Ohne das Ende verliert das Leben seinen Sinn

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Im Zuge der Veranstaltungsreihe „Memento Mori“ … über den Tod und das Leben, die von den Freunden des Klosters Ensdorf sowie den Salesianischen Mitarbeitern Don Boscos initiiert und veranstaltet wurde, brachte im Pfarrsaal Ensdorf Pfarrer Dr. Christoph Seidl aus Regensburg unter dem Thema „Ohne das Ende verliert das Leben seinen Sinn“ den Sinn des Lebens aus dem Blickwinkel von Grenzerfahrungen näher.

Die interessierten Teilnehmer im voll besetzten Pfarrsaal wurden mit einem Ausschnitt eines Filmes nach dem Märchen „Der Reisekamerad“ von Christian Andersen auf das Thema eingestimmt. Pfarrer Dr. Seidl berichtete von seinen Erfahrungen in der Seelsorge im Hospiz und Krankenhaus mit sterbenden und schwerstkranken Menschen. In eindrucksvoller Weise erzählte er über den Inhalt seiner Gespräche mit Menschen über das Thema „Was kommt danach“.

Zitat von Dr. Seidl: „Viele verwenden die Bilder vom Paradies ohne Schmerz und Leid aus dem Stück der Brandner Kaspar. Eine Welt, die für den Menschen kostbar und wertvoll ist, seine Bedeutung behält; ein Leben, in dem Beziehungen über den Tod hinaus gelten und wie sich das Leben in der greifbaren Nähe des Todes noch einmal verändert. Es geht nicht nur darum, Zeit zu gewinnen, es geht darum, die gewonnene Zeit sinnvoll zu nützen und in dieser Zeit das Leben noch intensiver kennen zu lernen.“

Im Märchen „Der Reisekamerad“ möchte ein junger Mann das Herz einer schönen Prinzessin gewinnen und muss dafür gefährliche Aufgaben erledigen. Damit er den bösen Zauber über dem Schloss brechen kann, bekommt er von einem geheimnisvollen Reisebegleiter ein rubinrotes Herz, das Herz der Unsterblichkeit geliehen. Nachdem alles gut ausgegangen ist, gibt er es dem Eigentümer zurück. Das Märchen endet mit den Worten „Die Unsterblichkeit taugt für euch Menschen nicht. Ohne das Ende verlöre das Leben seinen Sinn“.

„Eine ganz andere Handlung wie beim Brandner Kaspar. Dennoch geht es auch hier um die Sehnsucht nach Leben, nach Überleben, nach einem ewigen Leben. Die Erkenntnis ist aber die gleiche wie beim Brandner Kaspar; Das Wissen um das Ende ist schwer, aber wir können nicht hierbleiben, aber es ist sinnvoll für die Gestaltung des Lebens. Im Angesicht des Todes werden oft noch beeindruckende Kräfte frei. Sie ermöglichen das Leben abzurunden, etwas zu regeln, noch etwas in Ordnung zu bringen, etwas zu bereuen, etwas zu vergeben, dem Leben seinen letzten Schliff zu geben. Vermutlich brauchen wir Menschen tatsächlich diese Grenze des Todes um mit unserer geschenkten Zeit sinnvoll umzugehen“, so Pfarrer Dr. Seidl.

Es war für die Teilnehmer ein sehr bewegender und lehrreicher Abend der zum Nachdenken anregte.