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Kajetan-Wallfahrt nach Rottendorf

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Jedes Jahr pilgern Ensdorfer zum hl. Kajetan zu Fuß in das rund 20 Kilometer entfernte Rottendorf. So auch heuer wieder an seinem Todestag, dem 7. August. Ursprung dieser Wallfahrt ist ein Gelübde, das die Dorfbewohner vor 350 Jahren wegen einer Viehseuche gemacht hatten.

Vor 350 Jahren wütete im Vilstal und besonders in Ensdorf  eine schlimme Viehseuche. In ihrer großen Not und Hilflosigkeit wandten sich die Bewohner an den Schutzpatron, den hl. Kajetan. Zur Abwehr legten sie ein Gelübde ab: Sie versprachen, wenn er ihnen beistehe für immer eine jährliche Fuß-Wallfahrt nach Rottendorf zu machen, wo sich in der Pfarrkirche St. Andreas am Seitenaltar ein Bild des Heiligen „wieder den Viehfall“ befindet.

Fünf Jahre standen die Ensdorfer zu ihrem Versprechen. Als aber die Seuche überwunden war, vergaß man das Gelöbnis. Es wird in der Chronik berichtet, dass dann die Seuche wiederkehrte. Das Dorf erinnerte sich an sein Versprechen. Seit dieser Zeit wird wieder jedes Jahr die Kajetan-Wallfahrt nach Rottendorf durchgeführt. Dies geschah auch während der Nazi-Zeit des Dritten Reiches! Die Ensdorfer stehen auch heute noch zu ihrem Gelöbnis. Dass auch heute Seuchen ausbrechen können, weiß man sehr wohl.

Am Kajetan-Sonntag brachen um 5.00 Uhr in der Frühe am Torbogen beim Klosterhof 23 Ensdorfer auf. Dann pilgerten sie über Uschlberg, Götzenöd, Diebis, Wolfring Knölling und Trisching nach Rottendorf. Unterwegs schlossen sich immer wieder Gläubige dem Zug an. Während der Walllfahrt wurde viel um Gottes Segen und Hilfe gebetet. Georg Graf aus Seulohe bei Ensdorf pilgert bereits seit 1952 jedes Jahr „zum Kajetan“. Seit 20 Jahren schon ist er Vorbeter auf der Wallfahrt, seit zehn Jahren unterstützt von Herbert Götz aus Hofstetten. „Viele Pilger waren es heuer, eine ganz schöne Herd’, zuletzt in der Kirche von Rottendorf 60 alleine aus der Pfarrei Ensdorf“, erzählt Georg Graf der „Mittelbayerischen Zeitung“. „Das Wetter war heuer halt a wenig feicht! Da geht ma se so schwer wia sunst nie!“ resümiert er.

Aushilfspriester Jose Jomon aus Indien begrüßte die Wallfahrer sehr herzlich am Ortseingang von Rottendorf und zelebrierte zusammen mit Pfarrer Pater Hermann Sturm, der mitgepilgert war, den Gottesdienst. Der Seelsorger berichtete vom Leben des hl. Kajetan und setzte es in Bezug auf unser Leben und unseren Glauben.

Nach dem Gottesdienst wurden die Pilger vom Rottendorfer Pfarrgemeinderat sehr freundlich und gut bewirtet, was nach dem über vierstündigen Fußmarsch bei Regenwetter sehr gut tat und wieder stärkte. Um 12.00 Uhr wurden die Ensdorfer Wallfahrer offiziell verabschiedet und unter Glockenklang aus dem Ort geleitet – auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.

Kajetan von Tiene wurde im Oktober 1480 im oberitalienischen Vicenza geboren. Nach seinen juristischen Studien in Padua (1505 Dr. jur.) trat er in den Dienst der römischen Kurie und wurde 1516 zum Priester geweiht. Er wurde u.a. Mitglied der Bruderschaft der göttlichen Liebe, war Geheimsekretär von Papst Julius II. und päpstlicher Protonator. Kajetan war Mitbegründer des der Kongregation der Theatiner, unermüdlich für die Reform des Klerus tätig, dabei von großer Demut und vorbildlichem Gebetsgeist, nahm sich besonders der Kranken und Armen an. 1527 wurde er aus Rom vertrieben und hielt sich abwechselnd in Venedig und Neapel auf. Am 7. August 1547 starb Kajetan in Neapel, wo er in der Kirche S. Paolo Maggiore beigesetzt wurde. 1629 wurde er selig und 1671 heilig gesprochen

Der hl. Kajetan wird dargestellt als Theatiner-Chorherr mit Kreuz, geflügeltem brennendem Herzen, Buch, Lilie, Ölzweig und Jesuskind auf Händen tragend. Seit 1672 ist er Patron Bayerns.