„Regional - saisonal - sensational – exclusiv“
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Groß war die Spannung im Vorfeld der seit Wochen ausverkauften Veranstaltung. Hitzig wurde diskutiert, was denn unter einem „Klimadinner“ überhaupt zu verstehen sei. Was etwa hat eine Vorspeise mit dem Treibhauseffekt zu tun? Warum z. B. ein Hauptgericht eine CO2-Bilanz?
Ihrem Motto wurde die Veranstaltung dann im stimmungsvoll beleuchteten Innenhof des Ensdorfer Salesianer Klosters bei Jazz-Klängen des Würzburger „Jonas Sorgenfrei Trios“ auch gerecht. Den Gästen wurden außergewöhnliche Gaumenfreuden aus der Ensdorfer Klosterküche serviert. Den tosenden Applaus hatten sich Küchenchefin Edeltraud Roth und ihr Team für ihre Kreationen absolut verdient.
„Wir wollen vor allem einen stimmungsvollen Abend mit ihnen erleben. Aber wir wollen uns auch bewusstmachen, dass unser Essen, dessen Zubereitung und Herkunft Einfluss haben auf das Klima, die Umwelt und unsere Gesellschaft.“ erklärte Ute Meindl-Kett, Leiterin der Umweltstation im Kloster Ensdorf. In diesem Sinne wurden während des Dinners immer wieder wissenswerte, interessante, überraschende und unterhaltsame Fakten über unsere Ernährung vorgetragen, ein Bezug zwischen Ernährung und Klimaschutz hergestellt, Theorie und Praxis verbunden und Informationen zu Klimaschutz und nachhaltiger Ernährung ganz nebenbei zu einem köstlichen Abendessen serviert.
Schon der Aperitif - eine hausgemachten Giersch-Limonade - sorgte für Rätsel raten unter den Gästen. Giersch ist doch Unkraut? Wie braut man Giersch-Limonade und was ist da alles drin? Einige Geheimnisse um die Rezepte des Abends wurden nach und nach gelüftet, andere werden wohl für immer das Geheimnis der Küchenchefin bleiben.
Die „Kerndln“ in der gefüllten Paprika begeisterten Klimaschutzkoordinatorin Katharina List ganz besonders. Der sogenannte Champagner Roggen kommt nämlich aus biologischem Anbau des Biohofs Walz in Schäflohe und diese uralte Roggen-Sorte ist an die Folgen des Klimawandels - längere Trockenheit zum Beispiel - ganz besonders gut angepasst.
So verging der laue Sommerabend wie im Flug und erst als es langsam klamm wurde und die Jazz-Töne verstummten, traten die Gäste gut gesättigt und schlauer als zuvor den Nachhause-Weg an.
Die begeisterten Rückmeldungen der Gäste regten natürlich Diskussionen über eine baldige Wiederholung unter den Veranstaltern an.
Das gab’s zum Essen
Zum „Okuma“: Giersch-Limonade, dann „Hawe d’ Ehre“ aas da Küch’.
„Vorwegga“ geräuchertes Forellenfilet auf sommerlichem Blattsalat mit Baguette oder überbackenen Ziegenkäse an Honigsauce und Blattsalat mit Baguette.
Dann als „Supperl“: Radieschenblättersuppe mit Croutons.
Als „eitz wos Gscheids“ Lammbraten auf Ofenkartoffeln mit Speckbohnen und glasierten Kartoffeln oder gefüllte Köstlichkeiten mit Paprika, Zuccini und Kohlrabi an Pfifferlingrahmsauce mit Ofenkartoffeln und schließlich „wos Seiß hintnaoche eine Trilogie von Beerenobst.
Rezept Gierschlimo
1 Liter Apfelsaft (naturtrüber Klosterapfelsaft), 10 Stängel Giersch, 1 bis 2 Stängel Gundermann, 2 Stängel Pfefferminz, 1 Stängel Zitronenmelisse (alle Zutaten von Ute Meindl-Kett frisch gepflückt im Klostergarten). Abwandlungen möglich. Das Ganze etwa drei Stunden ziehen lassen, dabei auch gerne kaltstellen. Die Kräuter gut ausdrücken und das Ganze am besten durch ein feines Sieb gießen. Je nach Geschmack mit Wasser (mit oder ohne Kohlensäure) aufgießen und mit Eis und Minzblatt servieren.