Ausstellung "Neue Heimat Oberpfalz"

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

„Das Projekt der Ausstellung ‚Neue Heimat Oberpfalz’ hat mir in den letzten Monaten viel Freude bereitet, liegt mir das Thema doch persönlich sehr am Herzen“, sagte Gloria Reithmaier, die Leiterin der Umweltstation Kloster Ensdorf, am Donnerstagabend bei der Vernissage im Kreuzgang des Klosters. „Ich durfte nicht nur sehr viele Menschen kennenlernen, sondern habe auch viele Dinge dazugelernt über nach Deutschland Geflüchtete und ihre Kulturen.“

Was ist das Thema der Ausstellung? Es geht um neun junge Menschen, die aus Afghanistan, dem Irak, aus Syrien und der Ukraine geflohen sind und sich bei uns in der Oberpfalz ein neues Leben aufbauen möchten. Die Ausstellung ermöglicht es, ein paar dieser Menschen kennenzulernen. Dafür wurden im Winter Portraits an verschiedenen Orten im Landkreis Amberg-Sulzbach aufgenommen. Zu den Bildern wird auch die persönliche Geschichte der einzelnen Personen erzählt. Was bewegt Menschen, die bei uns Zuflucht suchen? Wie sieht ihr Alltag in Amberg und dem Vilstal aus? Mit welchen Schwierigkeiten und Hürden haben sie zu kämpfen? Was sind ihre Wünsche, Träume und Ziele für die Zukunft? Die Ausstellung „Neue Heimat Oberpfalz“ ist eine Initiative der Umweltstation Kloster Ensdorf und stellt geflohene Menschen in den Mittelpunkt.

„Die Entstehung der Ausstellung war ein langer Prozess, an dem sehr viele Leute, größtenteils ehrenamtlich, beteiligt waren“, betonte Projektleiterin Gloria Reithmaier. Der Fotograf Thilo Hierschstätter stand in seiner Freizeit für etliche Fotoshootings an den verschiedensten Orten und Zeiten zur Verfügung. „Es war ein interessantes Projekt in Zeiten, wo das Thema Flüchtling an allen Ecken präsent ist. Ich versuchte das Leuchten in ihren Augen einzufangen. Dieses Leuchten zeigen Glück, dass sie unterwegs sind“, so der Fotograf. Gelayoutet und gedruckt wurden die Bilder von der Donbosco-Druckerei unter Betriebsleiter Reinhard Graf. Eine Besonderheit sind sicherlich die Rahmen der Bilder aus verschiedenen Obstbaumhölzern, die Bruder Robert Reiner anfertigte. „Jedes hat seine Eigenheiten ähnlich wie die vielen Begabungen und Gesichter der Menschern, die zu uns kommen. Wir sollten sie fördern, dass sie ein gutes schönes Bild abgeben“, erklärte er. Gloria Reithmaier dankte all den vielen, die ihr zum Gelingen der Ausstellung beigetragen haben, besonders ihren „Models“, die ihr „sehr persönliche Dinge anvertraut haben und sich bei eisigen Temperaturen über Stunden fotografieren haben lassen“. Es sei ein Vergnügen gewesen, mit ihren zu arbeiten.  

Die „Models“ der Ausstellung sagten „ganz herzlich Dankeschön Deutschland, Amberg, Ensdorf und allen Leuten für alles“. Und Rozina Mehri, aus Afghanistan geflohen, ergänzte: „Leben ist nehmen und geben. Ich will gerne mal für deutsche Leute arbeiten. Sie haben mir sehr viel gegeben. Deshalb mache ich eine Ausbildung zur Krankenschwester und will helfen.“

Passend zum Titel der Ausstellung spielten Jürgen Zach und Manfred Lehner bayerische Musik, damit nicht nur wir Bayern andere Kulturen kennenlernen, sondern um auch die Neuankömlinge mit bayerischen Traditionen vertraut zu machen. Christian Gnerlich aus Ammersricht bot Kabarett und beglückte mit unterhaltsamen Liedern. Zur Stärkung gab es leckere süße und scharfe kulinarische Snacks aus den Heimatländern der Flüchtlinge. An der Vernissage nahmen auch die Schülerinnen und Schüler der Klassen 6a und 6b der Mittelschule Oberroning teil.

Die Ausstellung „Neue Heimat Oberpfalz“ ist zwei Monate lang im Kreuzgang des Klosters Ensdorf täglich von 7.30 Uhr bis 18.00 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen, Dann geht sie auf Wanderschaft.

Mohammad Alhwydy ist mit seiner ganzen Familie aus Syrien nach Europa geflohen. Die meisten leben jetzt irgendwo in Deutschland. „Ich aber bin froh, dass ich nach Bayern gekommen bin, denn hier bekommt man eine gute Sprachausbildung. Am liebsten würde ich in Bayern bleiben und in Regensburg oder Nürnberg leben, weil es dort mehr Arbeit gibt“, erzählt er. „Doch momentan besteht mein Leben vor allem aus warten – Schule – warten – Amt – warten – Schule – warten …“ Das sei sehr frustrierend. Als Wusch äußert er: „Ich würde so gerne eine Kochausbildung machen, denn ich liebe es zu kochen. Und wenn ich mich den Zutaten widme, kann ich total abschalten. Mein Lieblingsgericht heißt ‚Molokhia’. Das ist Reis mit Huhn und Spinat.“ Weil sich in der Gemeinschaftsunterkunft sehr viele Leute eine Küche teilen müssen, habe er hier noch nie gekocht. Gerne hätte er eine eigene Wohnung. „Aber es ist schwer eine zu finden, weil viele Leute keine Ausländer mögen. Ich verstehe, manche Ausländer sind schlecht, aber viele eben auch nicht“, gibt Mohammad zu bedenken.

Rozina Mehri hat in ihrer Heimat Afghanistan vor der Flucht zwei Jahre als Krankenschwester und dann als Finanzvorstand bei den Johannitern gearbeitet. Wie ihr Bruder Rafael spricht sie viele Sprachen: Englisch, Indisch, Usbekisch, Pashtu … und jetzt auch Deutsch. „Mit meiner Familie bin ich zuerst nach Pakistan und anschließend nach Deutschland geflohen“, berichtet sie. „Ich liebe es Fotos zu machen, aber in Afghanistan war das gesellschaftlich nicht möglich, vor allem als Frau. Doch hier in Deutschland ist man als Frau gleichberechtigt und kann alle Träume verwirklichen“, ist sie sich sicher. „Ich bin sehr dankbar für all die Unterstützung und möchte Deutschland etwas zurückgeben. Ich möchte niemandem auf der Tasche liegen und mein eigenes Geld verdienen“, betont Razina. Ab Herbst macht sie deshalb eine Ausbildung zur Krankenschwester im Klinikum St. Marien. „Dort habe ich auch schon ein Praktikum gemacht. Dabei habe ich alle Fakten über das Krankenhaus auswendig gelernt und so die Chefs überzeugt, mich anzustellen“, erzählt sie und äußert ihren größten Wunsch: „Mein Traum ist es, irgendwann einmal Ärztin zu werden.“