Naturpark soll ein Informationszentrum bekommen

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Der Naturpark Hirschwald soll ein Informationszentrum bekommen. Dafür sprachen sich am Dienstag bei einer Sitzung der Kommunalgremien im Ensdorfer Wittelsbachersaal alle neun Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden aus. Allgemeiner Tenor: Sehr sinnvolles Gemeinschaftsprojekt zur Stärkung des Tourismus und der Umweltbildung.

Der Vorsitzende des Naturpark Hirschwald e. V., Ensdorfs Bürgermeister Markus Dollacker, begrüßte dazu neben den Bürgermeistern und ihren Stadt-, Markt- und Gemeinderäten auch seinen Stellvertreter Landrat Richard Reisinger, Forstlichen Beirat Richard Scheckelmann, Gloria Reithmaier von der Umweltstation Kloster Ensdorf und natürlich Geschäftsführerin Isabel Lautenschlager. 

Letztere berichtete über die Fertigstellung des Gemeinschaftsprojektes „Kunstwanderstationen“ mit ihren acht Standorten und die geplante Erstellung einer Broschüre darüber im kommenden Jahr. Die Wanderwege im gesamten Naturpark werden mit Übersichtstafeln und Hörstationen beschildert. Als positiv bezeichnete sie den Kabinettsbeschluss, wonach die dem Umweltministerium unterstellten 18 Bayerischen Naturparke statt mit 250000 Euro jährlich nunmehr mit einer Million Euro zusätzlich unterstützt werden sollen. Bisher hat der Naturpark Hirschwald als zweitkleinster jährlich 10000 Euro bekommen.

Mit der Frage „Warum ein Infozentrum?“ kam Vorsitzender Bürgermeister Dollacker auf den Kernpunkt der gemeinsamen Sitzung der Naturparkgemeinden. Das Fehlen einer zentralen Anlaufstelle für den Naturpark Hirschwald sei schon länger ein Vorstandsthema. Dieser ist überzeugt, dass ein Infozentrum den Naturpark „greifbar und erlebbar“ macht, zur regionalen Identifizierung mit dem Naturpark und zur Außendarstellung für Besucher beiträgt, den regionalen Tourismus fördert und dadurch zur regionalen Wertschöpfung beiträgt und den Mitgliedskommunen ermöglicht, sich positiv mit ihren vielfältigen Angeboten darzustellen. Außerdem ermögliche es, die gesetzlichen Aufgaben des Naturparks in den Bereichen Erholungsfunktion, Umweltbildung und Regionalentwicklung zu erfüllen.

Mit dem Infozentrum will man ein „Eingangstor“ zum Naturpark Hirschwald „symbolisch und physisch“, eine Anlaufstelle schaffen. Untergebracht werden sollen darin die Geschäftsstelle, eine touristische Informationsstelle für die Mitgliedskommunen und den Naturpark, die thematische Einführung in den Naturpark mit Infos über Natur, Kultur und Geschichte der Region. Es soll Ausgangspunkt für Umweltaktionen in Kooperation mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, der Umweltstation Kloster Ensdorf und der Umweltwerkstatt Amberg werden, ein Ort für Veranstaltungen und Ausstellungen des Naturparks, aber keine eigene Gastronomie enthalten und somit kein Konkurrent zu gewerblicher werden.

„Das Informationszentrum dient nicht als Eigenzweck des Naturparks, sondern steht im Dienst der Mitgliedskommunen, ihrer Bürger und der Naturpark-Besucher!“ betonte Vorsitzender Dollacker. „Besucher können von hier aus gezielt zu Zielen, Gastronomie und Beherbergungsbetrieben in den Naturparkkommunen gelenkt werden. Ohne die bestehende Touristinfo Stadt Amberg/Landkreis Amberg-Sulzbach abzuwerten: Hier entsteht eine weitere touristische Anlaufstelle, die gezielt die Mitgliedskommunen präsentiert. Das Infozentrum soll ein Anreiz vor allem für die kleineren ländlichen Gemeinden sein, ihr touristisches Angebot zu verbessern und zu schärfen. Eventuell könnte es auch eine Anlaufstelle für Regionalvermarktung werden.“

