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Don Bosco Fest 2016

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Die Pfarrkirche St. Jakobus ist langfristig wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen. So mussten die Salesianer Don Boscos auch heuer in den Mehrzweckraum ihres Bildungshauses ausweichen. Sie feierten den Geburtstag ihres Ordensgründers, des heiligen Johannes Bosco, und den Abschluss des von Papst Franziskus ausgerufenen „Jahr der Orden“.

Kein Platz war am Sonntag mehr frei beim feierlichen Festgottesdienst, den die „Martinsgänse“ aus Amberg unter Leitung von Bernhard Müllers beschwingt musikalisch umrahmten. Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein sowie die Patres Joannes Schreml, Johannes Simon, Clemens Mörmann, Josef Wenzl, Franz Kobras und Pfarrer Alois Hofmann feierten ihn in Konzelebration, unterstützt von Bruder Johannes Bosco vom Kloster Speinshardt, mit Abt Hermann Josef Kugler vom Prämonstratenserkloster Windberg, der auch die Festpredigt hielt, den Gottesdienst.

„Wo Ordensleute sind, da ist Freude“ und „Eine Nachfolge in Traurigkeit ist ein Trauerzug“, zitierte der Abt eingangs Papst Franziskus, der den Ordensleuten auch ins Stammbuch geschrieben hat: „Unsere Berufung ist es nicht, heldenhafte Taten zu vollbringen oder hochtrabende Worte zu machen, sondern die Freude zu bezeugen, die aus der Gewissheit stammt, von Gott geleibt zu sein, und uns vom Vertrauen, zu den Erlösten zu gehören.“ Diese Freude, die aus der Gewissheit stammt, von Gott geliebt zu werden, habe auch den hl. Johannes Bosco geprägt.

„Was ist der Unterschied zwischen einem Menschen und einem Autoreifen?“ fragte der Prediger. „Ein Autoreifen muss mindestens drei Millimeter Profil haben!“ In dieser Scherzfrage sei das Bedauern verpackt, dass es so wenige Menschen mit Profil gebe. Damit verbunden sei auch die Kritik, dass viele ihren Weg nicht mutig und geradlinig gehen. Und sie bringe die Enttäuschung zum Ausdruck, dass kaum jemand für seine Überzeugung einsteht, wenn er auf Widerstand stößt oder Nachteile befürchten muss. „Auch in der Kirche heißt es oft: Hätten wir doch etwas mehr profilierte Christen; mehr Christen, die ihrem Glauben ein Gesicht und klare Kontur geben. Berufung – Bekenntnis – Gottvertrauen, wie es Don Bosco umgesetzt und gelebt hat, können zu einem Christsein mit Profil weiterhelfen. Alle Christen haben ihre Berufung, ihren Lebensauftrag, ihr Charisma. Es kommt darauf an, diese Berufung zu entdecken, genau hinzuhören, was Gott aus unserem Leben machen will“, erklärte Abt Kugler. „Was kann ich? Was will ich? Wofür möchte ich mich stark machen? Wenn ich diesen Fragen nicht ausweiche, gewinnt mein Leben an Konturen.“

Wer seinem Christsein Profil geben wolle, müsse auch in der Öffentlichkeit zu dem stehen, was ihm wichtig sei. Der werde mit Widerständen rechnen und trotzdem versuchen, einen geraden Weg zu gehen, werde sich zu seinem Weg bekennen. Proteste gegen Missstände und Eintreten für die Wahrheit können einsam machen und man muss mühsam lernen, ohne die Wertschätzung anderer zu leben. Auch der hl. Johannes Bosco habe die kritischen Blicke seiner Zeitgenossen auf seine Erziehungsmethoden, die nicht auf Strenge und Strafe, sondern auf Vertrauen und das Annehmen des Einzelnen beruhen, erleben und ertragen müssen. „Trotzdem hat er sich nicht von seinem Weg abbringen lassen. Und der Erfolg gab ihm letztlich auch Recht. Auch wir werden immer wieder entscheiden müssen: Stehe ich zu meiner Überzeugung, sage ich, dass mir Gottesdienst, Glaube und Kirche etwas bedeuten? Oder schlängele ich mich durch, rede anderen nach dem Mund, schweige um des lieben Friedens willen und riskiere damit, dass mein Leben an Eindeutigkeit und Kontur verliert?“ gab der Prediger zu bedenken.

