Bibel-Gespräch: Johannes der Täufer

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Beim zweiten Bibel-Gespräch in dieser adventlichen Zeit traf sich im Kloster Ensdorf wieder eine Gruppe von zehn Interessierten aus der Pfarrei, den Salesianischen Mitarbeitern Don Boscos und vom Salesianerkloster selber. Diesmal stand vom entsprechenden Sonntagsevangelium des 2. Advent her der Prophet Johannes der Täufer im Mittelpunkt.

Ich taufe nur mit Wasser, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen, so lesen wir beim Evangelisten Markus, dessen älteste biblische Evangelienschrift ja im kommenden Kirchenjahr die Gläubigen beschäftigen wird. Was aber bedeutet dieser heilige Geist heute? „Geist hat immer mit Begeisterung zu tun, über Pfingsten hinaus. Aber wo erleben wir heute in unserer Kirche am Sonntag ein Stück Begeisterung, die dann nicht nur junge Leute anspricht“, so fragte der Jugendseelsorger Salesianerpater Alfred Lindner in die biblisch-nachdenkliche Runde. Johannes Ott, ehemals Religionslehrer an einem Amberger Gymnasium, meinte kritisch, daß wir leider immer noch zu sehr an bisher seit altersher eingeübten religiösen Ritualen hingen, wie z.b. der Maiandacht. Dabei sollten wir wissen, daß diese religiöse Tradition erst im 18. Jahrhundert so richtig entstanden sei – und eben nicht schon seit Apostel-Zeiten dazu kirchlich eingeladen würde. So würde es also Zeit, fuhr der Salesianerpater Alfred Lindner weiter, z.b. in unserer heutigen Zeit vielleicht sogar ganz neue christliche Traditionen zu schaffen, ja im besten Sinne zu erfinden. Eine dankbare Gruppe wäre z.b. die Kirwa-Jugend, die alljährlich ihre erfreulicherweise wieder erstarkte traditionelle Kirchweihe sicher zeitgemäß und jugendgemäß feiern wolle. Papst Franziskus eröffne gottseidank von Rom her neue pastorale Erfahrungen und es bestehe bei vielen Gläubigen der Wunsch, daß auch unser Bischof Rudolf in Regensburg diesen neuen Weg aus dem Geist des Evangeliums Jesu in Zukunft mitgehen werde. Markus, der älteste Evangelist, ist derjenige, der grossen Wert darauf legt, ganz bestimmte Ereignisse des historischen Jesus aufzuschreiben, damit die Froh-Botschaft vom auferstandenen Christus direkt auf der Erde verankert wäre – und sich nicht im zu geistlichen Raum irgendwo im göttlichen Himmel verliere. Außerdem – würden wir nur Markus lesen – gäbe es keine richtige Weihnachtsgeschichte. Diese schöne Tradition verdanken wir viel eher dem Lukas. Schon das wäre ein Beweis dafür, wie wichtig es für Christen heute ist, zu lernen, wie wir die Bibel miteinader richtig lesen und für unsere Gegenwart positiv umsetzen sollen. Noch zweimal, jeweils mittwochs um 19.00 trifft sich in diesem Advent der Bibelkreis der Pfarrei, an der Klosterpforte gleich im Konferenzraum. Vor allem auch junge Leute sind herzlich eingeladen, ihre eigenen ehrlichen Erfahrungen mit zu bringen.