Vater und Lehrer der Jugend
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Im Klostervorhof wurde sie von vielen Salesianern aus ganz Nordbayern, salesianischen Mitarbeitern und Gläubigen feierlich empfangen. Pater Josef Wenzl zeichnete Don Boscos Leben nach, der am 100. Todestag 1998 von Papst Johannes Paul II. zum „Vater und Lehrer der Jugend“ ernannt worden war. 1920 kamen die Salesianer Don Boscos ins ehemalige Benediktinerkloster in Ensdorf und in deren Noviziat machten hier bis 1966 rund 100 Salesianer ihr Einführungsjahr, um dann für und unter der Jugend im In- und Ausland als Missionare, Lehrer und Erzieher zu wirken. Von 1960 bis 1996 besuchten rund 800 „Klosterbuben“ das Vorgymnasium im Ensdorfer Internat. „Später wurde Platz für das ‚Haus der Begegnung’, wo Tage der Orientierung und Umweltbildung für Schulklassen abgeboten werden. Mittlerweile haben hier Tausende von Schülern auch bei Kurzaufenthalten eine geistliche und frohe Prägung mitbekommen“, berichtete Pater Josef Wenzl.
Dann zog die Gemeinde mit der Statue von „Vater Don Bosco“ und seiner Reliquie in die Pfarrkirche St. Jakobus. Dort wurde mit Pater Harald Neuberger eine Andacht gefeiert. „Noch nie hat es etwas Vergleichbares gegeben, dass die Statue eine Heiligen durch fast alle Länder der Welt ‚pilgert’ und so viele Menschen unterschiedlichster Herkunft, Kultur, Sprache und Religion miteinander verbindet“, betonte Pater Neuberger. „Überall auf der Welt sind in den letzten Jahren Abertausende von Menschen zusammengeströmt, um den Turiner Jugendapostel Johannes Bosco zu ehren, um Gott für ihn und sein Jugendwerk zu danken und um Don Bosco in ihren Anliegen um seine Fürsprache anzurufen.“ Seit 2009, dem 150. Gründungsjahr der Salesianer Don Boscos, „pilgert“ Don Bosco schon durch alle Kontinente und wird es noch bis zum 16. August 2015 tun, seinem 200. Geburtstag. „Er will uns helfen, das. Was er begonnen hat, zu festigen, auszubauen, und er will uns vor allem Mut machen, sein Werk in unser konkretes Lebensumfeld zu übersetzen in der jeweiligen Hilfe für junge Menschen“, so Pater Neuberger. „Der Sinn seiner liturgischen Verehrung erschöpft sich nicht in der Bewunderung seiner gläubigen und pädagogischen Rationalität, seiner moralischen Qualitäten, die uns zum rechten Handeln anspornen. Er ist die Vergegenwärtigung der Liebe Gottes. Nicht die bewundernswerte Leistung Don Boscos steht im Vordergrund, sondern seine Beziehung zu Gott, nicht sein Fleiß, sondern sein Gott-zur-Verfügung-Stehen, nicht die Tatkraft, sondern die Opferbereitschaft, kurzum: nicht seine Menschlichkeit, sondern seine Heiligkeit.“
Zum heiligen Johannes Bosco, dem Vater und Lehrer der Jugend wurde gebetet: Schenke den Hungernden Brot, den Einsamen Menschen, den Kindern Zukunft und Träume, den Kranken Gesundheit, den Gesunden Dankbarkeit, den Hilflosen Freunde und Helfer, den Schwachen Kraft, den Traurigen Freude, den Zerstrittenen Frieden, den Verzweifelten Hoffnung, den Misstrauischen Glauben, den Stummen Worte, den Verlierern Siege, den Orientierungslosen Sterne, den Pessimisten Zuversicht, den Festgefahrenen Phantasie, den Liebenden Herzen, den Weizenkörnern Boden und den Toten Leben. „Vater, Lehrer und Freund der Jugend, du hilfst, dass Kinder ein gutes Selbst- und Gottesbewusstsein entwickeln, junge Menschen aus ihrem Glauben ihre Berufung erkennen, wir in ausweglosen Situationen Kraft und Trost spüren, wir einander mit Respekt und Wertschätzung begegnen, wir mit unseren Jugendlichen an einem Klima der Familiarität bauen.“ Als Fürsprecher bei Gott wird auf Don Bosco gehofft für die arbeitlose, heimatlose, vernachlässigte, obdachlose, missbrauchte, vom Leben enttäuschte Jugend, für die Jugend ohne Hoffnung, und die öffentlichen Anfeindungen ausgesetzte Jugend. Anschließend war Gelegenheit zum stillen Gebet an der Staue oder sich das Musical „Don Bosco“ im Pfarrsaal anzusehen.
Bei der Eucharistiefeier verwies Pater Reinhard Gesing, Provinzialvikar der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos, Leiter des Instituts für Salesianische Spiritualität in Benediktbeuern und Organisator der Don-Bosco-Wallfahrt in Deutschland, in seiner Predigt darauf, dass die Statue gerade am Hochfest Maria Immaculata, das man auch als Fest der Erwählung Mariens bezeichnen könne, nach Ensdorf gekommen sei. Dieses Fest habe für den Turiner Heiligen immer eine große Bedeutung gehabt, denn am 8. Dezember 1841 sei er in der Turiner Franziskuskirche seinem ersten Jugendlichen, dem Batolomeo Garelli, begegnet, den er vor den Angriffen des damaligen Mesners schützen musste. Damit habe sein Jugendwerk seinen Anfang genommen. „Don Bosco hat diesen verlassenen und ausgegrenzten Jugendlichen als einen kostbaren Schatz erfahren, der ihm von Gott selbst anvertraut worden ist“, so Pater Gesing. Damals habe Don Bosco seine Berufung zum „Vater und Lehrer der Jugend“ bejaht und angenommen. Er habe sie wie sein Vorbild Maria durch alle Schwierigkeiten und Widerstände hindurchgetragen. Das Fest der Erwählung Marias und das Fest der Berufung Don Boscos könnten, so der Pater weiter, auch die Christen von heute in schwierigen Zeiten ermutigen, ihren Glauben durchzutragen und hoffnungsvoll bezeugen.
„Stehe mit den Füßen auf der Erde und wohne mit dem Herzen im Himmel“, hat Don Bosco gesagt.