Ensdorfer Spontan-Schulfasching
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Alle 111 Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und das Personal, der Elternbeirat und sogar Bürgermeister Markus Dollacker feierten mit. Fast alle waren fantasievoll bunt maskiert, tanzten, zogen in einer langen Polonäse durch das Gebäude und feierten kräftig Fasching. Der Elternbeirat hatte dazu kostenlos Salzbrezeln und Negerküsse spendiert. „Kurz entschlossen haben wir uns dazu entschlossen. Die Kinder sollen ja trotz Finanz- und Wirtschaftskrise Freude haben“, erklärte Elternbeiratsvorsitzende Ingrid Reinhardt der „Mittelbayerischen Zeitung“. „Wir wollten den Kindern etwas Gutes tun. Schule soll Freude machen. Schule soll nicht nur ein Haus des Lernens sein, sondern auch ein Haus, in dem Freude herrscht, ein ‚Freudenhaus’.“
Schulleiter Siegfried Seeliger begrüßte sein närrisches Volk, Schülerinnen und Schüler, Bürgermeister, Elternbeirat, Lehrkräfte und Mitarbeiter zum „Ensdorfer Spontan-Schulfasching“, der unter dem Motto „UNS IS NIX Z’ BLÄD“ stand. Bevor richtig losgelegt wurde, verwies er auf die mit dem Schulforum geänderte vorläufig neue Hausordnung. Deren Ziel es ist, dass jeder seine Ideen dazu einbringt. „Im Schuljahr 2009/2010 gibt es eine echte neue Hausordnung“, versprach er. „Macht mit! (Mit Hirn)“, rief er dazu auf. Im Lernplaner habe er geschrieben, wie er sich das Miteinander an der Volksschule Ensdorf vorstelle. Dann kam Seeligers Gardinenpredigt in Versform: „So wie’s da steht, so fänd’ ich’s toll, zuletzt jedoch gab’s Zorn und Groll. So mancher meint, er müsst’s probiern, und Zwistigkeiten provoziern! Das aber find ich gar nicht toll! – Und wird’s nicht anders – glaubt es mir, gibt’s seitenweise DIN A4: Die füll’n sich nicht von ganz allein – denn: 20mal das Gleiche, das soll’s nicht mehr sein. Besinnen, was du falsch gemacht, heißt erst mal lang … lang … nachgedacht! Viel besser ist’s – seht es doch ein – Ihr lasst den Blödsinn wieder sein! Seid ihr, vernünftig, cool und nett, habt ihr bei mir ’nen Stein im Brett. Zusammen sind wir eine Macht – allein hat’s keiner besser! Dass Schule allen Freude macht, das fänd’ ich doch viel kesser!“
Im Namen der ganzen Volksschule Endorf bedankte sich dann Schulleiter Siegfried Seeliger „bei einem, der es gar nicht gerne habe, wenn man ihn ach vorne hole. Doch Hausmeister Stefan Reinwald bleib nichts anderes übrig: Er wurde von zwei hübschen „Gardemädchen“ hervorgeholt. Seeligers Laudatio: „Ich war schon in mancher Schul’, von Regensburg bis Weiden, und oft – so muss ich es schon sagen, konnt’ einen ich nicht leiden: Der sollte Ordner, Helfer sein, doch hatte er der kaum Lust, war nie zu finden, wo er sollt’ sein – die Schüler schroben Frust! - Ganz anders ist es gottlob hier – Du musst nicht lang, braucht einer etwas, ist er hier – du triffst ihn stets am Gand! Er sieht die Arbeit, nimmt sich an, er hilft wo Not am Mann! Nur der, der weiß, wie’s sonst wo ist, der kann das wirklich schätzen! Wer’s mir nicht glaubt, kann’s ausprobieren – drum lasst die Zweifler schwätzen! Ihr wisst längst, wen damit ich mein’, der hier nicht zu ersetzen - Auch das, was heute läuft, ist wieder viel sein Tun, und wenn wir lang zu Hause sind, wird er noch längst nicht ruhn! Jetzt soll er einmal hier nach vorn, verdienten Dank sich holen, den Oden, den er jetzt bekommt, der ist ganz frisch gestohlen …!“
Dann überreichte dem Bürgermeister Markus Dollacker dem völlig perplexen Hausmeister Stefan Reinwald den ersten „Haus- und Hoforden der Volksschule Ensdorf (mit Goldrand und am Bande). Schülerinnen und Schüler klatschten begeistert Beifall- was für einen Hausmeister eigentlich nicht so üblich ist und stimmten spontan unter Applaus das „Leberkäslied“ an. Nun erst ging’s erst so richtig los mit dem Endorfer „Spontan-Faschings-Schulfasching“ unter dem Motto „Uns is nix z’ bläd“. Da fegten herrlich maskierte Schülerinnern und Schüler in einer langen Polonäse durch Pausenhalle, schnappten sich so manche Lehrkraft zu einem fetzigen Tanz oder versuchten anderweitig ihr Faschingsglück.
Erfreulich: Ab 12.30 Uhr halfen alle nach dem Motto von Heinz Erhard zusammen: „Kommt! –lasst von Tonne zu Tonne uns eilen – wir wollen dem Müll eine Abfuhr erteilen !“