31. Waldweihnacht der Ensdorfer Schnupfer

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Auch heuer kamen zur 31. Waldweihnacht der Ensdorfer Schnupfer auf dem Eggenberg am Rande des Hirschwaldes am Vortag des 4. Adventsonntags zahlreiche Gläubige zum adventlich-besinnlichen Rorate-Amt in die geschmückte Wallfahrtskirche zu den vierzehn heiligen Nothelfern.

Stimmungsvoll gestalteten die Ensdorfer Stubenmusi, der Ensdorfer Dreigesang und die Bläsergruppe der Ensdorfer Volksmusik unter Leitung von Georg Bayerl den von Pfarrer Pater Hermann Sturm zelebrierten Gottesdienst.

„Wir sagen euch an den lieben Advent…“  und „Tauet Himmel“ intonierte die Bläsergruppe. „Advent ist das Hören und vertraut werden mit dem Wort Gottes, das Licht und Leben für mich ist“, erklärte Pfarrer Sturm. „Advent ist Begegnung: Das füreinander da sein, aufeinander hören und nahekommen. Advent, das heißt: Altes und Festgefahrenes mit neuen Augen sehen. Neu anfangen dürfen. Advent, das ist Sehnsucht haben nach Geborgenheit und erfülltem Leben. Advent, das bedeutet Hoffnung haben, dass Lieblosigkeit, Unterdrückung, Angst und Ungerechtigkeit überwunden werden. Advent, das bedeutet aufbrechen, sich auf den Weg zur Mitte aufmachen und losgehen. Advent bedeutet Vertrauen haben in der Dunkelheit, auf ein Licht, das vielleicht noch nicht sichtbar ist.“ Weiter fragte der Geistliche: „Was bedeutet Advent für mich? Wie ist unser Umgang miteinander, wenn wir uns begegnen? Was bedeutet uns Begrüßung und Begegnung?“

Zwei Frauen trugen das Lukas-Evangelium vom Besuch Marias bei ihrer Base Elisabeth vor. Ein Bild zeigte deren Begegnung.

Pfarrer Sturm stellte dieses in den Mittelpunkt seiner Predigt: Zwei Menschen, die einander begegnen, und in dieser Begegnung offen sind für Gott. Ihr Zusammensein bietet Gelegenheit, unsere täglichen Begegnungsmöglichkeiten zu überdenken. „Wir kennen verschiedene Formen der Begrüßung, allgemeine und persönliche. Wie wir einander begrüßen hängt mit der Beziehung zusammen, die wir zum anderen haben“, so der Geistliche. „In jedem Gruß drücken wir aus, dass wir unser gegenüber wertschätzen und willkommen heißen. In diesem Gottesdienst betrachten wir die Begrüßung und die Begegnung von Maria und Elisabeth, der im Volksmund auch Heimsuchung genannt wird. Die beiden Frauen sind von tiefer Hoffnung und Freude erfüllt.“ Pfarrer Sturm zitierte den jüdischen Philosophen Martin Buber, der gesagt hat: „„Alles wirkliche Leben ist Begegnung.“

„Elisabeth und Maria – zwei Menschen begegnen einander. Viele Menschen begegnen sich täglich und begegnen sich in Wahrheit – nie. Viele treffen sich oft. Aber nur wenige treffen sich wirklich“, meditierte er. „Echte Begegnungen sind selten. Sie geschehen dort, wo ein guter Geist herrscht, ‚Heiliger Geist’, sagt die Schrift. Es genügt ein Gruß, oder ein Blick. Und zwei Menschen finden einander, finden ihr Glück. Sie sind zumindest bewegt und könnten springen vor Freude. Sie nennen sich selig und sind es.“ Andererseits: „Oft gehen wir achtlos und unaufmerksam aneinander vorbei; wir sehen und grüßen uns und übersehen uns dabei zugleich. Wir meinen oft, keine Zeit zu haben, um uns auf ein Gespräch einzulassen. Darum bleiben wir oft an der Oberfläche und gehen einer wirklichen Begegnung aus dem Weg. Damit verhindern wir, dass unsere Beziehungen tiefer und persönlicher werden.“ Pfarrer Pater Hermann Sturm rief die Gläubigen dazu auf, „sich zu öffnen, damit Gott in uns einkehren kann, in unseren Herzen“.     

