Bibelkreis zum Abschluss der Fastenzeit
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Sich von jemanden die Füße waschen zu lassen, diese Erfahrung ist offenbar nicht unbedingt eine ganz selbstverständliche Angelegenheit. Das Beispiel und Vorbild unseres Papstes Franziskus ist ja überall in der Kirche bekannt. Letztes Jahr ging er als Bischof von Rom in ein Jugendgefängnis, wusch sogar einer muslimischen Frau die Füße – und heuer ging er in ein Altersheim in einer Pfarrei in Rom.
Der Evangelist Johannes ist der einzige, der in seinem Evangelium von diesem so glaubwürdigen Zeichen Jesu ganz deutlich erzählt. Petrus weist bekanntlich diesen Dienst Jesu dann zunächst spontan zurück, lässt sich aber doch überreden, diesen für die damalige Zeit sehr sklavischen, also niedrigen Dienst, an sich vornehmen zu lassen. Es gibt einige Pfarrgemeinden, die dieses schöne Zeichen Jesu bewusst als Gedächtnis- und Erinnerungszeichen an seinen biblischen Auftrag gerade an diesem traditionellen vorösterlichen Gründonnerstag umsetzen. Vor 10 bis 20 Jahren bestand diese katholische Tradition noch in mancher Pfarrgemeinde mehr.
Der Teilnehmerkreis im Klosterdorf – darunter ein Gast aus dem Rheinland, der über die Osterfeiertage zwei Wochen als „Zeit der Besinnung und Ruhe“ in Ensdorf für sich gestaltet, war sehr angetan von diesem überzeugenden Zeichen aus dem Evangelium Jesu und diesem ganz besonderen persönlichen Anliegen Jesu. Nicht nur für die Jünger damals vor 2000 Jahren, sondern für jeden Christen in unserer heutigen modernen Zeit ist diese so konkrete Praxis der Fußwaschung Jesu immer wieder sehr überraschend.
Die allgemeine Ansicht im Bibelkreis war: nicht nur junge Menschen könnten durch diesen überzeugenden Beitrag wieder mehr nachdenken - oder gar zurückfinden in die intensiven kirchlichen Gottesdienste - gerade an den jährlichen Ostertagen.