Vernissage der Ensdorfer Künstler
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Bürgermeister Markus Dollacker dankte den Künstlern für ihre Bereitschaft, im herrlichen Ambiente des Ensdorfer Klosters teilhaben zu lassen an ihren Werken. „Es gibt zwar die Befürchtungen, dass nach allen Zeitströmungen und bereits aufgestellten Prognosen die Künstler in ihrer Kunst und sprachlos geworden sind, denn sie hätten ja nichts Neues mehr zu sagen. Es sei ja schon alles einmal gedacht und gesagt worden. Diese Befürchtung wird durch die Ausstellung der Ensdorfer Künstler erneut zerschmettert.“ Es gelte, gegen die Gefahr der Massenkultur und Bildindustrie anzukämpfen, um nicht selber überrollt zu werden von der seelenlosen Technik und von falschen Kunstmaschinen unserer Zeit, einer „Kunst“ ohne Wurzeln und Mutterboden. Beziehungslos geworden, austauschbar, sinnlos, entbehrlich und namenlos. Und er forderte auf: „Werbung, Film, Internet und andere Produkte mögen die Entwürdigung des Menschen feiern; und perverse Wortassoziationen vom neuen Menschen schwärmen. Trauen wir ihnen nicht, haben wir den Mut zur wahren Kunst. So ist es Aufgabe der Künstler uns immer wieder zu überraschen mit neuer Kunst und dadurch zum Nachdenken anzuregen. Unsere Aufgabe hingegen ist, bereit zu sein aktiv zu denken, nachzudenken und nicht der Berieselung Glauben zu schenken, diese sei bereits Kunst.“
Gerd Seidel, Ensdorfer Künstler und Organisator der Ausstellung: „Wie wohl tut es, in unruhigen Zeiten, geprägt durch eine Anzahl von Krisen, eine Ausstellung zu eröffnen, in der uns die Künstler und Künstlerinnen in eine andere Welt führen wollen. In eine Welt, die anfänglich sehr geheimnisvoll wirken mag.“ Manchmal sei es im wahrsten Sinne des Wortes aufregend, vor einer Arbeit zu stehen, sich Zeit zu nehmen und nachzudenken, sie wirken zu lassen. Vor allem bei abstrakten Werken stehe man staunend und öfter mal Kopfschüttelnd davor und überlege, was will der Künstler damit sagen. „Zu allererst sollten wir uns Zeit nehmen und das Bild, die Figur, auf uns wirken lassen“, empfiehlt er. „Nicht von einem zum anderen hasten und irritiert die Ausstellung verlassen. Solche Werke verlangen schon etwas vom Betrachter. Sie verlangen, angesehen, betrachtet zu werden. Wir müssen vom Gesamteindruck zum Detail gehen. Schritt für Schritt. Irgendwann packt uns ein Bild und lässt uns nicht mehr los. Aber nur, wenn wir uns Zeit nehmen.“
„Die Malerei scheint in zwei Teile gespalten zu sein. Auf der einen Seite die realistische Malerei, auf der anderen die abstrakte. Doch zwischen diesen beiden Teilen bildet sich eine neue Stilrichtung: die konkrete, die elementare Malerei. Jedes konkrete Bild hat eine Botschaft, die sich nicht sofort erschließen lässt. Von der Höhlenmalerei bis zur Gegenwart wurden Menschen, Landschaften, Tiere und Pflanzen in allen Stilrichtungen gemalt. Doch das ist nur ein Bruchteil dessen, was um uns herum vorhanden ist. Haben wir schon einmal die Schönheit eines verrosteten Eisenblechs bewundert? Die unglaubliche Vielfalt der Farbschattierungen auf einer Fläche bestaunt? Die patinierte Oberfläche eines Kupferbleches, das jahrelang der Witterung ausgesetzt war? Ein Stück Altholz mit all seiner herrlichen, von der Umwelt gestalteten Struktur? Ein Stück Mauerwerk. Das durch die Umwelteinflüsse geformt wurde? Das ist für Gerd Seidel die Zukunft der Malerei. Einige Werke dieser Stilrichtung sind in der Ausstellung Ensdorfer Künstler zu sehen. „Wir müssen uns lösen von den klassischen Motiven und unseren Blick neu schulen“, ist Seidel überzeugt. „Die Welt ist voller Motive, die noch gemalt werden müssen. Sie müssen nur noch gefunden werden, obwohl wir ihnen täglich begegnen. Bis jetzt ist nur ein Bruchteil der Welt abgebildet worden.“
In der 7. Jahresausstellung Ensdorfer Künstler zeigt die Newcomerin Bettina Scharr aus Thanheim Zeichnungen. Barnabas Babl ist mit modernen Plastiken vertreten. Siegfried Link zeigt Zeichnungen und Ölmalerei, Anne Bentrop Plastiken. Hans Frind und Gerd Seidel arbeiten in Acryl. Margot Babl präsentiert Aquarelle.
Einer der beiden Gastkünstler in diesem Jahr ist Dayan Prado Bravo aus Kuba, der seit kurzem in München wohnt. Er hat ein akademisches Studium in der escuela de intructores de artes in Kuba absolviert. Seit 2000 zahlreiche Ausstellungen in seiner kubanischen Heimat und in München. Sein Hauptschwerpunkt ist die Acrylmalerei.
Der zweite Gastkünstler, Werner Bauer aus Eckenthal bei Erlangen, sieht sich als Resteverwerter. Das heißt, er möchte scheinbar wertlosen Fundstücken in Collagen eine neue Identität geben, scheinbar ein zweites Leben. Sozusagen die Würdigung des „Wertlosen“ in unserer Wegwerfgesellschaft.
Die 7. Jahresausstellung Ensdorfer Künstler kann bis zum 25. Juli täglich von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr bei freiem Eintritt im Kreuzgang des Klosters Ensdorf besichtigt werden.