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Thanheimer Kirwa – saumäßig guat drauf

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Nach rund 50 Jahren gibt es seit nunmehr vier Jahren in Thanheim endlich wieder eine „echte weltliche Kirwa mit Kirwapaaren“. Als Motto haben die Kirwaleit auf ihre T-Shirts gedruckt: „Thanheimer Kirwa – saumäßig guat drauf!“

Dafür gesorgt hat das Oberkirwapaar des vergangenen Jahres Andrea Bösl und Andre Sieber, unterstützt von weiteren zehn feschen Kirwamoidln und strammen Kirwaburschen sowie der Freiwilligen Feuerwehr.

So banden die elf Kirwmoidl drei große Kränze, die sie dann, zusammen mit dem Gipfel des großen Kirwabaumes, mit weißblauen Bändern schmückten. Die 25 Meter große Fichte hatte Herbert Söllner gestiftet. Dann wurde der Baum von Stephan Rothut und Andre Sieber fachmännisch teils geschält und geringelt, wurden „Thanheim 2011“ ein Maßkrug und  bayrische Rautenmuster eingeschmitzt.

Der mächtige Baum wurde am Samstag bei Regenwetter mit dem Traktor zum Dorfweiher gezogen. Sodann stellten 36 kräftige Männer mit ihren 72 muskulösen Armen und fünf Gaoßn in Anwesenheit des Ensdorfer Bürgermeisters Markus Dollacker in knapp zwei Stunden den 25-Meter-langen Baum in die Senkrechte – rein nur mit Muskelkraft, ohne Seilsicherung und vor allem ohne Baggerunterstützung wie in Rieden, der dort die Hauptarbeit machte. Heuer kam den Burschen bei der Arbeit die Feuchtigkeit nicht von innen, sprich dem Schweiß, sondern von außen, sprich dem Regen. Ins Schwitzen kamen dabei die Burschen bei 13 Grad Celsius und Regen nach den subtropischen Temperaturen von weit über 30 Grad der vorangegangnen Tage nicht.

Alle  hörten – mehr oder  weniger genau - auf die Regie der Baummeister Michael Rothut jun. und Dieter Hofmeister „Manna, san ma’s?“ fragte die. „Naja, dann pack’ ma’s wieder! Und – Hau-Ruck!“ kommandierte Michael. „Passt scho’“, meinte er dann. „Des wor a guata Schub!“ Endlich war der Baum in die Senkrechte gebracht und ins zwei Meter tiefe Kirwabaumloch geflutscht. Mit Rundhölzern wurde er sodann mit kräftigen Schlägen verkeilt – sicherheitshalber!

Erst nach der Arbeit  schenkten die netten Kirwamoidl endlich die ersten Maßen des heiß begehrten Kirwabieres an die durstigen Männer aus, die noch das Tanzpodium aufstellen mussten. Abends spielten dann der „Stoderer und Er“ zum Kirwatanz.

 

Zum Kirwabrauchtum gehört das Austanzen des Kirwabaums. Zahlreich waren dazu am Sonntag bei angenehmen Temperaturen, Wolken und Sonnenschein viele Zuschauer zum Dorfweiher gekommen, wo seit Samstag der 25 Meter hohe Kirwabaum steht.

„I hol di’ mit mei’m Traktor ab“ hätte man singen mögen als die elf feschen Kirwapaare auf dem Anhänger des alten Hanomag- Bulldogs antuckerten. Dann marschierten diese zur zünftgen Kirwamusik des Trios „DU, ER und I“ zum Kirwabaum am Dorfweiher. Dort angekommen wurde erstmal der Durscht aus den „stoanern“ Maßkrügen gelöscht, denn – so sangen die hübschen Kirwapaare  - „Der Rausch lasst nou!“ Die Rufe „Wer hot Kirwa?“, „Wer hot die feschesten Kirwamoidln?“ „Wer hot die strammsten Kirwaburschen?“ „Wer hot den schöinsten Kirwabaum?“ – Mir ham’s – wos hom die andern – an Dreck!“ Wer hot die beste Kirwamusi? – Mir ham’s! –Was hom di andern – an Radio!“ erklangen so lautstark als wären die Kirwapaare schon profihaft „lang gedient“. Dabei gibt es heuer seit 50 Jahren erst zum vierten Mal wieder eine echte weltliche Kirwa in Thanheim!

Nun waren wieder die drei urigen Musikanten an der Reihe: „Du, Er und I“. Der Kirwbaum wurde ausgetanzt. Florian Walter aus Ammersricht hatte den Thanheimer Kirwapaaren“ „Sternpolka“, „Zwiefachen“, „Kreuzpolka“ sowie Walzer und als Höhepunkt den „Bandltanz“ einstudiert. Dafür bekam er auch ein Geschenk. Die Thanheimer Kirwapaare tanzten zur Musik, was das Podium aushielt. Zwischendurch musste immer wieder mal der „Durscht gelöscht“ werden. Als Nachfolger von Andre Sieber und Andrea Bösl wurde als neues Oberkirwapaar – es hat für den Ablauf der nächstjährigen Kirwa zu sorgen – Andrea Fruth und Michael Reindl ausgetanzt. Sie warfen Bonbons, worauf sich die vielen staunenden Kinder freudig stürzten.  

Zuvor aber sangen Tobias Rester und Sebastian Bösl Gstanzln der feschen irwapaare, wobei manches „Insiderwissen“ und manches „Insidergeschehen“ an den Tag kam und preisgegeben wurde. Da bekamen manche ihr Fett weg: „In Thanheim, dou woll’n’s koan echt’n Bär mehr hom, etz mejn ma am Montag an Teddybär ums Dorf umee trog’n!“ oder „Da Groaßbauer Segerer, der is ganz besessen. Drum loud er in Thanheim alle Felder abmessen!“ „Die Junga in Thanheim dej warn für voui bereit, aber an der Unterstützung dou fehlt’s hald no weit!“ „Drei Baam hom’s o’g’schnitt’n, da vierte is worn, dou sollt’n die Hoslbecker am Nababecker spor’n!“ „Uns klaua ’s d’ Liesl, des is do niad Schlimm! In Ensdorf d’Streißln, sou steckst halt niaddrin!“ „Unser Müllermilch wafür d’ Wolfsbacher besser gwen, dann hätt’n ’s earne Platzwunden nu am gleichen Tog g’seh’n!“

 „Drei Tog, geh’n ma nimmer ham“ sangen die Kirwapaare nicht nur abends immer wieder, während die „Gauschtern“ bis in die Morgenstunden im Festzelt für zünftige Stimmung sorgte. Am Montag spielten zum Kirwausklang „D’ Zechpreller“ noch einmal zum Kirwatanz auf, wurde der Kirwabaum und viele schöne Preise der großen Tombola verlost. So ganz stimmte es ja nicht das „Drei Tog geh’n ma nimmer ham“. Zwischendurch wurde schon kurzfristig geschlafen. Aber die Thanheimer Jugend bewies dennoch wieder den Spruch: „A g’scheite Kirwa dauert drei Tog!“