Letzter Zivi im Kloster verabschiedet

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Am 10. April 1961 traten die ersten anerkannten Kriegsdienstverweigerer ihren Dienst an. Mehr als 2,5 Millionen junge Männer haben seitdem ihren Dienst als Zivis geleistet, der mit der Aussetzung der Wehrpflicht nun automatisch wegfällt.

„Nach 50 Jahren endet eine Ära. Der Zivildienst hat unser Land tiefgreifend und dauerhaft verändert", sagt die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Kristina Schröder. „Allen jungen Männern, die sich für unsere Gesellschaft eingesetzt haben, gebührt unser Dank und unsere Anerkennung. Gleiches gilt für die Träger und die vielen vielen Menschen, die sich um den Zivildienst verdient gemacht haben. Der neue Bundesfreiwilligendienst lädt Frauen und Männer jeden Alters ein, sich für die Allgemeinheit zu engagieren. Davon profitieren nicht nur wir alle, sondern auch die Freiwilligen selbst. Ich bin optimistisch, dass in Zukunft viele Menschen dieses attraktive Angebot annehmen werden", so Ministerin Schröder weiter.

Zu den insgesamt 37.000 Einrichtungen, die Zivildienstplätze eingerichtet hatten, zählte seit 1993 auch das Bildungshaus im Kloster Ensdorf. Neben zwei Plätzen im Haus der Begegnung gab es auch einen in der Umweltstation. Insgesamt leisteten 44 junge Männer ihren Ersatzdienst. Waren es am Anfang noch 15 Monate, so konnte der letzte „Zivi“ Kilian Dirnberger zwischen sechs  und neun Monaten wählen.

Er schaut durchwegs positiv auf die letzten Monate zurück. Neben den Pflichtaufgaben in der Hausmeisterei und dem Hintergrunddienst der Ensdorfer Bildungseinrichtung gab es auch die schönen Dienste. „Vor allem der Kontakt zu den vielen jungen Menschen und die vielfältigen Dienste ließen keine Langeweile aufkommen,“ erzählt er der MZ. Zu seinem Aufgabengebiet gehörten Getränkebestellung, Fahrdienste, kleine Reparaturen, Müllentsorgung, das Herrichten der Tagungsräume, aber auch der Service im Speisesaal und das Spülen des Geschirrs.

„Im Zuge der Aussetzung von Wehrpflicht und Zivildienst gilt es jetzt, die positiven Erfahrungen aus dem scheidenden Zivildienst weitest möglich zu erhalten und weiter zu entwickeln. Das Bundesfamilienministerium hat bereits im vergangenen Herbst das Konzept für den neuen Bundesfreiwilligendienst vorgelegt, der Männern und Frauen ab Erfüllung der Vollzeitschulpflicht offen stehen soll und auf deutlich erweiterten Einsatzfeldern abgeleistet werden kann. Im Kloster wird es deshalb ab Herbst 2011 zwei Stellen im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) geben“, erklärt Verwaltungsleiter Jürgen Zach. Nähere Informationen unter www.kloster-ensdorf.de/kloster/downloads.

Im Rahmen eines Festaktes hatte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder am Montag das Engagement von Zivildienstleistenden und Einrichtungen gewürdigt. Im Kloster Ensdorf schauen die Verantwortlichen mit ein wenig Wehmut auf die wertvolle Zeit der Zivis zurück. Auch hier gab es einen kleinen Festakt, mit dem der „Letzte“ seines Standes in seinen Resturlaub verabschiedet wurde. Als Erinnerung erhielt er das erste neue Polo-Shirt mit dem Klosterlogo.