„Generationswohnen in Ensdorf“

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung, Gemeinde

Am Donnerstag findet um 17 Uhr im Wittelsbacher Saal eine wichtige Gemeinderatssitzung statt. In einer Power-Point-Präsentation stellen dabei Studenten der TH Nürnberg ihre Vorstudien zur Entwicklung Ensdorfs zum Thema „Generationswohnen in Ensdorf“ vor.

Im Wintersemester 2015/16 befassen sich jetzt rund 75 Studenten des Bachelor-Studiengangs für Architektur der TH Nürnberg näher mit dem Entwicklungsprojekt Ensdorf. In zwei Bereichen – am Ortseingang an der ehemaligen Klostergärtnerei sowie auf dem Anwesen Wein an der Hauptstraße 2 – werden Möglichkeiten einer städtebaulichen Neufassung und des Umbaus von Stallungen zu einem Wohnhaus für Wandertourismus untersucht. „Die Zusammenarbeit mit der Architekturfakultät der TH Nürnberg bietet der Gemeinde die Chance, Ideen und Konzepte zum Umgang mit diesem wichtigen Ortsbereich zu erhalten und plastisch an Plänen und Modellen weiter diskutier4en zu können. Die besten Arbeiten werden im Rahmen einer Ausstellung ab Februar 2016 zu sehen sein“, erklärt dazu die TH Nürnberg vorab in einer Presseinformation.  

Bürgermeister Markus Dollacker erhofft sich von der Zusammenarbeit mit Der TH Nürnberg und den Architekturstudenten „neue Anregungen, wie unser Dorf entwickelt werden kann“. „Dass wir neue Ideen erfahren für mögliche Projekte, die durch bestimmte Vorgaben wie Denkmalschutz eingeschränkt sind. Es geht auch darum, dass Gedanken nicht nur vom Bürgermeister und seinem Gemeinderat kommen, sondern auch von Außenstehenden und von Bürgern, wie sich Ensdorf entwickeln kann,“ erklärt Dollacker im Gespräch mit der „Mittelbayerischen Zeitung“. „Das große Ziel, das mir vorschwebt, ist auch der Wiedereinstieg in die Städtebauförderung, um dort diese Ideen mit einfließen lassen zu können, damit wir auch 2030 noch unsere Gemeinde lebens- und liebenswert haben.“

Was sind die großen Probleme in Ensdorf, die gelöst werden müssen? fragte die MZ den Bürgermeister. Er nannte als wesentlich: „Vieles steht bei uns unter Denkmalschutz, der besonders berücksichtigt werden muss, weil wir herausragende Baudenkmäler haben, nicht nur die barocke Klosteranlage und den ältesten freistehenden Kirchturm Bayerns, den Stephansturm, sondern auch andere Kleinode wie z.B. das ehemalige Klosterrichterhaus usw.“ Ein weiteres großes Problem sieht Dollacker in den in den 60er und 70er Jahren entstandenen Baugebieten, die nun in die Jahre gekommen sind, mit Bauvorschriften, die heute nicht mehr sinnvoll sind. Grundstücke und Gebäude bzw. Wohnflächen sind zu groß und bereiten so den Eigentümern Probleme. Zwar sei aus der Not geschuldet früher im Dorf  - überspitzt ausgedrückt – „planlos im Dorf herumgebaut worden, z. B. im Bereich des Klosters“. „Wir wollen nun diese drei Problemfelder angehen und lösen“, erklärt der Bürgermeister.

Zum Thema, wie der Kontakt zur TH Nürnberg und deren Architekturstudenten zustande gekommen ist, holt der Bürgermeister weit aus: 1986 wurde Ensdorf in das Städtebauförderprogramm aufgenommen. Nach der großen Überschwemmungskatastrophe Anfang Juli 1987 musste viel gemacht werden. Im Dezember 1989 wurde ein Sanierungsgebiet festgelegt, ein Entwicklungskonzept im Rahmen der Städtebauförderung Januar 1990 aufgestellt und auch Einiges gemacht. „Einiges ist auch z. B. wegen finanzieller Probleme wieder eingeschlafen. Vor fünf Jahren ist der Gemeinderat gedanklich herangetreten, dass man in der Richtung wieder etwas machen will und möchte. Es gab aber noch Probleme vor allem aus finanziellen Gründen, so dass wir noch nicht wieder in das Städtebauförderprogramm einsteigen konnten. Das Konzept von 1990 müsste man den neuen Gegebenheiten anpassen und aktualisieren. Den damaligen Planer. Dipl.-Ing. Architekt Siegi Wild aus Furth im Wald zu reaktivieren scheiterte, da sich dieser mittlerweile im Ruhestand befindet.

