Besinnliche Adventliche Stund

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

„Alle Jahre wieder kommt unsere „Adventliche Stund“, heuer schon zum 21. Mal“, erinnerte Initiator Georg Bayerl. „Diese besinnliche Stunde soll helfen, auf die Ankunft unseres Herrn vorzubereiten, zum a bisserl Abschalten vom Stress und der Hektik des Alltags“, versprach er. Schon traditionell ist die „Adventlichen Stund’“ der Ensdorfer Volksmusikgruppen am dritten Adventsonntag im Theatersaal des Klosters.

Mit dem Adventsruf „Wachet auf ihr Menschenkinder“, gespielt von den Bläsern, begann die Einstimmung auf das Weihnachtsfest. Im Anschluss daran sangen alle „Wir sagen euch an…“, begleitet von der Bläsergruppe bevor die Ensdorfer Stubenmusik mit der „Leonhards Arie“ und der Dreigesang mit „Es wird ein Stern aufgehen“ zu Martin Sollfrank, der heuer die nachdenklich-besinnlichen Texte sprach.

Er ging auf die Geschichte des Adventskranzes ein, der erstmals vor 83 Jahren in einer evangelischen Kirche in Norddeutschland aufgehängt wurde, und erst 1925 von der katholischen Kirche übernommen wurde. Heute ist er in jeder christlichen Familie zu finden und zum Standardsymbol für den Advent geworden. „Die Bedeutung der vier Kerzen sind Frieden, Glaube, Liebe und Hoffnung“, erklärte Martin Sollfrank.

„Eröffnet die Pforten“ spielte das Flötenquartett, der Dreigesang „Maria hör den Engel an“ und das Klarinettentrio „Trat ein Himmelsbot“. „Die erste Kerze heißt Frieden und Jesus wird auch Friedensfürst genannt. Doch was ist Frieden?“ fragte der Sprecher. Der Philosoph Spinoza sagt: Friede ist nicht Abwesenheit von Krieg. Friede ist eine Tugend, eine Geisteshaltung, eine Neigung zu Güte, Vertrauen und Gerechtigkeit.“ Dazu erzählte Sollfrank die indianische Geschichte „die zwei Wölfe“. Der Großvater erzählte seinem Enkel am Lagerfeuer, dass jeder Mensch zwei Wölfe in sich habe, die sich bekämpfen. Der eine sei der Wolf des Friedens, der Liebe und der Freundlichkeit, der andere der des Hasses, der Gier, des Geizes und der Angst. Der Enkel habe gefragt, welcher der Wölfe in ihm wohne. Der Großvater habe geantwortet: „Der, den du fütterst!“ „Lasst uns den richtigen Wolf in uns füttern, indem wir unser Leben nach den christlichen Tugenden ausrichten und uns nicht anstecken lassen von den falschen Idealen einer gewinnorientierten Gesellschaft, in der der Mensch nichts mehr zählt, sondern nur noch der Profit im Vordergrund steht!“ forderte Sollfrank die Besucher auf. „Am Frieden muss jeder jeden Tag neu arbeiten. Zum Frieden gehört auch, dass man verzeihen kann.“ Hoffnungsvoll sei der Gruß der Engel gegenüber den Hirten in der Weihnacht: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind.“

„Ach mein Seel, fang an zu singen“ spielten die Bläser und alle stimmten mit ein. Die Ensdorfer Stubenmusik spielte die „Mitterndorfer Redoute“, das Blechbläserquartett eine adventliche Bläserweise und das Klarinettentrio stimmte die „Pastorella“ an.

„Die zweite Kerze der Adventskranzgeschichte trägt den Namen Glaube“, so der Sprecher. Sie habe gedacht, dass sie überflüssig wäre, weil die Menschen von Gott nichts mehr wissen wollen. „Viele Menschen in unserer Gesellschaft wissen gar nicht mehr, welche Bedeutung christliche Feste und Traditionen wie etwa Advent und Weihnachten haben. Es tut mir weh, wenn in Deutschland von einer politischen Partei der Lichterumzug zu Sankt Martin in ‚Sonne-Mond-und Sterne-Fest’ umbenannt und die Figur des Heiligen auf dem Pferd und die Legende der Mantelteilung  nicht mehr aufgeführt werden soll“ erklärte Sollfrank. „Die katholische Kirche ist kein Verein, sondern wurde von Jesus Christus selbst ins Leben gerufen, um allen Menschen das Evangelium zu verkünden, Frieden zu bringen, Not zu lindern und vieles mehr. Besinnen wir uns wieder auf das Wesentliche – gerade jetzt im Advent.“ Der Sprecher trug das Gedicht „Was ist Advent?“ von Anette Pfeiffer-Klärle vor.

Musikalisch ging die Adventliche Stund’ weiter mit „Hirtenweise“ des Flötenquartetts, „Felsenharte Bethlehemiten“ von Bläsern und Dreigesang sowie „Es blühen die Maien“, gespielt von der Ensdorfer Stubenmusik.

Mit dem Namen Liebe für die dritte Kerze ist Nächstenliebe gemeint, das wichtigste Gebot des christlichen Glaubens. Christus sagt „Liebet einander wie ich euch geliebt habe.“ Wenn man den Weihnachtsbaum mit glänzenden Kugeln, mit Sternen und Lametta schmückt, an vielen Feiern teilnimmt, aber nicht Jesus Christus im Herzen hat, dann hab man nicht begriffen, worum es eigentlich geht. „Die Liebe unterbricht das Backen, um das Kind zu umarmen. Die Liebe lässt das Dekorieren sein und küsst den Ehegatten. Die Liebe ist freundlich trotz Eile und Stress. Die Liebe beneidet andere nicht um ihr Haus mit ausgesuchtem Weihnachtsporzellan und passenden Tischtüchern. Die Liebe schreit die Kinder nicht an, sie sollen aus dem Weg gehen, sondern ist dankbar, dass es sie gibt und sie im Weg stehen können. Die Liebe gibt nicht nur denen, die etwas zurückgeben können, sondern beschenkt gerade die mit Freuden, die das Geschenk nicht erwidern können“ mahnte Martin Sollfrank. „Wollen wir also die Hoffnung, der Name der vierten Kerze in der Adventkranzgeschichte, auf friedvolle, liebenswerte und glaubensreiche Weihnachten nicht aufgeben – denn schließlich liegt es auch ein bisschen an uns selbst, wie wir uns auf das Fest im Advent vorbereiten und welche Art Weihnachten wir feiern.“

Die „Adventliche Stund“ endete mit „Es ist uns eine Zeit angekommen““, dem von allen gesungenen „Macht hoch die Tür ...“ und einer „Pastorale“ der Bläser.

Der Erlös der Adventliche Stund“ wird heuer gespendet für ein Salesianerprojekt in Südchina zur Berufsausbildung von Jugendlichen aus armen Familien. Spenden können auch eingezahlt werden bei der Pax Bank Köln, Konto 22 37 80 15, Bankleitzahl 370 601 93, Kennwort: Deutsche Provinz der Salesianer Don Boscos Missionsprokura.