Bibel-Kreis zum Palmsonntag
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Aber es stellt sich bald heraus, dass die Massen eine falsche Vorstellung von dieser Messias-Hoffnung verbreiteten, da Jesus diese eher politischen Wünsche der Menschen nach einer radikalen Befreiung von der brutalen Besatzungsmacht der Römer - wie sie z.B. auch der Apostel Judas vertrat - total zurückwies. Die Faszination für den heiligen Propheten und großartigen Wundertäter Jesus nahm deswegen sehr schnell ab und nach dem „freudigen Hosianna“ können wir schon bald das unbarmherzige „Kreuzige ihn“ hören.
Der Bibelkreis - dieses Mal erfreulich mit 18 Teilnehmern - wollte diesem überraschendem Stimmungsumschwung von damals intensiv nachspüren und so stellte Pater Josef Wenzl die zentrale Frage, wie ein jeder von uns sich wohl damals persönlich verhalten hätte. Wären wir auf der Seite der bewundernden Anhänger Jesu gestanden oder hätten wir ihn zusammen mit den Pharisäern am liebsten in die Wüste geschickt, weil er sich zu Unrecht göttliche Macht anmaßen würde? Inge Roidl aus Ensdorf fügte hinzu, dass es heute durchaus schwer fallen würde, als Einzelner von seinem christlichen Bekenntnis, etwa am Arbeitsplatz, Zeugnis abzulegen. Sich zu seinem Christsein offen zu bekennen, wäre einfach motivierender, ja irgendwie leichter, wenn man in eine bestimmte Gemeinschaft überzeugter Gläubiger integriert wäre, ergänzte Petra Schimmelpfennig. Das könne sogar die eigene Pfarrgemeinde oder ein interessierter Hauskreis oder ein Kloster oder eben eine engagierte Bibelrunde sein. Renate Graf aus Rottendorf führte weiter aus, dass der derzeitige Papst Franziskus in seinem sehr glaubwürdigen Verhalten als Bischof von Rom eine zutiefst aufmunternde christliche Glaubensweise an den Tag lege, die auch viele über die Kirche hinaus Gott sei Dank positiv anspreche. „Und dieser Mann müsste eigentlich wegen seiner großen Verdienste schon heute in der Kirche heiliggesprochen werden“.
Um aber das Oster-Evangelium richtig verstehen zu können, betonte Pater Alfred Lindner, sollte jeder in den kommenden Feiertagen die ganze Passions- und Leidensgeschichte Jesu in den Blick nehmen, eben die ganze Bibel lesen und nicht nur den Kreuzweg sehen, sondern vor allem auch die zentrale und befreiende Botschaft von Jesu Auferstehung. Das wäre dann der stimmige Versuch einer religiösen Antwort z.B. auf die berechtigten Fragen der betroffenen Angehörigen des neuesten Flugzeugunglücks über den Französischen Alpen mit 150 Toten. Warum mutet uns Gott dieses Leid zu? Weil er uns als Belohnung für unsere Treue auch das Wunder unserer tatsächlichen Auferstehung von den Toten zumuten möchte!
Beim allerletzten Bibelgespräch am Montag in der Karwoche, den 30. März um 19.00 Uhr sind alle Teilnehmer herzlich eingeladen, auch an dem schönen biblischen Zeichen Jesu von seiner beispielhaften Fußwaschung teilzunehmen. Willkommen sind jung und alt, die die heurige Karwoche in besonderer Weise mit diesem vorbildlichen Zeichen Jesu beginnen wollen, und zwar nicht nur mit Worten und Gesprächen, sondern gerade auch mit dieser konkreten Tat.