Große Flutkatastrophe vor 25 Jahren

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Am Sonntag/Montag jährt sich zum 25. Mal die große Flutkatastrophe im südlichen Landkreis. Am schlimmsten betroffen von den „Unwettern eines bisher noch nie da gewesenen Ausmaßes“ (Amberger Volksblatt, heute Mittelbayerische Zeitung“) wurde damals die Gemeinde Ensdorf. Ein Sprecher des Landratsamtes bezeichnete sie „die schwersten seit 400 Jahren“. Es entstanden Schäden in Millionenhöhe.

Der von Meteorologen prophezeite „große Regen“ setzte am Mittwoch, den 1. Juli 1987 gegen 15 Uhr ein. Eine wahre Sintflut ergoss sich. „Eine Stunde reichte, um den Ortskern unter Wasser zu setzen. Die Kindergartenkinder mussten durch die Fluten getragen werden, um überhaupt von ihren Müttern in Empfang genommen werden zu können. Für die Kleinen war dies eine aufregende und spaßige Angelegenheit, während mancher Erwachsene sorgenvoll zum Himmel blickte. Niemand ahnte jedoch, dass dieser Regen erst der Vorbote der eigentlichen Katastrophe war“, erinnert sich heute noch der 88-jährige Peter Hammer.

Sehr gut noch erinnern sich noch die damaligen Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Ensdorf, Richard Reiser und Michael Dollacker an die „schwerste Unwetterkatastrophe seit Menschengedenken“. „Zunächst mussten wir gegen 15.30 Uhr zu einem Brand im landwirtschaftlichen Anwesen Fischer in Uschlberg ausrücken. Der unheimliche Regen half uns beim Löschen. In der Schulstraße drückte da das Wasser schon aus Gullysund Kanaldeckeln. Zufällig hörten wir am Auto über Funk, dass in Ensdorf bereits ‚Land unter’ ist und auswärtige Feuerwehren im Einsatz sind. Nach dem Löschen eilten auch wir in den Ort, wo die Wassermassen bereits die erste Mauer in der Bachgasse eingerissen hatte.“ Später folgten Friedhofsmauer, Klostermauer, die Mauer beim alten Feuerwehrhaus. Viele Anwesen in der Hauptstraße waren „abgesoffen“, viele Keller und Wohnungen mussten ausgepumpt werden. Der Stephansplatz und der alte Friedhof standen unter Wasser. Ab 18 Uhr begannen bereits die ersten Aufräumarbeiten, Schlamm wurde beseitigt und Gräben gereinigt. „Wir waren erleichtert und machten gegen 21 Uhr erst mal Brotzeit“, so 1. Kommandant Richard Reiser.

„In der Nacht zum Donnerstag (2. Juli) wurden alle begonnen Aufräumarbeiten, und nicht nur diese, mit einem Schlag zunichte gemacht“, erinnert sich Peter Hammer. „Denn dann öffnete der Himmel erneut seine Schleusen,  kam das Wasser erst richtig – und das nun zum 2. Mal! Ab 22.30 Uhr ging das gleiche  Spiel los – nur noch viel extremer – bis gegen 3 Uhr“, berichtet der damalige 2. Kommandant Michael Dollacker. Öltanks und Brennholz schwammen, der neue Friedhof wurde durchgeschwemmt, Grabsteine weggespült, die Mauer eingerissen. Dann fiel auch die so genannte Pfarrermauer, wurden Zapfsäulen an der Tankstelle aus der Verankerung gerissen, die Thanheimer Straße auf einer Länge von rund 300 Metern fortgespült, auch Teile der Bachgasse. Teilweise stand das Wasser bis zu eineinhalb Metern in den Häusern! Man konnte im wahrsten Sinne des Wortes von „Land unter!“ sprechen. Auch das Auto von 1. Kommandant Reiser wurde fortgerissen.

„Erst im Licht des neuen Morgens lies sich das ganze Ausmaß der Katastrophe erkennen: Mannshohe Geröllhalden, eingestürzte Mauern, mitgerissene Autos, ausgespülte Gräber und tonnenweise Schlamm waren das Ergebnis der Sintflut. Gott sei Dank kam niemand zu Tode“, erinnert sich Peter Hammer. Die damals noch durch Ensdorf führende Staatsstraße 2165 (Vilstalstraße) war unpassierbar geworden. Landrat Dr. Hans Wagner rief den Notstand aus. Rettungskräfte der Feuerwehren, des THW, des BRK und die Polizei waren pausenlos im Einsatz. Große Hilfe brachte die Bundeswehr (Panzerpionierkompanie 123 und Bereitschaftszug der Kompanie 123), die half, die Straßen wieder passierbar machte.

Feuerwehrpumpen waren über 50 Stunden im Einsatz. Die Feuerwehr Ensdorf, viele freiwillige Helfer und Zivilisten waren bis zum 5. Juli im Dauereinsatz, bis die gröbsten Schäden behoben waren. „Alle packten mit an. Ensdorfer Geschäftsleute und Bürger versorgten uns immer wieder mit Essen und Getränken“, loben die Feuerwehrleute noch heute. Landrat Dr. Wagner sprach von einem „Musterbeispiel menschlicher Solidarität in Krisen“.

Lange allerdings dauerte es noch bis alle Schäden behoben waren. Viele Bürger kritisieren noch heute, dass es zu wenig finanzielle Hilfen von Seiten der öffentlichen Hand gegeben habe.