Nach längeren Diskussionen mit unterschiedlichen Vorschlägen und Abwägungen hat sich der Vorstand auf den Standort Waldhaus geeinigt. Argumente: relativ zentrale Lage im Naturpark im Namen gebenden Hirschwald; bereits hoher Bekanntheitsgrad, vor allem auch beim städtischen Publikum in Amberg; Synergieeffekte mit Gastronomie, Spielplatz, Wildschweingehege, Parkplatz und ÖPNV-Anschluss; geeignetes Grundstück vorhanden. Das Wiesengrundstück gehört den Bayerischen Staatsforsten und ist zurzeit an den Landkreis verpachtet. Eine Teilfläche würde für eine geringe Jahrespacht zur Verfügung gestellt. Wirt und Wildschweingehegepächter Saller als Nachbar begrüßen das Vorhaben und sehen es als Bereicherung für den Standort. Der Landkreis hat seine Zustimmung bereits signalisiert. Zudem hat der Gemeinderat Ursensollen bereits einen positiven Beschluss gefasst und will die Bauführerschaft übernehmen. Allerdings sind noch einige Hürden zu nehmen, denn die Wiese liegt im Landschaftsschutzgebiet und im so genannten „Außenbereich“. Vorgespräche mit der Unteren Naturschutzbehörde und der Baubehörde fanden bereits mit „ersten positiven Signalen“ statt, und Ausgleichsmaßnahmen sind laut Regierung der Oberpfalz auch über Umweltbildung möglich.

Geplant ist ein Landschaftsangepasstes einstöckiges Bauwerk in Holzbauweise, das energieautark und barrierefrei sein wird. Beinhalten soll es einmal Büros für die Geschäftsstelle, einen Empfangsbereich mit touristischen Informationen, variabel zu gestaltendem Gruppen- bzw. Tagungs- und Ausstellungsraum, Sanitäranlagen, Teeküche, Serverraum, Lager sowie Bayern WLAN.  

Die Komplettkosten werden auf 700000 Euro geschätzt abzüglich einer Maximalförderung von 80 Prozent über „öffentliche touristische Infrastruktureinrichtungen der Regierung der Oberpfalz“ verblieben für jede Mitgliedsgemeinde rund 17500 Euro an Baukosten, verteilt auf zwei Haushaltsjahre. Für den jährlichen Unterhalt rechnet man mit etwa 11000 Euro. Zusätzliches Personal müsste eingestellt werden: eine Halbtagskraft für Büro und Verwaltung, zwei Kräfte auf 450-Euro-Basis, mehrere Ehrenamtliche mit Aufwandsentschädigung. Dafür werden 36000 Euro jährlich eingeplant. Auf die Mitgliedsgemeinden kämen folglich rund 6000 Euro jährliche Kosten zu. Mit Kosten- und Energieoptimierung durch modernste Technik wird der Unterhalt gesenkt. Ziel ist, ganzjährig die Geschäftsstelle Naturpark Hirschwald im Informationszentrum unterzubringen. Geöffnet soll es zunächst acht Monate im Jahr sein: Donnerstag bis Sonntag und an Feiertagen oder bei Bedarf und besonderen Veranstaltungen.

„Wie geht es weiter? Zunächst müssen die Mitgliedskommunen einen positiven Beschluss fassen. Dazu werde man sich laufend mit den Kommunalparlamenten sich eng abstimmen. Dann erfolgt die formale Abklärung der Baugenehmigung, der Einstieg in die konkrete Planung in Absprache mit der Regierung der Oberpfalz und parallel dazu die Antragstellung bei der Regierung bis Ende 2017 für den Höchstfördersatz“, erklärte Naturparkvorsitzender Bürgermeister Markus Dollacker abschließend, bevor er die Bürgermeister der Mitgliedskommunen zu einer Stellungsnahme aufforderte.

