Aufs nahe Weihnachtsfest einstimmen
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
Mit einem Adventruf und deutschem Tanz der Bläser begann die Einstimmung auf das Weihnachtsfest. Der Mitbrüder Männergesang sang „Rorate“. Im Anschluss daran sangen alle „Wir sagen euch an …“, unterstützt von der Bläsergruppe, bevor die Ensdorfer Stubenmusik mit der „Niederbayrischen Arie“ zu Martin Sollfrank überleitete, der nachdenklich-besinnliche Texte sprach.
„Man sagt, unsere westliche Welt befinde sich in einem nach-christlichen Zeitalter. Das Christentum sei nicht mehr die prägende Weltanschauung, sondern nur noch eine von vielen. Christliche Güter und Werte seien zwar noch vorhanden – würden auch geschätzt – seien aber oft nicht mehr von innen beseelt, werde behauptet“, so Sollfrank. „Man kann es aber auch anders sehen: Unsere Welt erlebt einen Advent! Gott ist nicht weggegangen, sondern Gott ist im Kommen! Vertrauen wir darauf, dass Gott auch – und vielleicht gerade – heute kommen will! Advent heißt ja auch: Gott kommt uns entgegen!“ Der Sprecher empfahl, in kleinen Schritten auf Bethlehem zuzugehen, auf jemanden zuzugehen, der mich braucht, der mich verletzt oder enttäuscht hat.
„Eröffnet die Pforten“ spielte das Flöten-Quartett, Dreigesang und Stubenmusik sangen und spielten das „Salzburger Menuett“, die Klarinetten „Pastorella“.
„Gott ist da. Er hat uns nicht allein gelassen. Auch wenn wir ihn nicht sehen und greifen können wie irgendwelche Dinge – er ist doch da und kommt auf vielerlei Weise zu uns“, zitierte der Sprecher den früheren Kardinal Joseph Ratzinger, den jetzigen Papst Benedikt XVI. Advent heiße Anwesenheit, Ankunft. Und heute sei ein Tag im Advent. Jesus solle man suchen, wo man ihn nicht vermuten würde. In unscheinbaren Kindern, in einer armen Hütte, unter den Abgewiesenen, in einem Verfolgten, in der Nacht, der auf mich zukommt, der allein meine Sehnsucht erfüllen kann. „Der Gott, der heute kommt, der Gott der mit uns bleibt.“
Gesungen und von Bläsern gespielt wurde „Ach mein Seel …“, von Stubenmusik und Flöten eine „Hirtenmusik“. Der Männer-Dreigesang sang den „Engel des Herrn“.
Anschließend trug Martin Sollfrank eine ganz nachdenkenswürdige Legende aus Russland vor, in der Schuster Konrad Gott erwartete. Er traf aber nur auf einen zerfrorenen Postboten, ein Kind, das sich verlaufen hatte und eine Mutter und ihr krankes Kind. Ihnen allen half er, spendete Trost. Enttäuscht, dass Gott vermeintlich nicht gekommen war, hörte er nachts eine Stimme, die sagte: „Danke, dass ich mich bei dir aufwärmen durfte – danke, dass du mir den Weg nach Hause gezeigt hast – danke für den Trost und die Hilfe, die du mir gegeben hast. Ich danke dir, Konrad, dass ich heute bei dir sein durfte.“
Musikalisch ging die „Adventliche Stund“ weiter mit einer Hirtenweise, vorgetragen vom Flötenquartett, dem Männer-Dreigesang mit „Aus einer schönen Rose“, dem „Weihnachtsboarischen“ der Stubenmusik und „Nachts spät …“, gesungen vom Dreigesang.
Über Engel und ihre Bedeutung sprach Martin Sollfrank weiter. Immer enthalte ihre Botschaft den Satz: Fürchte dich nicht! Aufgabe der Engel sei es, im Namen Gottes Angst zu tilgen. „Wenn das ‚Fürchte dich nicht’ – die Botschaft Gottes – keine Boten mehr findet, dann allerdings bleibt’s zum Fürchten in dieser Welt“, hob er hervor. Selbst der kleine Rauschgoldengel vermöge noch zu etwas nützlich zu sein: Er könne uns an seine großen Brüder, die wirklichen Engel, an die froh machende Botschaft und dass es diese Boten braucht, erinnern. Darum: „Gott ist im Kommen! Fürchtet euch nicht!“
Die Adventliche Stund endete mit drei Stücken der Bläser „Jetzt kommt die heilig Weihnachtszeit“, einer „Pastorale“ und dem gemeinsam gesungenen „Tauet Himmel“.
Zum 20. Mal hatten heuer die Ensdorfer Volksmusikgruppen zur „Adventlichen Stund“ eingeladen. Die eingegangenen Spenden wurden im vergangenen Jahr für Haiti gespendet. Heuer gehen die Spenden an das Don-Bosco-Projekt der Straßenjugendhilfe im afrikanischen Sierra Leone.