Der Ortskern darf nicht aussterben

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Seit Mai vergangenen Jahres ist der jetzt 40-jährige Markus Dollacker (CSU) 1. Bürgermeister der Gemeinde. Die MZ befragte ihn zu Entwicklungs- und Zukunftsaussichten und einer Standortbestimmung seiner Gemeinde.

Bezüglich der Bevölkerungsentwicklung müsse sich die Gemeinde langfristig darauf einstellen, „dass aus einer Einwohnerstagnation gar ein Rückgang wird“, so Dollacker. „Umso notwendiger ist, dass wir neben der herrlichen Landschaft möglichst viel Lebensqualität bieten.“ Für ihn heißt das u. a. Einkaufsmöglichkeiten halten und neue schaffen, ärztliche und pharmazeutische Versorgung, Erhalt des Kindergartens und der Hauptschule in Ensdorf, Kleinkinderbetreuung, Mittagessen und Nachmittagsbetreuung der Schüler, Wiederbelebung des Ortskerns. „Der Ortskern darf nicht aussterben.“ Wichtig für Dollacker ist auch die Fortführung der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Kloster der Salesianer.

Die Ausweisung von Baugebieten hält der Bürgermeister für unabdingbar. In Wolfsbach entsteht gerade das Baugebiet „Am Hammerberg“ mit 16 Bauparzellen. In Thanheim kann schon jetzt gebaut werden und in Ensdorf ist langfristig ein neues Baugebiet nötig. „Wohnbaugebiete bringen nicht nur neue Einwohner sondern über die Einkommensteuer Geld in den Gemeindesäckel. Junge Familien sorgen zudem für die Auslastung des Kindergartens. Sie sind auch für den Erhalt der wohnortnahen Hauptschule wichtig“, betont der Gemeindechef. Ein Gewerbegebiet und Gewerbeansiedlungen sind für Dollacker problematisch - auch wegen der der momentanen Wirtschaftskrise. „Wir bleiben aber dran“, verspricht er. Speziell in Ensdorf sähe er gerne weitere kleinere Betriebe.

Als dringend notwendig erachtet Dollacker die Aktualisierung des Flächennutzungsplanes mit Grünplan- und Landschaftsschutzgebietsweisung, die anstehenden Brückensanierungen sowie Straßenerhalt und Straßenausbau. Dass die Schulden der Gemeinde trotz notwendiger Investitionen weiter abgebaut werden müssen, ist für ihn selbstverständlich und für den Erhalt der Flexibilität der Gemeinde erforderlich.  

„Im Vergleich zu anderen Gemeinden aber will ich Ensdorf nicht als besonders kinder- oder seniorenfreundlich ausrufen, denn uns sind alle Bürger gleich wichtig. Im Reigen der Landkreisgemeinden ist Ensdorf  mehr landwirtschaftlich strukturiert. Wir wollen und werden weiter eine Wohngemeinde bleiben ohne große Industrieansiedlung. Die Landwirtschaft soll bei uns überleben können“, betont Bürgermeister Dollacker.

Im ZEN (Zentrum für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit) sieht der Bürgermeister ein „tolles Aushängeschild“ für seine Gemeinde, auch wenn es für alle Kommunen des Landkreises da ist und alle Gemeinden vom Gedanken der Nachhaltigkeit erfassen will. Mit der energetischen Sanierung des Ensdorfer Rathauses will man in Ensdorf ein Zeichen setzen. Mit dem Anschluss des Gebäudes an die Hackschnitzelheizung des Klosters zusammen mit der Werkstatt des Autohauses Dollacker, Ärztehaus und Cafe, WIB GmbH, der Salesianerdruckerei und der geplanten Kommun-Brauerei entsteht ein kleines Nahwärmenetz mit Versorgung durch erneuerbare Energie. „Dies dient der Nachhaltigkeit und ist vorbildlich“, betont der Bürgermeister. Sein Wunsch: „Ensdorf soll Vorreiter in Sachen erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit werden.“ Dollacker verspricht auch die Aufstellung eines Energieplan 2020 zur noch besseren Nutzung der Solarenergie und anderer erneuerbarer Energien. Eine Solartankstelle ist bereits in Planung.

Die Gemeinde Ensdorf ist mit der Ortschaft Hirschwald Namensgeber des Naturparks Hirschwald. „Ensdorf ist sicherlich auch Ausgangspunkt für den Naturpark. Erste bürokratische Hürden müssen noch überwunden werden. Ich freue mich aber, dass das erste geförderte Projekt die Neupräsentation der prähistorischen Siedlung ‚Steinbergwand’ ist.“ Dann stellt Dollacker im Gespräch fest: „Der Naturpark Hirschwald ist wichtig für alle Naturparkgemeinden, damit sie besser zusammenarbeiten und zusammenfinden, einen gemeinsamen Weg beschreiten. Der Naturpark Hirschwald fördert die regionale Zusammenarbeit der Gemeinden. Erst in zweiter Linie sehe die Belebung des sanften Tourismus und der Naherholung in freier Natur.“ Wünschenswert sieht der Ensdorfer Bürgermeister in diesem Zusammenhang, dass auch in der Gemeinde Ensdorf Gastronomie und Beherbergungsbetriebe erhalten, sich entwickeln und ausgebaut werden.