Fastenbier stärkt Leib, Geist und Seele

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

„Fastenbier stärkt Leib, Geist und Seele“, erklärte Pater Odilo Schreger, alias Alfred Wolfsteiner, beim zweiten Bockbieranstich im Kloster Ensdorf zum Begin der „fünften“ Jahreszeit, der Fastenzeit, unter dem Motto „Flüssiges bricht Fasten nicht“.

Nur drei kurze Schläge mit einem Fleischklopfer - ersatzweise mangels eines Bierschlegels -  brauchte Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein, um den ersten Banzen des dunklen süffigen Weltenburger Doppelbocks aus der ältesten Klosterbrauerei der Welt, anzuzapfen. Und das ganz ohne einen „Sprutz“ zu vergeuden.

Zuvor hatte Braumeister Wolfram Seebauer die Unterschiede der verschiedenen Biersorten erklärt und vor allem die Vorzüge des Weltenburger Asam Doppelbocks gerühmt, dessen Alkoholgehalt „knapp unter sieben Prozent“ liegt. Er empfahl diesen nicht zum Durst zu trinken, sondern zum Genuss.

Die beiden Speisesäle waren bis zum letzten Platz gefüllt. „De 3 Andern“  sorgten von Anfang an für Stimmung mit Zwiefachen und anderen Besonderheiten, ermunterten zum Mitsingen und Schunkeln. „Holleri, Hollero, a jeder nimmt sei Weib, ob’s regnt oder schneibt. Holleri, hollero, jeder nimmt sei Weib zum Zeitvertreib“, erklang u.a. in den so „heiligen Hallen“ des Klosters.

Die Klosterküche hatte mit zünftigen Speisen aufgewartet: „Speißmeisters Krustenbraten“ (in rauschiger Starkbiersoße mit Erdäpflknödl und Bayrisch Kraut), „Sauerne Zipfel“ (im Wurzelsud mit Zwiebl und Spitzl), „Wurstsakat nach Klosterart“ (mit Essiggurke, Zwiebel, Schnittlauch und Brot und schei sauer ogmacht mit Bieressig) oder „Qbatzda“ (g’hörig ogmacht mit Zwiebl, Radieserln und Brezln).

Attraktion zum Beginn der fünften Jahreszeit im Kloster war aber „Pater Odilo Schreger“, einem Zeitgenossen von Abt Anselm Desing , der über 50 Jahre im Kloster Ensdorf in Ensdorf in verschiedenen Funktionen wirkte. Odilo Schreger alias Diplom Bibliothekar  Alfred Wolfsteiner, trug in den Ensdorfer Klostergewölben aus dessen  Bestseller „Speiß-Meister“ köstliche Begebenheiten vor. „Bier macht starck, mehrt Fleisch und Blut, den  Stuhlgang es befördern thut; Feucht asn den Leib, jühlz den Harn, blast mit den Winden den Darm.“ Natürlich vergaß er auch nicht den Krug mit dem edlen Gerstensaft mit einem „ergo bibamus. Prost“ zu heben. Zum zünftigen Gebrauch von Alkohol hatte Schreger schon vor rund 250 Jahren geschrieben: „Die Truncksucht ist ein  eine große Schand.“ Und charakterisierte en Säufer: „Erstens hat er eine Nasen, als wäre sie mit Kupfer beschlagen, ja das ganze Angesicht ist wie preussisch Leder: Die Nase tröpfelt, wie ein zerlexter Schleiff-Kübel: Die Augen verkehrt wie ein abgestochener Geiß-Bock, das Maul sayffer wie ein Faimlöffel: Die Füße gehen, wie gehen wie in Garbn-Haspel; Ja alle Gebärden seynd also beschaffen, dass er von jedermann für einen Narren ausgelacht wird“.

Über die Ernährung wusste Pater Odilo Schreger: „Das Fressen hat bey jetziger Weltakso eingerissen, dass man nicht mehr, wie man nicht mehr, wie vor diesem gemeinden teutschen Kocherey vorlieb nimmt; sondern auf französische Manier zugerichtet werden ….“ ,  Er fasste zusammen: „es frisst der Ochs, es saufft der Esel, niemahls über die Maaß … Der Mensch allein frpßt und säufft  nicht menschlich sondern viehisch.“ Dann zitierte er noch Tischsitten aus dem „Speiß-Meister“, Resümierte über die Eitelkeit der Welt und die damals und heutige Jugend, was gesund und ungesund ist, wie das Bier beschaffen sein soll und schließlich von Abraham a Santa Clara über die Zustände der Welt, nämlich über die „Lügen und das Geld“ sowie „Freud’ und Leid im Ehestand“.