäuerin (Marianne Meissner), einem Mönch (Christoph Schöppl) und dem Abt (Peter Kehl), einem Musiker (Erich Lang) sowie einer Gärtnerin (Jutta Lacher), gewinnt er wider Erwarten tiefe existentielle und spirituelle Erkenntnisse. Am Zielort angelangt, spürt Jakob, dass er sein Leben ändern muss. Schritt für Schritt kommt er zur Erkenntnis: „Santiago ist überlall.“ „Gott bringt Schwingung in mein Leben. Ich spüre seine Melodie, Gott kann Ton und Rhythmus geben; eine starke Harmonie. „Wenn wir Gott anbeten, sind wir mitten in der Welt.“ „Gottes Segen für die Welt, ist die Hand, die alles hält.“ „Das ende der Welt ist nicht bekannt. Das Ede der Welt liegt in Gottes Hand.“ „Jesus ist der Weg. Jesus ist der Pfad. Leben ist weit mehr als Ehre, Macht und Geld. Hoffnung findet der, der sich an Jesus hält.“ Jakob Mayer geht in die Kathedrale und versucht zu beten. „Ich habe gebetet, und es hat mir gut getan“, erkennt er. „Meine Aktien steigen, diesmal aber spirituell!“ Und: „Menschen bauen Brücken, wie es Gott gefällt. Freundschaft, sie kann glücken in der einen Welt. Trennung kann man ändern, wie es Gott gefällt, in so vielen Ländern, in der einen Welt. Krach und Lärm verhallen, wie es Gott gefällt. Grenzen werden fallen in der einen Welt. Fremde werden Freunde, wie es Gott gefällt; friedliche Gemeinde in der einen Welt. Hoffnung wird es geben, wie es Gott gefällt, für das ganze Leben in der einen Welt.“    

Das Musical über den Jakobsweg „Der Weg nach Santiago“ wurde in der Kirche St. Jakobus, einer Kirche auf dem Jakobsweg, dank ihrer unvergleichlichen Akustik nach 2009 bereits zum zweiten Mal aufgeführt. Durch die bemerkenswert  hervorragenden musikalischen Leistungen des Chores „Martinsgänse“ und der Band „Contigo“ unter der Leitung und dem Arrangement von Bernhard Müllers, sowie der szenischen Darsteller Markus Schmid (Jakob Mayer), Johann Hölzl (Wanderer –Pilger), Marianne Meissner (Bäuerin), Christoph Schöppl (Mönch), Peter Kehl (Abt), Erich Lang (Musiker) und Jutta Lacher (Gärtnerin) wurde das Musical „Der weg nach Santiago“ zu einem musikalischen, optischen und spirituellen Erlebnis, das sicher noch lange nachwirken wird. Eindrucksvolle Aquarellbilder machten den musikalischen Pilgerweg zu einem farbigen Ereignis. Die tief greifenden Texte nahmen die Zuhörer mit auf den Weg des Fragens und Glaubens. Beim Schlussgesang „Überall ist Santiago“ sangen alle mit: „Überall ist Santiago, kann an jeder Stelle sein. Gottes Geist kennt keine Grenzen, weht mit Macht ins Herz hinein. Ganz egal, wo du auch herkommst, Santiago ist nicht weit. Geh den Weg der großen Suche, geh ihn mit Gelassenheit. Öffne weit das Tor der Seele, Gottes Geist gelangt hinein. Sprich mit Menschen, die dir helfen. Dann kannst du bald fündig sein. Auf dem Weg nach Santiago machst du immer wieder Halt. Ruh dich aus, wenn dir das gut tut. Du schaffst gar nichts mit Gewalt. Wunderschön klingt Santiago, beinah wie ein Zauberwort. Seine Glut für dich entfachen, das kannst du an jedem Ort.“

Wenn die Tschechen „Tak ja jsem pryc“ (Ich bin dann mal weg“) sagen und sich wie Hape Kerkeling zum Grab des Heiligen Apostels Jakobus aufmachen, dann führt ihr Weg auch durch unseren Landkreis und machen Station in Ensdorf, einer der vielen „Refugien“ auf dem Jakobsweg quer durch Europa bis ins ferne Galizien in Spanien. „Viele Pilger, u. a. aus Deutschland, Polen und Tschechien machen in Ensdorf Station.

„Weit  über 100 sind es jedes Jahr, die an die Klosterpforte klopfen. In Ensdorf werden die Rucksackpilger verpflegt und können übernachten“, berichtet Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein. „Meist bleiben sie nur eine Nacht. Ensdorf ist ein Pilgerzentrum in Ostbayern.“

Die barocke Pfarr- und frühere Klosterkirche ist ja nicht von ungefähr dem hl. Jakobus geweiht. Ensdorf war schon im Mittelalter Anlaufpunkt für viele Pilger aus Osteuropa. Der Fußmarsch zum Grab des Heiligen Jakobus in Santiage de Compostela in Spanien gehört zu den ältesten und wichtigsten Wallfahrten der Christenheit.

Der aus Osteuropa kommende Jakobsweg führt über die Grenze bei Eslarn nach Teunz (erste Tagesetappe). Von dort geht es über Willhof nach Hohenirlach, Holzhaus am Murner See nach Schwandorf mit seiner Stadtpfarrkirche st. Jakob. Über Neukirchen und Siegenthan geht es nach Ensdorf, wo viele zum zweiten Mal nach Grenzübertritt übernachten. Von dort führt der Weg weiter durch den Hirschwald nach Hohenburg (Pfarrkirche St. Jakob) und Richtung Sindlbach im Landkreis Neumarkt. Fernziele ist Konstanz am Bodensee  - und natürlich Santiago de Compostela in Spanien.

Weitere Informationen zum Jakobsweg finden Sie hier.