Kommt und seht

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Vor 91 Jahren wagten die Salesianer Don Boscos, in Ensdorf das ehemalige Benediktinerkloster zu übernehmen und dort das Noviziat einzurichten. Junge Männer haben sich bis 1967 hier in das salesianische Ordensleben einführen lassen und in der ehemaligen Klosterkirche die ersten zeitlichen Gelübde abgelegt. Seit 1920 gedenken die Salesianer in Ensdorf jedes Jahr am letzten Sonntag im Januar feierlich des Todestages ihres Ordensgründers, des hl. Don Bosco.

Am Sonntag umrahmte die Gruppe „Contigo“ aus Neunburg vorm Wald  unter Leitung von Jürgen Zach mit neuen geistlichen Liedern musikalisch den Festgottesdienst, den Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein in Konzelebration mit Pfarrer Pater Hermann Sturm sowie den Patres Georg Kopic, Alfred Lindner, Rupert Nebauer, Harald Neuberger und Josef Wenzl feierte.

„Junge Menschen wollen sehen, wie Leben und Glauben geht. Darum ist unser Motto des Don-Bosco-Festes: ‚Kommt und seht! Ein Satz für junge Menschen!’ richtig“, erklärte Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein in seiner Festpredigt. „Sie interessieren sich wenig für ausgefeilte Argumente und kluge Diskussionen, sie wollen ‚nicht vollgelabert werden’. Sie wollen das, was uns im Leben wichtig ist und den Glauben unmittelbar ‚erleben’ – Glaube muss spürbar und greifbar werden.“ Komm und sieh! sei auch die Praxis Don Boscos gewesen. Beispielhaft nannte er dessen Begegnung mit dem Maurerlehrling Bartholmeo Garelli gewesen, der verwaist war, keine Schulbildung und auch keine religiöse Bildung erfahren hatte, dem aber der Glaube ein Anliegen war. Er erhielt sofort Katechismusunterricht. „Das war“, hat der spätere Heilige Don Bosco geschrieben, „der Ursprung der salesianischen Arbeit mit jungen Menschen.“

„Kommt und seht – das ist ein Satz für junge Menschen. So können wir junge Menschen ansprechen, damit sie sehen wie wir im Leben ringen und wie wir auch nach Jahrzehnten ‚Gott-suchende’ sind und bleiben. ‚Kommt und seht’ fordert unseren Einsatz für junge Menschen“, fuhr der Prediger fort. Dies fordere heraus, das was uns wichtig ist und unseren Glauben so zu leben, dass erlebbar und begreifbar wird, was unsere geistige und geistliche Bleibe, was unsere Sehnsucht und Hoffnung ist und aus welchen Kraftquellen wir leben. „Das ist der Einsatz, der von jedem persönlich, von uns als Ordensgemeinschaft der Salesianer, von uns als Dienstgemeinschaft im Kloster Ensdorf und auch von Pfarrgemeinden gefordert ist“, betonte Pater Liebenstein. Unser erster Einsatz für junge Menschen müsse sein, unseren Glauben so zu leben, dass wir junge Menschen dazu einladen können, ihnen zeigen können, was unsere Bleibe und Kraftquelle ist. „Dieser Einsatz ist das Fundament für alles andere“, erklärte er. Das zweite sei, den jungen Menschen mit Freundschaft zu begegnen, wie es Don Bosco getan hat. „Hier für Ensdorf: den Jugendlichen, die in Schulklassen und Gruppen, und denen, die als Pilger zu uns kommen, in einer Haltung der Gastfreundschaft zu begegnen. Diese drückt sich aus: Du bist willkommen, so wie du bist! Was brauchst du? Wir geben Anteil an unserem Leben.“    

In den Fürbitten wurde darum  gebetet, dass Gott den jungen Menschen, die sich schwer tun, ihren Platz in der Arbeitswelt und im Leben zu finden, geduldige Begleiter gibt, die ihnen Mut machen und helfen; dass die jungen Gästen, die ins Bildungshaus der Salesianer kommen, etwas von seiner Liebe und Güte ahnen; dass er die Pilger auf ihren Wegen Erfüllung ihrer Sehnsucht schenkt; dass er jungen Menschen Mut und Begeisterung gibt, ihre christliche Überzeugung zu leben und sich in Pfarrgemeinden zu engagieren; dass er den kranken Angehörigen, Freunden und Mitbrüdern Geduld in ihrem Leiden gibt.

Beim anschließendem Stehempfang im Kreuzgang des Klosters und dem „einfachen Mittagessen“ für alle Gottesdienstbesucher war Gelegenheit zum Gespräch und zum gegenseitigen Kennen lernen.

Weltweit leben und wirken 16000 Salesianer Don Boscos in 132 Ländern der Erde. Überall kümmern sie sich vor allem um benachteiligte Jugendliche. Sie arbeiten als Priester, Diakone und Brüder in der Jugendseelsorge, in der Erziehung und Ausbildung junger Menschen. Weiter gehört zu ihrem Apostolat: Sorge um kirchliche Berufungen, Verbreitung guter Medien und die Seelsorge unter den einfachen Menschen. Wie Don Bosco wollen die Salesianer „Zeichen und Botschafter der Liebe Gottes“ besonders für die Jugend sein.

In Deutschland sind rund 320 Salesianer zusammen mit etwa 1600 Mitarbeitern in 34 Einrichtungen tätig: in Jugendzentren, Jugendbildungsstätten, Wohnheimen, Schulen, Hochschulen, Berufsbildungswerken und Pfarreien. Im Verlag Don Bosco Medien GmbH in München werden vor allem pädagogische, spirituelle und theologische Bücher und Produkte vermarktet. Für die internationalen Aspekte der Salesianischen Arbeit steht die Missionsprokur in Bonn. Dort werden weltweit Hilfsprojekte der Salesianer Don Boscos unterstützt und begleitet.

Die jüngste Einrichtung der Salesianer in Deutschland befindet sich in der Hauptstadt Berlin. 2008 wurde dort das Don-Bosco-Zentrum im Stadtteil Marzahn-Hellersdorf eingeweiht. Dort werden junge Menschen beim Einstieg in ein geregeltes Leben unterstützt. Vielen von ihnen fehlt eine Grundlage zum Beginn einer Ausbildung. Das Don-Bosco-Zentrum gibt ihnen eine Start-Chance.