Preise zum Wettbewerb „Unsere dorfgerechte Kapelle“ verliehen

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Zum Abschlussabend des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ spielten im Gasthof Forsthof die „Roum Boum“ zünftig auf.

Nach einem gemeinsamen Essen begrüßte Landrat Richard Reisinger beim „Galabend“ die Vertreter der Dorfgemeinschaften der teilnehmenden Orte und deren Bürgermeister. „Durch das Engagement beim Wettbewerb wird auch unser Landkreis schöner und hat Zukunft“, lobte er. „Gewinner seid ihr alle!“, betonte er. Ihr bereichert das gesellschaftliche und kulturelle Leben mit eueren beeindruckenden Aktivitäten das ganze Jahr über. Kastls Bürgermeister Stefan Braun begrüßte die Teilnehmer „in einer schönen Gemeinde unsers wunderbaren Landkreises“ und stellte seine Marktgemeinde vor.

Kreisfachberater Artur Wiemet gab einen Rückblick auf den Bezirksentscheid 2014 zu „Unser Dorf hat Zukunft  - Unser Dorf sollschöner werden“, bei dem Aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach Atzmannsricht und Ursensollen Silbermedaillen sowie Haunritz und Königstein Bronzemedaillen errangen. Damit sind die Landkreisteilnehmer bei der nächsten Runde, dem Landesentscheid Bayern – leider nicht mehr dabei.

In Jahren ohne Kreisentscheid zum Bundeswettbewerb wird ein landkreiseigener Wettbewerb zu einem speziellen Thema durchgeführt. Dabei wird nicht das Dorf in seiner Gesamtheit bewertet, sondern einzelne Aspekte. Heuer „Unsere dorfgerechte Kapelle“. „Mit dem Wettbewerb soll die wertvolle Bedeutung der Kapellen im dörflichen Leben gewürdigt werden. Kapellen sind baulich kleine Andachtsräume“,  so Kreisfachberaterin Michaela Basler. „In unserer ländlichen Heimat sind Kapellen vielerorts sichtbare Zeichen unseres christlichen Glaubens und wurden oft mit großer Eigenleistung errichtet, sind bedeutender Mittelpunkt, da hier wichtige Feierlichkeiten in der Dorfgemeinschaft und im Miteinander der Menschen begangen werden.“ Bewertungskriterien waren Entstehung, Eigenleistung der Bürger, Bau, Unterhalt und Betreuung; bauliche Gestaltung, Verwendung dorfgerechter Baumaterialien, Einfügung in die Umgebung; kreative Ideen wie „Au0ergewöhnliches“ z. B. Sitzbänke und Brunnen im freien; Grüngestaltung wie Eingrünung mit dorfgerechten Pflanzen, Hausbaum, Blumenschmuck, Pflegestand; Nutzung für Gottesdienste und Feierlichkeiten; ferner Perspektiven für die Zukunft. Bewetet wurden 30 Kapellen aus 17 Gemeinden des Landkreises.

Der Sonderpreis „Junger Glaube“ ging an die Salesianer Don Bocos in Ensdorf für ihre „Grüne Kapelle“. Sie wurde 2001 errichtet und ist kein Gebäude, sondern ein Freiraum im Grünen mit einfachen Sitzbänken und umgeben von grünen Baumstrukturen. Die Freiluftkapelle hat vier die vier Elemente zum Thema: die Erde findet sich in den verschiedenen Steinen und als Grundlage der Pflanzen wieder; das Feuer kann in einer Feuerschale zum Himmel empor steigen – auch eine Photovoltaikzelle macht das Feuer der sonne für Menschen nutzbar; das Wasser sprudelt ruhig aus dem zentralen Quellstein als Quelle des Lebens als Mittelpunkt auch der Kapelle, und der Quellstein wir auch als Altartstein verwendet; die Luft spürt der Besucher durch den Wind, der durch die Blätter der Bäume streicht und die bunten Fahnen bewegt. Hier kommt der Schöpfungsgedanke voll zum Tragen. Die „Grüne Kapelle“ ist jedermann und jederzeit zugänglich. Sie wird gerne für Meditationen und zur Besinnung  gut angenommen – auch von Jugendlichen, die im Kloster Station machen.

