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Neuer Hochwasserdamm mit Rückhaltebecken

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Am 1./2. Juli 1987 gab es nach diversen Starkregen in Ensdorf ein Jahrhunderthochwasser mit verheerenden Folgen. Mauern stürzten ein, Straßen wurden nicht nur überflutet sondern auch weg geschwemmt. Das „Amberger Volksblatt“ (heute „Mittelbayerische Zeitung“) titelte damals: „Unwetter eines bisher noch nie dagewesenen Ausmaßes“ und ein Sprecher des Landratsamtes bezeichnete sie als „die schwersten seit 400 Jahren“.

Auch um dies für die Zukunft zu verhindern, baut die Gemeinde derzeit hinter dem Friedhof an der Kreisstraße AS 8 im Schustertal einen neuen Hochwasserdamm mit einem Rückhaltebecken. Insgesamt können dadurch nun mehr als 13000 Kubikmeter Wasser zurückgehalten werden.

Dies ist auch notwendig, weil die Gemeinde zwischen der Staatstraße 2165 (Vilstalstraße) und der Kreisstraße AS 8 südlich der Einmündung der Kreisstraße ein Sonder- und ein besonderes Wohngebiet u.a. mit einem EDEKA-Verbrauchermarkt (Dienstleistungszentrum Don Bosco) ausweist. Dieses liegt bei einem Hochwassergebiet HQ 100  teilweise im Hochwasserabflussbereich der Vils. Zur Hochwasserfreilegung muss das Gelände aufgefüllt werden. Dadurch reduziert sich der vorhandene Retensionsraum (Rückhalteraum). „Zur Genehmigung des Baugebietes muss dieser Retensionsraum gebietsnah durch die Schaffung neuer Rückhalteräume ausgeglichen werden“, berichtet Bürgermeister Markus Dollacker der „Mittelbayerischen Zeitung“. „Da es im Bereich der Vils keine Möglichkeit gibt, größere Rückhalteräume zu schaffen, erfolgt der Ausgleich im Bereich des ‚Schustertales’ Richtung Seulohe.“

Die Berechnung der Auffüllung im geplanten Baugebiet im Hochwasserabflussbereich und die Ausgleichsmaßnahmen im Schustertal  wurden in mehreren Berechnungsschritten dem Ingenieurbüro Seuss und dem Wasserwirtschaftsamt Weiden durchgeführt. Das Rückhaltevermögen beträgt jetzt im Bestand über 15000 Kubikmeter und im Bebauungsplan nur mehr gut 10000 Kubikmeter, was einem Retentionsverlust von rund 5000 Kubikmetern ergibt. Durch den Hochwasserdamm und die Regenrückhaltung im Schusterbachtal wird dies mit zusätzlich über 8000 Kubikmetern mehr als ausgeglichen. Das ortsnahe Schustertal nordöstlich des Friedhofes und südöstlich der Kreisstra0e AS 8 bot sich dafür an, um auch den Friedhof vor einem möglichen Hochwassers zu schützen. Ein bereits bestehender Prelldamm würde bei einem Hochwasser HQ 100 umspült und könnte damit kein höheres Rückhaltevolumen bieten und den Friedhof nicht mehr sichern.

„Durch Erhöhung des Dammes um 0,45 Meter und den Anschluss im Nordwesten an der bestehenden Straßendamm der Kreisstraße AS 8 und im Südosten an den von Nordwesten nach Südosten ansteigendes Gelände sowie der Abgrabung von fast 3000 Kubikmetern im Bereich des Rückhalteraumes erhöht sich jetzt der Rückhaltraum auf rund 13348 Kubikmeter, ein Mehr von 8310 Kubikmetern. Weil der bestehende Damm nicht den anerkannten Regeln der Technik entspricht, musste er komplett erneuert werden“, berichtet der Bürgermeister. „Der neue Damm ist sogar auf eine Hochwasser HQ 1000 berechnet und würde auch einem solchen Jahrtausendhochwasser standhalten!“

Die Berechnung der Planung erfolgte mit einem HQ100 plus 15 Prozent Zuschlag (Klimafaktor) auf 5,75 Kubikmeter pro Sekunde. Durch die neue Rückhaltemaßnahme wird nicht nur das gesamte Hochwasser zurückgehalten. Über einen Notüberlauf im nordöstlichen Bereich des Dammes würde das Wasser oberflächig entlang der Friedhofmauer über die Kreisstraße AS 8 durch die Ortschaft Ensdorf zur Vils geleitet und so eine größere Ausuferung im Ortsbereich von Ensdorf vermeiden.

Die Auffüllung des geplanten Baugebietes „Dienstleistungszentrum Don Bosco“ ergibt zwar einen Verlust von rund 5000 Kubikmetern an Rückhalteraum. Die Höhe des Wasserspiegels der Vils bei einem Hochwasser HQ100 ändert sich dadurch aber nicht und ergibt auch keine negativen Auswirkungen. Durch den Bau des Rückhaltedammes und die Abgrabungen nördlich des Friedhofes Ensdorf wird nämlich im Bereicht des Schusterbaches das Rückhaltevolumen um über 8000 Kubikmeter erhöht!

„Die Funktionsweise der Rückhaltung ist einfach“, erklärt Bürgermeister Dollacker. „Damit ist auch der Unterhalt für die Gemeinde einfach. Bei Starkregeenereignissen oder anderem Hochwasser wird am Damm das Wasser angestaut. Durch die bestehende Verrohrung unterm Friedhof  kommt es zu einem gedrosselten Ablauf des Wassers zur Vils. Dadurch weird der Friedhof unmittelbar vor einem Hochwasser geschützt und durch das Dorfgebiet von Ensdorf läuft weniger Wasser zur Vils. Durch die Zeitverzögerung wird auch die Gefahr von Vilshochwasser deutlich reduziert“, so der Bürgermeister weiter gegenüber der MZ. Der Gemeinderat vergab den Auftrag für den Bau des Dammes Ende Oktober der Firma Helmut Seebauer GmbH, Nach Kostenrechnung des beauftragten Ing.-Büros Seuss GmbH belaufen sich die Gesamtkosten auf rund 227000 Euro.

Im Zuge der Baumaßnahme wurde auch im hinteren Bereich des Friedhofes ein neuer Verbindungsweg geschaffen, der die Hauptwege im Friedhof verbindet. Eine neue Entnahmestelle für Gießwasser wird auch errichtet. Der Zugang von der Schwandorfer Straße in den Friedhof wird mit einer Treppe und einer behinderten freundlichen Rampe ermöglicht. Eine Vergrößerung des Parkplatzes  konnte nicht erreicht werden, weil im möglichen Überschwemmungs- und Anstaubereich des Dammes Parkplätze nicht zulässig sind. Eine Einzäunung wurde aus optischen Gründen am Dammfuß an der zum Friedhof zu zugewandten Seite errichtet.

HQ100 ist ein übliches Hochwasser, das alle 100 Jahre auftritt (Jahrhunderthochwasser), was aber durchaus öfters in einem Jahrhundert auftreten kann.

HQ1000 ist ein übliches Hochwasser, das nur alle 1000 Jahre auftritt (Jahrtausendhochwasser).