Grundstock für die Umgestaltung des alten Friedhofs
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Dieser war dem Obst- und Gartenbauverein anlässlich seines 50-jährigen Bestehens vom Landkreis geschenkt worden und wurde anlässlich der Restaurierung und Wiedereröffnung des Stephansturmes von den Kindern gepflanzt
„Irgendwie kennt ihn jeder - und doch keiner kennt ihn genau, den Ginkobaum“, erklärte Kreisfachberater Artur Wiesmeth den Kindern mit ihren Erzieherrinnen mit Kindergartenleiterein Heide Moser. „Der Ginko ist eine der faszinierendsten Baumarten. Ginko biloba bedeutet soviel wie ‚zweilappige Silberaprikose’. Ginko ist ein ’lebendes Fossil’. Seine Entwicklung begann vor 280 Millionen Jahren. Zur Zeit ihrer größten Entfaltung kamen Gingko-Gewächse weltweit vor, so auch in unserer Heimat! Eigentlich ist er also ein einheimischer Baum. Nach dem Aussterben der Dinosaurier vor rund 70 Millionen Jahren starb er bei uns bei der Eiszeit aus. Er war über 100 Millionen Jahre bei uns heimisch – länger als jede Apfel-, Kirsch- oder Zwetschgensorte es je sein wird“, erzählte er den Kindern. „In China und Japan überlebte er. Dort gibt es noch heute über 1000 Jahre alte Gingko-Bäume als „Tempelbäume“. In Deutschland wurde er im 18. Jahrhundert wieder eingeführt. Z. B. der „Goethe-Gingko in Jena und der Gingko am Fürstenhaus in Weimar.
Die Blätter des Gingko sind ziemlich dick, zunächst hell- und schließlich grau-grün. Bei ausgewachsenen Bäumen sind die Blätter fächerförmig, bei jungen Bäumen haben sie in der Mitte einen mehr oder weniger tiefen Einschnitt. Gingko spielt nicht nur in der asiatischen Volksmedizin und der traditionellen chinesischen Medizin eine wichtige Rolle, sondern auch in der modernen Medizin, besonders der Homöopathie und der Physiotherapie. Aber auch in der Kosmetik macht man sich die Kraft der Heilpflanze zunutze. .
Der Gingko wächst langsam, ist ein robuster, winterharter und widerstandsfähiger Baum, der sogar die Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki überlebte. Er ist ein Symbol für Ausdauer und Wiederbelebung. Er ist weder Nadel- noch Laubbaum. „So passt er hier im alten Friedhof als Symbol der Neugestaltung. Im Frühjahr sprießen seine charakteristischen Blätter, im Herbst fallen sei ab. So wie bei uns Menschen sich Werden und Sterben ablösen“, erklärte der Kreisfachberater.
Bürgermeister Markus Dollacker dankte dem Obst- und Gartenbauverein Ensdorf, dass er sein „Geburtstagsgeschenk“ als „ersten Schritt zur Umgestaltung des alten Friedhofes“ zu Verfügung gestellt hat. Der Baum komme „direkt aus dem Baumkindergarten“ und solle wachsen, damit er später mal Schatten spenden könne.
Dann schritten die Kindergartenkinder zusammen mit Kreisfachberater Wiesmeth und Bürgermeister Dollacker zur Tat und pflanzten „ganz fachmännisch wie richtige Gärtner“ den Gingko-Baum. Ein Schild erinnert daran, dass dieser Baum Ginko biloba „anlässlich der Renovierung des Stephansturms und des 50-jährigen Bestehen des Obst- und Gartenbauverein Ensdorf im Oktober 2010 gepflanzt“ wurde.
Elisabeth Pirker zitierte Johann Wolfgang von Goethe mit seinem Gedicht über den Ginko-Baum bzw. dessen Blätter: „Dieses Baumes Blatt, der von Osten meinem Garten anvertraut, gibt geheimen Sinn zu kosten, wie’s den Wissenden erbaut. Ist es ein lebendig Wesen, das sich in sich selbst getrennt? Sind es zwei, die sich erlesen, dass man sie als eines kennt? Solche Fragen zu erwidern, fand ich wohl den rechten Sinn. Fühlst du nicht an meinen Liedern, dass ich eins und doppelt bin?“ Dann sangen die Kinder: „Du hast uns deine Welt geschenkt“. Zum Abschluss bekam jedes der Kinder ein Ginko-Blatt zur Erinnerung an die Pflanzaktion zum Pressen.