Mit dem EDEKA-Verbrauchermarkt Ensdorf war es notwendig, einen Bebauungsplan aufzustellen, wozu auch von der Regierung der Oberpfalz ein „Vitalitätscheck“ der Gemeinde gefordert wurde. Darin sind viele Fragen enthalten, welche die Dorfplanung und Entwicklungen wie Bevölkerung und künftige Arbeitsplätze usw. betreffen. Stadtplanerin Martina Dietrich, die den Bebauungsplan „Dienstleistungszentrum Don Bosco“ erstellte, ist gleichzeitig Lehrbeauftragte an der Fakultät Architektur der TH Nürnberg. Bürgermeister Dollacker sprach sie an, weil er eine „unabhängige und frei von Konventionen Ideensammlung zur Ortsplanung“ wollte. Dietrich bemühte sich daraufhin ein entsprechendes Studentenprojekt an einem praktischen Beispiel zu machen, nämlich Ensdorf. Fördermittel wurden nicht gewährt, weshalb der Ensdorfer Gemeinderat beschloss, das Projekt aus Gemeindemitteln voll zu finanzieren. Bürgermeister Dollacker hielt zu den ersten zehn Studenten, die Ensdorf mehrfach besucht und es sich genau vorgenommen haben, Kontakt, hat ihre Ideen und Arbeiten selbst mitverfolgt, war auch in Nürnberg und hat sich die Zwischenpräsentation angesehen. „Jetzt bin ich ganz gespannt auf die Reaktionen von Gemeinderat und Bürgern auf die fünf Endpräsentationen, die am Donnerstag um 17 Uhr im Wittelsbacher Saal vorgestellt werden“, so Dollacker gegenüber der MZ. Eingebunden in das Projekt sind neben Bürgermeister Dollacker und das Bauamt der Gemeinde mit Josef Rester, das Kloster Ensdorf mit Direktor Pater Christian Liebenstein und Verwaltungsleiter Jürgen Zach, die Caritas-Sozialstation mit Kreisgeschäftsführer Günter Koller, Vorsitzender Pfarrer Pater Hermann Sturm und Pflegedienstleiterin Christel Knorr, das BRK-Seniorenheim Ensdorf mit Heimleiterin Lydia Brandl sowie Georg Wein als Besitzer des ehemaligen Klosterbauernhofes.

Als erstes konkretes Projekt, der städtebaulichen Neufassung soll auf dem Anwesen Wein an der Hauptstraße 2 der Umbau von Stallungen des ehemaligen Klosterbauernhofes der Umbau von Stallungen zu einem Wohnhaus für Wandertourismus untersucht werden. Die Ideen dafür entwickeln derzeit die Architekturstudenten der TH Nürnberg. „Dieses Projekt ist am pressantesten, weil es im Zusammenhang mit dem EDEKA-Verbrauchermarkt  und in unmittelbarer Nähe zum Bebauungsgebiet ‚Dienstleistungszentrum Don Bosco’ liegt“, so Bürgermeister Dollacker. „Auch für das Klosterareal gibt es Überlegungen bezüglich Verkehrsführung, Parksituation. Besucherlenkung und Gebäudestellungen wie Musikhaus und das Josefshaus (Säcklerhaus) an der Schwandorfer Straße.“

Die abschließende MZ-Frage an den Ensdorfer Bürgermeister: „Wie soll Ensdorf im Jahr 20130 aussehen?“ Markus Dollacker: „Ich hoffe, dass wir weiterhin eine Ortschaft sind, in der man gerne wohnt. Dass Ensdorf schön, lebens- und liebenswert und ökologisch ist. Und durch den Touch der Studenten vielleicht auch etwas moderner als andere.“