Ausstellung "Kirche in der Karikatur"

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

„Das ist mal etwas ganz anderes! Da kann man herrlich über Kirche schmunzeln oder gar herzhaft lachen, sich aber auch ernsthafte Gedanken machen“, sagt der Direktor des Salesianerklosters Ensdorf, Pater Georg Matt und macht es gleich vor. Gemeint hat er die Ausstellung „Kirche in der Karikatur“ unter dem Motto „Um Himmels Willen“, die bis Dreikönig im Kreuzgang des Klosters zu sehen ist.

Die Wanderausstellung, die im vergangenen Jahr anlässlich des 1000-jährigen Bestehens des Bistums Bamberg zusammengestellt worden ist, hat Pater Matt selbst nach Ensdorf geholt. Dort sind im Kloster viele Karikaturen von 18 namhaften Karikaturisten zu sehen, die sich mit dem Thema Institution Kirche und Kirche im weitesten Sinn befasst haben. Darunter Zeichnungen etwa von  Dieter Hanitzsch und Barbara Henniger, Fritz Behrendt und Fred Marcus, Reinhard Löffler und Gerhard Mester, Thomas Plaßmann und Freimut Woessner, Horst Haitzinger und Kostas Koufogiorgos, Gertraud Funke und Rainer Ehrt, Bubec und Luff, Reiner Schwalme und Heiko Sakurai, Lothar Otto und Gerhard Glück.

Karikaturen übertreiben bekanntlich bewusst, oft unterlegt mit leiser Ironie, um dadurch ihre Aussageabsicht zuzuspitzen. Typische Züge einer Person, eines Ereignisses oder einer Institution werden absichtlich verzerrt, um den Betrachter zum Nachdenken zu bringen und ihn zu einer eigenen Stellungnahme anzuregen.

„Die Kirche besteht aus Menschen, die auch Fehler haben und die Fehler machen – und sie besteht aus Menschen, die solche Fehler beobachten und sich ihre eigenen Gedanken dazu machen“, schreibt Dr. Ludwig Schick, Erzbischof von Bamberg, im Vorwort des Ausstellungskataloges der Wanderausstellung „Kirche in der Karikatur“. Dieses Nachdenken über sich selbst hat auch ohne die Lupenwirkung einer Karikatur Bedeutung. Der Karikaturist verstärkt durch Bild und Text den Prozess der Selbstreflexion. „Man kann Karikaturen daher als Spiegel betrachten, die sich auch die Kirche vorhalten lassen kann, um besser zu erkennen, wie sie aussieht und auf andere wirkt. Gerade für Insider können Karikaturen ein heilsames Gegenmittel gegen drohende Betriebsblindheit sein. Es tut auch der Kirche gut, manchmal über sich selbst zu lachen und dabei ins Nach-Denken über sich zu kommen. Selbsterkenntnis ist die erste Voraussetzung für eine Besserung“, so der Erzbischof. „Möge die Ausstellung ‚Kirche in der Karikatur’ dazu beitragen, dass die Christen und die ‚Institution Kirche’ sich selbst immer so wichtig nehmen, dass sie sich den Spiegel vorhalten und vorhalten lassen, damit sie auch ihre ‚Flecken, Falten oder andere Fehler’ (Eph 5,27) erkennen und sich entsprechend korrigieren.“

Der Besuch der Ausstellung „Karikatur in der Kirche“ in Ensdorf ist allen wärmstens zu empfehlen. Gläubigen und auch solchen, die ein gespanntes Verhältnis zur Kirche haben. Zum Über-Sich-Selbst-Lachen und zum Nach-Denken und Gedanken-Anstoßen.

Der Eintritt zur Ausstellung „Karikatur in der Kirche“ im Kreuzgang des Ensdorfer Klosters der Salesianer Don Boscos ist frei. Sie ist bis zum 6. Januar 2009 (Dreikönigsfest) täglich von 8.00 bis 18.00 geöffnet.