Patenschaft für Riedener Feuerwehr

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Patenbitten für Vereinsjubiläen haben alte Tradition. So kamen auch die Feuerwehrler aus Rieden nach Ensdorf, „um gnädig darum zu bitten“, dass ihre „Nachbarfeuerwehr“ die Patenschaft zu ihrem 125-jährigen Gründungsfest im Juni 2013 übernimmt.

Neben ihrer Traditionsfahne hatte sie auch flüssige und feste Nahrung im Gepäck als sie zu Fuß von Rieden nach  Ensdorf marschierten. Dort wurden sie vom künftigen Patenverein Ensdorf an deren altem Gerätehaus von der Blaskapelle unter Leitung von KBM Hubert Haller empfangen. In einem Fackelzug marschierten beide Vereine dann zum neuen Ensdorfer Feuerwehrgerätehaus, wo die „offizielle Patenschaft“ stattfand.

Zunächst erhielten die Riedener von den Ensdorfer Festdamen „a Schnapserl zur Stärkung bevor sie auf einem kantigen Holz zum Patenbitten niederknien mussten. Ensdorfs „Feuerwehrhäuptling“ Richard Reiser begrüßte als „Zeremonienmeister“ die „Feierwehrleit“ aus Rieden herzlich und meinte, dass diese nach Ensdorf gekommen seinen, „um amal a g’scheids Feierwehrhaus zu seh’n, weil des eieri is a wahrer Graus is“. „Soll’n wir euch den Paten macha, müassts mitbringa a Haufa Sachen. Wenn unser Magen knurrt, dann san ma grantig und niat guat, und wenn unsre Gurgl is voll Staub, san unsre Ohren auch recht taub, wir bräuchten also was zum Spül’n, was Feuchtes, Nasses so zum Kühl’n“, meinte er inseiner launigen Ansprache 

Bevor Riedens Feuerwehrvorsitzender Herbert Scharl, Festmutter Steffi Igl und Kommandant Jürgen Reinwald sich auf das kantige Holzscheit niederknien „durften“ und „gnädig“ bei ihren Feuerwehrkameraden aus dem benachbarten Ensdorf um die Übernahme der Patenschaft für ihr 125-jähriges Gründungsfest im Juni bitten durften, bekamen sie zur Stärkung a Stamperl von den Ensdorfer Festdamen noch mal  a Stamperl Schnaps, „dorfeigenem selber brennten aus biologischem Raps“. 

Hart kniend bat Riedens Feuerwehrvorsitzender Herbert Scharl: „125 Jahr is her, seit in Ried’n die Feuerwehr zusammenkam und sich formierte, was zu Gründung führte.“ Dem Leitspruch alter Zeit getreu, die Johr hindurch san mir dem treu und stets auf’s Neu: ‚Gott zur Ehr’ und seit jeher dem nächsten zur Wehr’! Im nächsten Jahr im Juni , dou wird’s sei, dou loan’ ma uns viele Gäste ei’! Deshalb, liebe Kameraden, seid’ herzlich eingeladen, mit der Bitte obendrei’ , der Pate bei unserm Fest zu sei. Drum bitt’ ma für die Feuerwehrnachbarschaft, übernehmt’s doch bittschön die Patenschaft! Zerknirscht knien ma da im Staub und froug’n eich mit Verlaub, denn unsre Knie halten ‚s nimmer länger aus: Gar herzlich bitten wir, bringt’s uns wenigstens a Bier und lasst’s uns aufsteh’n es zu kosten, um auf die Patenschaft zu prosten.“

Riedens Kommandant betonte und bat arg kniefällig: „Als gute Feuerwehrleute seid ihr uns bekannt, dafür sorgen schon euer Vorstand und Kommandant. Löschen und Helfen in jeder Not ist euer und unsere Gebot. Im Juni woll’n ma feiern vier Tog mitanand – des kennt’ ihr, des is bekannt. Drum möchte ich euch bitten als Feuerwehrmann: Nehmt’s  doch bitt schön die Patenschaft an!“ Und Festmutter Steffi Igl ergänzte in Bezug auf die Festdamen: „Ihr kriagt’s a Fahnenband vo uns Moila mit am Festtagsg’wand. Unser Festzug wird nua gelinga, wenn’s ihr auch eire Festdamen mitbringa.“ Und sie bat inniglich: „Wir hoffen, ihr hört unser Bitten, denn wir haben scho lang gnua g’litten.  Denkt’s an unsere Knie amal, und beendet’s mit am Jawort unsere Qual!“

Dies allerdings dauerte noch etwas, denn die Vorstandschaft der Ensdorfer Feuerwehr zig sich erst noch zur Beratung zurück, ob wohl die Angebote der Riedener Feuerwehr ausreichen würden. Wenigstens erlöste sie die drei erst mal vom „Holzscheitlknien“. Die Ensdorfer Festdamen hatten derweil noch eine Attacke auf die Riedener Feuerwehrvorstandschaft vor. Diese musste ihnen mit verbundenen Augen ihre Uniformkrawatten binden. Die Ergebnisse waren reichlich kurios. Und ein weiterer Test stand den Riedenern noch bevor: ein lustiger Wassertransport.

Nach Besiegelung der Patenschaft, gegenseitigem Urkundenaustausch und Bier-Ex-Trinken stach Riedens Feuerwehrvorstand Herbert Scharl mit nur drei Schlägen und ohne einen Tropfen des edlen Nasses zu verschwenden gekonnt das als Patengeschenk gestiftete und mitgebrachte Bierfass an.

Ensdorfs Bürgermeister Markus Dollacker und Riedens zweiter Bürgermeister Ingo Frohmader betonten  gemeinsam: „Es ist gut und toll, dass unsere beiden Nachbarfeuerwehren nicht nur bei Einsätzen und Übungen, sondern auch gesellschaftlich hervorragend zusammenarbeiten.“ Besiegelt wurden Freundschaft und Patenschaft bei einem gemütlichen Beisammensein mit Leberkäs-Kartoffelsalat-Brotzeit und vielen Gesprächen.