16. Ausstellung Ensdorfer Künstler
| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung
„Jeder Mensch ist ein Künstler“ erklärte der Bürgermeister und zitierte Johann Nestroy; „Kunst ist, wenn ich es nicht kann, denn wenn ich es kann, ist’s keine Kunst mehr“. In der Ausstellung der Ensdorfer Künstler erlebe man aber wahre Kunst im „besten Ambiente“ des klösterlichen Kreuzgangs. Er rühmte, dass die Künstler uns teilhaben lassen an ihren Kunstwerken.
„Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens!“ schrieb der oberfränkische Dichter Jean Paul“, betonte Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein. „Wir brauchen Brot, das nährt und sättigt und Wein, der das Herz erfreut. Insofern brauchen wir die Kunst – nicht nur die Reduktion von Kunstwerken, die für groß und bedeutend gehalten werden, sondern die Kunst der Menschen unter uns.“ Von daher sei es nicht nur eine schöne, sondern eine wichtige Tradition, dass es die jährliche Ausstellung der Ensdorfer Künstler im Kloster gebe. „Sie schenken uns den Wein des Lebens! Sie erfreuen die Herzen der Betrachter, sie ermöglichen uns, die Welt mit ihren Augen zu sehen, helfen uns, überraschende Sichtweisen, übersehene Details, unentdeckte Zusammenhänge und Verbindungen zu sehen und nicht zuletzt helfen sie uns, die Wirklichkeit hinter den Dingen wenn nicht zu sehen, dann doch zu ahnen.“ Die Ausstellung passe ins Kloster, denn es war und sei Aufgabe des Klosters, den Blick für die Wirklichkeit hinter den Dingen, für die Transzendenz offen zu halten.
„Eine Vernissage ist ein wunderbarer Anlass für ein kleines Fest“, erklärte Dr. Beatrice Nunold und stellte die ausstellenden Künstler vor. Für Heinz Fahrian aus Schmidmühlen ist die Aktion das Primäre. Sein gestalterischer Farbauftrag lässt Lichtreflexe und Habitus lebendig werden, Bettina Scharr aus Thanheim zeigt, wie subtil ein spitzer Bleistift sein kann. Aus dem Nichts des weißen Papiers erwachsen kleine magische Situationen zum Leben, wie eine Referenz an der Fragilität des Seins. Der Amberger Peter Schmidt fängt in seinen zarten Aquarellen Licht und Stimmungen ein und gewährt uns einen zauberischen Blick auf Vertrautes. Die Holzobjekte von Siegfried Stolz aus Rieden sind eine Verneigung vor seinem Werkstoff, seiner Form, seiner Struktur, seiner Materialität und seiner Funktionalität. Für ihre farbsymphonischen Impressionen verlockt Margot Babl das Auge und erweitert unseren Blick für die Schönheit, das Besondere von Farbe, Form und Situationen. Wolfgang Fetschs großformatige Blumenporträts scheinen, auf den ersten Blick jedes Detail preisgeben zu wollen und verraten doch nichts von Geheimnis und Zauber der Pflanzen. Kurt Hügelschäffers schelmenhaft-hintersinnige Metallobjekte lassen unseren Verstand querdenken und unsere Hirnwindungen über sich selbst stolpern. Siegfried Links Malerei und Materialkollagen sind eine Referenz an die klassische Moderne und schöpfen ihren Tief- und Unsinn aus der spielerischen Begegnung von Farbe und Material. Die Fotoarbeiten von Uwe Könemann.Nunold entführen in Welten, die vertraut und fremd, real und doch irreal anmuten und offenbaren die Magie des Augenblicks und der Zauberei von Spiegelungen, Licht und Schatten. Ihre eigenen Malereien, Objekte und Installationen erklärte Dr. Beatrice Nunold als „Reflexionen eingedenk der Zerbrechlichkeit unserer Welt, das Erschrecken über die Gleichgültigkeit der Politik und der Menschen im Umgang Natur, Lebewesen und Ihresgleichen.“ Gerd Seidel verarbeitet in Zeichnungen und Malerei Eindrücke und Wahrnehmungen aus seiner Umgebung, der Natur, seines Lebensraums und Wandlungsprozesse in der Gesellschaft. Er übersetzt seine Reflexionen in Farben, Formen und Linien.
„So unterschiedlich die Künstlerinnen und Künstler und ihre Werke des In-derWelt-Seins sind, so vielfältig ist die Kunst. Und doch ist Kunst niemals beliebig. Sie ist stets Arbeit am Weltzusammenhang“, betonte Dr. Nunold. Sicher sei Kunst nichts als schöner Schein, aber das unterscheide sie von anderen Medien. Der Schein der Kunst lüge nie. Nach Karl Valentin merkte sie an: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“ Sie nähre nur elten ihre Frau oder ihren Mann. So könne man Kunst der Ensdorfer Künstler auch kaufen. „Die wohl schönste Art, Geld anzulegen.“