Wirtshaussterben in Ensdorf VII
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Gasthäuser sind feste Punkte, wo man sich treffen kann und etwas Neues erfährt. Manche Streitigkeiten werden vermieden, weil man sich dort trifft und darüber redet. Mit den Wirtshäusern stirbt auch ein Stück Dorfkultur. Außerdem hängt der Tourismus von einer funktionierenden Gastronomie ab. Der schönste Ausflug ist nur halb so schön, wenn man kein Gasthaus findet, in dem man Essen und Trinken, bei einer Einkehr Brotzeit machen kann. Wenn es in der Gemeinde mit dem Wirthaussterben so weiter geht, verlieren Stammtische ihre Plätze, sind Familien- und Vereinsfeiern, Leichentrunk und Leichenschmaus im bisherigen Rahmen nicht mehr möglich – oder man muss weiter weg - in andere Gemeinden ausweichen. Dorfwirtshäuser sind wichtig auch für das kulturelle Leben der Gemeinden.“
Seit über 15 Jahren sucht die Gemeinde Ensdorf einen Pächter für die frühere Klosterwirtschaft – bisher ohne Erfolg. Bürgermeister Markus Dollacker macht sich trotz Ausschau und Einschaltung eines Gastronomiemaklers auch für die Zukunft keine Hoffnungen, einen geeigneten Wirt zu finden. „Das ist schwierig für eine Gastwirtschaft, die es seit über 25 Jahren nicht mehr gibt“, ist sich der Bürgermeister sicher. „Jetzt ist das Zentrum für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit ZEN eine riesige Chance für Ensdorf. Jetzt überwiegt das. Die Nutzung der ehemaligen Gasträume und der früher geplanten Museumsräume als Ausstellungs- und Büroräume für das ZEN ist in diesem Stadium die genialere Lösung.“
Bürgermeister Dollacker versichert: „Der Wittelsbachersaal wird wie bisher für Feste, Feiern, Vorträge und kulturelle Veranstaltungen genutzt und angeboten. Allerdings nur mit Eigenbewirtschaftung oder Cateringservice.“