In den Fürbitten wurde darum gebeten, dass Gott und Begegnungen und Gespräche schenken möge, die neue Hoffnung wecken und uns im Glauben bestärken; unseren Blick für die Menschen öffne, die auf ein gutes und befreiendes Wort von uns warten; dass wir dankbar werden für ermutigende Erfahrungen und Sternstunden unseres Weges; das Leben der Menschen als Weg und Begegnung mit ihm und zu ihm sehen; dass er alle Frauen, die guter Hoffnung und gesegneten Leibes sind, begleite. Gemeinsam gesungen wurde u.a. „Macht hoch die Tür …“ 

„Wenn Weihnachten das Fest der Liebe und des Friedens ist, warum ist dann Weihnachten nicht alle Tage? fragte Bürgermeister Markus Dollacker in seiner Ansprache. So oder so ähnlich habe es Engelbert Schinkel formuliert und Kurt Tucholsky habe schon lange vor der Frage die Antwort formuliert: „Die meisten Leute feiern Weihnachten, weil die meisten Leute Weihnachten feiern.“ Die Adventszeit unterscheide sich kaum noch von anderen Wochen des Jahres, außer – in der Adventszeit müsse alles noch fertig werden. Und Weihnachten käme da zusätzlich noch dazu.

„Auf den ersten Blick könnte man bei diesen Worten Resignation ableiten, aber in der Adventszeit bemühen wir uns alle die richtige Einstellung zu Weihnachten, ja zu unserem Leben wieder zu erlangen, die vielleicht im Alltagsstress des Jahres verlorengegangen ist“, so der Bürgermeister. „Dem einen hilft eine Weihnachtsfeier mit einem klärenden Gespräch, dem anderen eine stimmungsvolle Aufführung eines Musikstückes oder eine Dichterlesung. Beim Dritten ist es ganz was Anderes. Aber jeder kann dadurch Erholung vom Alltagsstress finden. Insofern ist es gut, dass nicht jeden Tag Weihnachten ist. Das würde ja zu täglichen Advents- und Weihnachtsfeiern führen. Das ganze Jahr Weihnachtslieder im Radio und Weihnachsgeschichten im Fernsehen – das würde auch niemand aushalten.“

Mit Weihnachten verbunden ist auch immer der Jahreswechsel. Auch wenn sich in den Medien derzeit bereits die Jahresrückblicke und –bilanzen unübersehbar anhäuften und auch ein Bürgermeister schnell geneigt wäre, rückwirkend jede Baustelle, jeden erfolgreichen Förderantrag und jedes Zukunftsprojekt stolz präsentieren zu wollen, erschien dies Bürgermeister Dollacker in diesen Tagen der weihnachtlichen Stimmung wenig beschaulich. So blickte er nur kurz zurück auf das Jahr 2016 in der Gemeinde, „wo viel beherzte und engagierte Menschen sich einbrachten, um in unterschiedlichen Bereichen das Leben und die Zukunft der Region mitzuplanen und mitzugestalten.“ Dafür dankte er ganz herzlich.

Dollackers innigster Wunsch in der Weihnachtszeit ist: „Zuversicht in die Zukunft zu finden. Dass der Glauben an die eigene Kraft gestärkt wird, dass Sie neue Wege entdecken und sie selbst die Zufriedenheit erkennen, die das Leben leichter macht.“ Er dankte allen, die sich in der Gemeinde Ensdorf engagieren „ob berufsmäßig oder ehrenamtlich, in Vereinen oder in der Nachbarschaftshilfe, ob öffentlich sichtbar oder unsichtbar im Stillen, für all die Arbeiten, die man erst sehen würde, wenn sie nicht mehr getan werden“ mit einem herzlichen Vergelt’s Gott. „Ohne sie wäre unsere Gemeinde nicht vorstellbar und bedeutend ärmer“, erklärte er. Bürgermeister Dollacker wünschte allen eine gesegnete Weihnachtszeit und die Geborgenheit von Menschen, denen sie vertrauen und die ihnen vertrauen. Für das neue Jahr wünschte er, dass alle Vorhaben von Erfolg gekrönt sein mögen – und das bei bester Gesundheit.  

Schnupfer-Club-Vorsitzender Arnold Hiltl bedankte sich bei allen Mitwirkenden und wünschte wie der Bürgermeister ein frohes Weihnachtfest und ein gutes und vor allem gesundes Jahr 2017.

Anschließend spielte die Bläserguppe unter Leitung von Georg Bayerl adventliche und weihnachtliche Weisen wie „Alle Jahre wieder“, „Oh, Tannenbaum“, „Süßer die Glocken nie klingen“, „Es wird scho glei dumpa“ und „Oh, du fröhliche“.

Derweil hatten draußen fleißige Mitarbeiter des Schnupfer-Clubs vor dem Eggenberghaus ein wärmendes Feuer angezündet, an dem und an den Schwedenöfen sich die Gottesdienstbesucher äußerlich wärmen konnten. Zum „inneren Aufwärmen“ gab es heißen Glühwein und Stollen zur Stärkung, die auch im wohlig warm geheizten Eggenberghaus schmeckten, für den Abstieg aus den Höhen des Hirschwaldes. Anschließend begingen die Mitglieder des Schnupfer-Clubs im Vereinslokal Gasthaus Dietz bei saueren Bratwürstln den weltlichen Teil ihrer Weihnachtsfeier.