Wer seinem Christsein Profil geben will, braucht Gottvertrauen, engagierte Gelassenheit, die nichts mit Passivität zu tun haben, sondern mit dem Vertrauen, dass Gott alles zu einem guten Ende führt. Dieses Gottvertrauen habe auch Don Bosco geprägt. Das Vertrauen auf Gott verleiht uns Flügel. So können wir vieles bestehen und überstehen. „Mit dieser Zusage Gottes zu leben, das könnte uns helfen, unser Selbstwertgefühl nicht vom Wohlwollen anderer abhängig zu machen und es könnte eine klare Linie in unser Leben bringen“, betonte Abt Hermann Josef Kugler. Er schloss seine Festpredigt mit den Worten: „Berufung – Bekenntnis – Gottvertrauen. Das sind drei Kennzeichen für ein profiliertes Christsein. Es sind drei Grundhaltungen, die wir lernen und einüben können. Autoreifen mit Profil hinterlassen Eindrücke und Spuren. Der hl. Johannes Bosco hat große Spuren hinterlassen, die in den salesianischen Gemeinschaften bis heute spürbar sind. Und viele andere Christen mit Profil hoffentlich auch!“

Beim anschließenden Stehempfang im Foyer des Bildungshauses des Klosters war Gelegenheit zum Gespräch und gegenseitigen Kennen lernen. Dazu spielte schmissig die Don-Bosco-Blaskapelle Ensdorf unter Leitung von Georg Bayerl.

Don Bosco

Johannes Bosco stammt aus ärmsten, bäuerlichen Verhältnissen, wurde am 16. August 1815 in dem kleinen Ort Becchi bei Turin geboren und wurde bereits mit zwei Jahren Halbwaise. Schon in jungen Jahren hatte er den Wunsch, Priester zu werden. Er erlernte nebenbei handwerkliche Berufe und wurde 1841 zum Priester geweiht. In Turin lernt er die Schattenseiten der schnell wachsenden Industriestadt kennen: Viele Jugendliche leben auf der Straße, suchen Arbeit, landen im Gefängnis. Er kümmert sich um sie und verbringt viel Freizeit mit ihnen. Dann fängt er an, sie zu unterrichten in Lesen, Schreiben und Katechismus.

Als Don Bosco Räume bekommt, gründet er das „Oratorium“, die Keimzelle alles Späteren. Es ist ein offenes Haus für junge Menschen, besonders die Ärmeren; ein Haus zum Leben, Spielen, Lernen und Einüben des Glaubens. Später gründet Don Bosco Lehrwerkstätten, Schulen, schließt Ausbildungsverträge ab und sammelt eine immer größer werdende Schar von Helfern um sich. Aus Kern dieser Helfer entwickelt sich die die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos – benannt nach dem heiligen Bischof Franz von Sales (+1622), den Don Bosco wegen seiner Güte und Menschenfreundlichkeit sehr verehrte.  

Don Bosco stirbt nach lebenslangem Einsatz für die Jugend am 31. Januar 1888. Am Ostersonntag 1934 wird er von Papst Pius XI heiliggesprochen. Anlässlich der Hundertjahrfeier seines Todes erklärte Papst Johannes Paul II. ihn zum „Vater und Lehrer der Jugend“. Sein Grab befindet sich in der Maria-Hilf-Basilika in Turin. Don Bosco wird auch häufig als „Apostel der Jugend“ bezeichnet. Don Bosco ist ein „fröhlicher Heiliger für die Jugend dieser Welt“.

Salesianer

Heute leben und wirken weltweit 15300 Salesianer  Don Boscos in 132 Ländern der Erde, betreuen rund 16,5 Millionen Jugendliche in 2372 Jugendzentren, Oratorien und Schülerheimen, 4469 allgemeinen Schulen, Berufs- und Wirtschaftsschulen sowie 1168 Straßenkinder- und Sozialprogrammen und vielen weiteren Einrichtungen und Arbeitsbereichen.

13000 Don Bosco Schwestern betreuen etwa 3 Millionen Jugendliche in 2057 Kindergärten und Schulen, 1087 Jugendzentren und Oratorien, 1210 Förderprogrammen für Frauen, Migranten und ethnischen Gruppen, 568 Familien-Förderprogrammen und Besuche in den Dörfern, 431 Jugendwohnheimen sowie 230 Wohngruppen für gefährdete Mädchen und junge Frauen und vielen weiteren Einrichtungen und Arbeitsbereichen.

Die Zahl der Salesianischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beträgt rund 35000. Etwa 265000 sind haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Vereinigung der Ehemaligen der Salesianer Don Boscos und der Don Bosco Schwestern zählt rund 200000 Männer und Frauen.