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900 Jahre Kloster: Ein Blick hinter die Ensdorfer Klostermauern

| Evi Wagner | Amberger Zeitung

Einst lebte man hier nach dem Grundsatz „ora et labora“ – also „bete und arbeite“. Denn von seiner Gründung 1121 an bis zur gewaltsamen Auflösung 1802 war das Kloster Ensdorf ein Benediktinerkloster.

Mit dem Bau der prächtigen Barockkirche, die auch heute noch das Ortsbild von Ensdorf bestimmt, wurde 1694 begonnen, aus dieser Zeit stammen auch die Klostergebäude. Heute sind die Flächen des Klosters an ökologisch wirtschaftende Landwirte verpachtet, in der Klosterküche arbeiten Angestellte. Seit 1920 bewohnen die Salesianer Don Boscos das Kloster Ensdorf und richten ihre Angebote vor allem darauf aus, Jugendlichen und Kindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Dabei geht es nicht nur um die Suche nach Lebenssinn, sondern auch um die Bewältigung der gesellschaftlichen Zukunft, die Fragen nach dem eigenen Leben und dem Leben in und mit der Natur.

„Wir sind vor allem für Schulklassen ein gern gewähltes Ziel für ‚Tage der Orientierung‘ oder Schullandheimaufenthalte. Aber auch Gruppen aus der Jugendarbeit, Chöre oder Musikgruppen finden hier im Kloster vielfältige Möglichkeiten, um Freizeiten, Seminare oder Probentage abhalten zu können“, erklärt Daniel Neuburger. Er ist seit September letzten Jahres der neue Leiter des Bildungshauses Kloster Ensdorf (früher: Haus der Begegnung), der erste „Weltliche“ in dieser Position. „Ich komme jedoch aus einer christlich geprägten Familie, war selbst Ministrant und auf einer Klosterschule“, sagt er. „So kenne ich das Gepräge.“ Wie viele andere Klöster haben auch die Salesianer Nachwuchsprobleme. Dazu kommt, dass Ensdorf ein „Kloster für die alten Mitbrüder“ ist. Das heißt: Alle der derzeit hier lebenden 15 Salesianer befinden sich im Rentenalter, nur einige wenige können aufgrund ihres gesundheitlichen Zustandes noch an der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen teilnehmen.

Und doch gelingt die Verbindung von Jugendbildung und Klosterleben hier in Ensdorf bestens. Wo einst das Klosterbier gebraut wurde, haben junge Menschen im Bildungshaus seit 1984 die Möglichkeit, ihre Stärken zu erkennen und zu entfalten – oder einfach nur abzuschalten und Gemeinschaft zu erleben. „Im Moment ist es natürlich noch immer ungewöhnlich ruhig“, sagt Daniel Neuburger, der seine Stelle mitten in der Corona-Pandemie angetreten hat.

Pfingsten haben wir wieder mit dem Ferienprogramm für Kinder angefangen. Wir hoffen, dass es dann im September wieder mit den Schulklassen losgeht. Die letzten Monate haben wir genutzt, um einige Räume zu renovieren und das Außengelände neu zu gestalten.“ Die Natur erlebbar zu machen, das ist das Ziel der Umweltstation im Kloster, die ein Teil des Bildungshauses ist. Die geografische Lage im Vilstal bietet von Natur aus beste Voraussetzungen. Mit Streuobstwiesen, dem Klostergarten und einer Tümpellandschaft an der Vils, dem heimischen Wald, den Trockenrasenflächen und den Feuchtwiesen an der Vils ist hier ein variantenreiches Naturlehrgebiet entstanden. „Weiterhin übernehmen wir mit dem Bildungshaus Aufgaben der gemeindlichen Jugendpflege und betreuen die offene Ganztagsschule an der Mittelschule Ensdorf“, so Daniel Neuburger. „Außerdem gibt es einen Klosterladen, der in Zusammenarbeit mit den Brüdern betrieben wird. Regelmäßig finden im Kloster auch Konzerte oder Ausstellungen statt, das jährliche Don-Bosco-Fest zum Beispiel ist wesentlicher Bestandteil des Ensdorfer Veranstaltungskalenders.“

Dieses Jahr im August gibt es außerdem ein besonderes Jubiläum zu feiern: 900 Jahre Kloster Ensdorf. „Es ist zwar auch jetzt noch nicht klar, mit wie vielen Leuten wir überhaupt feiern dürfen“, so Neuburger. „Aber wir haben nun auf ein Programm gesetzt, das wir auf jeden Fall anbieten können. Notfalls auch in einem kleineren Rahmen.“

Weitere Infos: www.kloster-ensdorf.de