Alle Bürgermeister sprachen sich für das geplante Informationszentrum aus, fanden es als „positives Gemeinschaftsprojekt“. Allerdings könnten sie nur für sich sprechen, entscheiden müssten ihre Gemeindeparlamente, betonten sie.

Ambergs OB Michael Cerny bedankte sich zunächst bei Dollacker und Geschäftsführerin Isabel Lautenschlager für die geleistete Vorarbeit. „Sehr sinnvoll“, erklärte er. „Wir arbeiten zusammen und bringen den Naturpark Hirschwald gemeinsam voran. Er ist auch Naherholungsgebiet für die Bürger der Stadt Amberg. Waldhaus wäre ein zentraler Anlaufpunkt und das Informationszentrum würde zur Ergänzung und Beförderung des Tourismus dienen.“

Bürgermeister Josef Gilch aus Ebermannsdorf bezeichnete den Standort Waldhaus als „ideal“.

Florian Junkes, Bürgermeister des Marktes Hohenburg: „Grundsätzlich positiv!“

Stefan Braun, Bürgermeister des Marktes Kastl, und Gründungsvorsitzender des Naturparks Hirschwald äußerte sich „sehr positiv“. „Der Kunstwanderweg mit seinen acht Stationen ist eine erste gute Klammer für die Naturparkgemeinden und der kleine Leuchtturm. Das Infozentrum soll der große Leuchtturm werden. Es wäre schön, wenn wir das als interkommunales Projekt hinbekommen!“

Bürgermeister Roland Strehl (Kümmersbruck): „Waldhaus hat lange Tradition und ist der ideale Standort. Der Naturpark Hirschwald ist noch zu wenig bekannt, das Infozentrum könnte das ändern. Umweltbildung ist sehr wichtig.“

Bürgermeister Erwin Geitner (Markt Rieden) sieht im Informationszentrum ein „positives Signal“. Allerdings gebe es noch Diskussionsbedarf. „Wir haben schon Immobilien, die wir nutzen könnten bevor wir neue bauen!“ argumentierte er.

Bürgermeister Peter Braun (Markt Schmidmühlen) sprach sich dafür aus, das Projekt weiter zu verfolgen und sah die Weise beim Waldhaus als durchaus geeignetes Grundstück. Einspruch erhob er gegen die Finanzierung. „Mit der Finanzierung kann ich mich nicht anfreunden. Die Refinanzierung sollte durch die Gemeinde Ursensollen erfolgen, auf deren Grund das Informationszentrum gebaut wird!“ erklärte er.

Bürgermeister Franz Mädler aus Ursensollen fühlte sich da natürlich direkt angesprochen. „Der Naturpark ohne Zentrum ist und bleibt ein Provisorium. Über den Standort kann man diskutieren. Es ist aber ein gemeinsames Projekt und nicht einer einzelnen Mitgliedsgemeinde. Daher sollte es  auch gemeinsam finanziert werden. Wir dürfen uns die Chance der einmalig günstigen Förderung nicht entgehen lassen. Jede Gemeinde muss für sich entscheiden und dies vor der ganzen Region verantworten“, betonte er und appellierte: „Setzen wir das Gemeinschaftsprojekt um!“

Landrat Richard Reisinger teilte die Vorfreude der Mitgliedskommunen auf ein gemeinsames Informationszentrum in Waldhaus. „Gebt eurem Herzen einen Stoß und baut es!“ rief er. Bezüglich des vom Landkreis betreuten und finanzierten Wildschweingeheges in Waldhaus sagte er in seiner humorvollen Art: „Das sind die teuersten Wildschweine nördlich der Alpen!“

Naturparkvorsitzender Bürgermeister Markus Dollacker (Ensdorf) betonte: „Diese Bauförderung bekommen wir nicht für bestehende Gebäude.“ Viele Faktoren habe man erörtert und den Standort Waldhaus als den besten befunden. Zur Finanzierung meinte er: „Jede Gemeinde müsste dieses Projekt stemmen können. Der Naturpark Hirschwald soll dadurch greifbar und erlebbar werden.“