War das schon alles? Ein Erzählabend der ganz besonderen Art

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

„Zwölf Jahre Erzählkunst, ein Grund zum Feiern“, fragte Sabine Kreiner bei ihrer Begrüßung im Klosterinnenhof. „Und warum auch nicht nach zwölf Jahren?“ Sie kehrte mit der Open-Air-Veranstaltung an den Ort zurück, an dem alles vor zwölf Jahren begann: im Kloster Ensdorf.

Zwischenzeitlich „besprach“ sie, wie sie in der Anfangsmoderation „Ein Blick zurück“ ausführte – schon viele Orte in der Region, wie den Historischen Bierkeller in Amberg, die Osterhöhle bei Trondorf oder das Schulmuseum in Sulzbach-Rosenberg. Sie verband oft Märchen für Erwachsene und Musik aus verschiedenen Genres und wurde schon begleitet von Gitarre, Harfe, Cello, Percussion, Geige, Klavier, Akkordeon - und das alles in immer wieder neu zusammengestellten Programmen.

Die Frage, wo der magische Moment der Kunst denn überhaupt entstünde, sinnierte Kreiner, dass sowohl bei der Musik, als auch beim Erzählen und in der bildenden Kunst der Schaffende nur der Botschafter, der Überbringer wäre und der Funke erst beim Zuhörer oder Betrachter entzündet würde. In diesem Zeichen führte Sabine Kreiner durch den Abend und präsentierte ein buntes und vielfältiges Programm: es erzählten Andrea Will aus Pyrbaum, Karin Ehrlich aus Ansbach und Holger Trautmann aus Nürnberg. Ein jeder/ eine jede in ihrer/seiner ganz eigenen Art, mit unterschiedlichen Märchen und regionalen Sagen und Geschichten aus verschiedenen Kulturen.

Das Palestrina Ensemble aus Amberg, Sandra Birner am Akkordeon, Reiner Wild an der Gitarre und gesanglich  Sabine und Lotte Kreiner  umrahmten die Worte gekonnt mit Musik, verbanden einzelne Elemente mit einem roten Teppich aus Tönen und Melodien und fügten so alles zu einem stimmungsvollen und in sich stimmigen Ganzen zusammen. Für die Amberger Künstlerin Evelyn Mulzer ein Anlass  mehr,  dieses Mal ihre kleinformatigen Bilder zu zeigen. „Was bleibt? " Das ist ein spannendes Thema um sich auf Spurensuche zu begeben, und Zeitzeugen zu finden, z. B. eine Arbeitsschneideunterlage die als Druckstock dient für sich wandelnde Gesten in Schwarz und Rot und Grau mit Blau", So die Künstlerin. Eindrückliche Kompositionen zu Wegfindung mit Rhythmus und Struktur hingen im Eingangsbereich. Die malerische Abriebtechnik der Frottagen, die auf dem Weg von Amberg nach Ensdorf  bis  zur Veranstaltung  entstanden war, abgenommen von prägenden Untergründen, erzählten nun  im Innenhof des Klosters,  im luftigen Quadrat aufgefädelt, von Neugierde und Leichtigkeit,  von einer Zeit des Innehaltens.
Nach dem zweiten Teil des Programms, der „Zwischen Himmel und Erde“ entführte mit abstrusen und gesellschaftskritischen, aber auch paradoxen Geschichten, sphärischen Klängen und im Kontrast dazu mit bodenständiger Volksmusik, warfen die Mitwirkenden im dritten Teil des Abends noch einen Blick nach vorn. So in der Mitte des Lebens würde man schon ein wenig Bilanz ziehen, sich fragen „War’s das jetzt schon?“so Holger Trautmann und wo solle es also noch hingehen, was muss noch erreicht werden? Diese Frage beantwortete Sabine Kreiner – gleichermaßen geltend für das Leben im allgemeinen, als auch für die Vision des Erzählens - dass das was richtig wäre, schon kommen würde und das was wichtig wäre, einen finden würde. Und so schickten die ErzählerInnen  das Publikum am Ende in die Nacht: mit dem gemeinsamen Märchen vom ewigen Leben, welches die Frage aufwirft, was wirklich wichtig ist im Leben und ja, was ist das eigentlich für jede/n? Die entsprechenden Fragen muss sich jede/r Einzelne wohl selber stellen am Ende einer solchen Veranstaltung, in der viel gesagt, aber vor allem viel gehört wurde.

Der Spendenerlös von 600 Euro geht der Jugendarbeit vor Ort zu und wird für die Sanierung einiger Indoor Spielgeräte verwendet.

Die Erzählkunst in Wort, Ton und Bild eröffnete in einem wunderbaren Ambiente des Klosterinnenhofes  -liebevoll bewirtet durch das Team um Jürgen Zach-  einen Raum zum Verweilen und Träumen - wären wir doch alle dabei gewesen!