Ferien auf dem Bio-Bauernhof
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Die Freude der Kinder war reisengroß als sie die kleinen Kälbchen sahen und sie sogar streicheln und füttern durften. „Wenn die männlichen Kälber ein Gewicht von 85 Kilogramm erreicht haben kommen sie fort, die weiblichen Kälber dienen der Aufzucht“, erläuterte Bäuerin Rosi Rester. Probieren durften sie sie frische gekühlte Milch, die ganz anders schmeckt als die aus der Tüte vom Supermarkt. Interessiert zeigten sich die Kleinen im Melkstand, wo sie zusehen konnten, wie eine Kuh gemolken wurde.
Erstaunt zeigten sich die Mädchen und Buben über die Größe der 30 Milchkühe und deren kräftiges Muhen. Manche Kinder ließen sich von Kühen die Hand abschlecken, andere waren eifrig beim Füttern dabei. Frau Rester erklärte den Kleinen auch wie aus der Milch Butter wird und ließ sie beim Melken zusehen. „Nur, wenn Kühe Kälber kriegen, geben sie auch Milch – 20 bis 30 Liter täglich“, erklärte die Bäuerin. Die Kinder fragten, was denn eine Kuh fresse. Das beantwortete Bio-Bauer Josef Rester: „Ganz besonders frisches Gras und Klee, wie ihr gesehen habt. Im Winter Heu. Zudem geschrotetes Korn und Bio-Körnermais. Wenn ihr im Sommer wegen dem nassen Wetter nicht ins Bad gehen könnt, dann gibt’s aber auch kein gutes Getreide“, erläuterte er den Kindern. Vor allem die Buben waren interessiert an den landwirtschaftlichen Maschinen wie Mähdrescher, Bulldog und Rundballenpresse. Das Mitfahren auf dem Bulldog mit anhängender Rundballenpresse machte „höllisch“ Spaß. Alle tobten sich auf den riesigen Rundballen aus Stroh aus.
Dann gab es natürlich auch eine Brotzeit: Bauernbrote mit frischer Bauernbutter, die so herrlich schmeckten, Muffins und kleine Kuchen. Dazu warmen Kaba oder kühle Getränke. Vor allem die Mädchen malten landwirtschaftliche Bilder bunt aus und bastelten lustige Maismännchen. Die Buben spielten derweil Dart, Tischtennis, Kicker oder im Hof Fußball, versuchten aber auch am künstlichen Melkstand im Melken.
Die fünfjährige Luzia (rote, weißgepunktete Mütze) war hellauf begeistert von dem Bauernhof. „Ein Kälbchen und eine Kuh haben mich sogar abgeschleckt als ich sie gestreichelt und gefüttert habe“, erzählte sie der MZ. „Die Kühe sind ganz lieb. Die habe ich gefüttert“, berichteten Mike und Leon, denen das Mitfahren auf dem Bulldog den größten Spaß bereitet hat. Die Resters haben bei dem Nachmittag auf ihrem Bio-Bauernhof den Kindern die Landwirtschaft nähergebracht und ihnen interessante Einblicke gewährt.
Der Naturland Bio-Bauernhof von Josef und Rosi Rester in Rannahof ist seit 1943 in Familienbesitz. 1991 hat Josef Rester den Hof übernommen. Das Ehepaar hat drei Söhne: der 21-jährige Tobias ist Steinmetz, der 19-jährige Christoph lernt Werkzeugmacher und der zehnjährige Josef jun. geht natürlich noch zur Schule. Von den 40 Hektar landwirtschaftlichen Nutzfläche sind 17 Hektar Eigenland, der Rest gepachtet. Auf 16 Hektar Grünland wird Futter für Grassilage, Heu und Grascobs angebaut. Auf 10 Hektar wird Futtergetreide (Roggen und Gerste) angebaut. Auf 14 Hektar wächst Kleegras. 80 Rinder, darunter 30 Milchkühe und Nachzucht leben auf dem Bio-Bauernhof Rester. 400 bis 450 Liter Bio-Milch werden täglich gemolken.
1993 haben die Resters auf Öko umgestellt und sind seit 1994 zertifiziertes Mitglied im Naturland-Verband für ökologische Erzeugung. „Ein ökologisch wirtschaftender Betrieb muss sein Futter selbst erzeugen oder von zertifizierten Öko-Betrieben zu kaufen“, erläuterte Bio-Bäuerin Rosi Rester. „Wir kaufen weder Soja-Schrot oder gentechnisch veränderte Futtermittel zu. Unsere Tiere werden homöopatisch oder mit pflanzlichen Mitteln behandelt. Nur in Ausnahmefällen kommen Antibiotika zum Einsatz, dann aber mit doppelter Wartezeit bis die Milch wieder abgeliefert werden darf.“ Für Josef Rester war die Unabhängigkeit von Kraftfuttermittelzukauf ein Grund für die Umstellung auf „Bio“. „Unsere Kühe haben zwar weniger Milchleistung, dafür aber gesündere und gesündere Tiere. Bio-Milch kann zu einem besseren Preis verkauft werden. Wir haben einen geschlossenen Betriebskreiskauf, Das heißt, alles was erzeugt wird, wird an die Tiere verfüttert. Was diese an Gülle und Mist erzeugen, ist zugleich Düngung für Felder und Wiesen. Es ist also ein naturnaher ökologischer und regionaler Kreislauf auf kurzen Wegen, zudem nachhaltig“, erklärt Josef Rester. „Weniger ist eben mehr!“
Die Öko-Milch vom Rester-Hof wird bei der Molkerei Bayernland vermarktet, das Rindfleisch in Öko-Vermarktung. Ab Hof werden mehrmals im Jahr Fleischpakete von Kalben oder Jungrindern verkauft. Mehrmals wird eine Altkuh geschlachtet und als Salami vermarktet. Erzeugnisse des Bio-Hof Rester sind jedes Jahr beim Tag der Regionen und dem Weihnachtsmarkt Ensdorf zu kaufen: Rindersalami und selbst hergestellt Bauernbutter.