Die fünf ranggleichen Sieger

In der kleinen Ortschaft Flügelsbuch in der Marktgemeinde Kastl mit 51 Einwohnern in 15 Häusern gab es bis 1963 nur einen Bildstock an der Straße, an dem die Bewohner kirchliche Feiern abhielten. Dann wurde 1964 beschlossen ohne Hilfe von außen und ohne Zuschüsse ein Kirchlein zu bauen, das sich harmonisch ins zentrale Ortsbild einfügt und im  Innern schlicht, aber geschmackvoll eingerichtet ist. Die Kapelle ist der Gottesmutter geweiht, wird für Maiandachten und Oktoberrosenkränze genutzt. 1997 wurde sie erweitert und mit einem Turm versehen. Einmal im Jahr wird ein Gottesdienst gefeiert, der Zugleich Höhepunkt des Dorffestes ist.

Krondorf ist eine kleine Ortschaft mit 36 Einwohnern, die zur Stadt Hirschau gehört. Die dortige Kapelle gegenüber dem Wirtshaus ist ein denkmalgeschützter Bau aus dem Jahr 1907, der von viel Grün umgeben ist. Gegenüber auch der der gepflegte Dorfweiher. 1997 wurde die Kapelle umfassend renoviert und erhielt wieder ihre ursprüngliche Erstfassung. Dies geschah durch immense Eigenleistung und Spenden der Dorfbevölkerung. Die Kapelle ist dem Herzen Jesu geweiht.

Die Kapelle in Nasnitz, einer kleinen Ortschaft, die zur Stadt Auerbach gehört, wurde 2010 privat von einer Familie gebaut. Obwohl auf Privatgrund ist sie für jedermann öffentlich zugänglich. Das architektonisch außergewöhnliche Gebäude besitzt ein frei schwebendes Dach mit einem Glockenturm und einer alten Glocke aus dem Jahr 1747. Die Kapelle ist dem hl. Jakobus geweiht. Das Innere ist modern, doch sehr harmonisch gehalten. Die Kapelle ist in den Auerbacher „Kapellenweg“ verzeichnet.

Auch die Kapelle in Seulohe, das zur Gemeinde Ensdorf gehört, erhielt einen ersten Preis. Schon 1852/93 erbauten die Bewohner aus eigenen Mitteln eine Kapelle. 100 Jahre später wurde sie abgebrochen und eine neuer, größere errichtet. Ein Gemeinschaftswerk der Dorfbewohner, wozu eine Familie den Grund zur Verfügung stellte. In den 90er Jahren erfolgte eine umfassende Innen- und Außenrenovierung mit Neueindeckung des Daches und des Zwiebelturmes. Auch heute noch wird der Bau von der Dorfgemeinschaft unterhalten. Umgeben ist die der Patrona Bavarie geweihte Kapelle von einer gepflegten Außenanlage. Die Innenausstattung ist schlicht, aber sehr geschmackvoll.

In Weickenricht (Gemeinde Freihung) hat der 1997 gegründete Kapellenbauverein komplett in Eigenleistung und mit freiwilligen Spenden ein neues Gotteshaus errichtet und sorgt auch für dessen Unterhalt. Es ist dem hl. Christopherus geweiht. Eingerahmt wird die Kapelle am Waldrand durch ein schönes Ambiente, Staudenbeete und Blumenschmuck. Die Kapelle ist heute Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft Seugast-Weickendorf und wird von Jung und Alt gut angenommen und ist zu zu einer wahren Begegnungsstätte geworden, befindet sich dort auch ein Kinderspielplatz und ein Unterstand für Feierlichkeiten.

Die Preisträger auf Bezirksebene

Atzmannsricht in der Gemeinde Gebenbach präsentiert sich als schönes traditionelles Oberpfälzer Dorf mit 145 Einwohnern. Das dörfliche Erscheinungsbild wird maßgeblich durch die bauliche Substanz der landwirtschaftlichen Hofstellen geprägt. Ein neues Gemeinschaftshaus ist Dorfmittelpunkt und Zentrum für Dorfgemeinschaft und Jugend. Silbermedaille.

Haunritz in der Gemeinde Weigendorf ist geschichtlich bedeutend mit mehreren Mühlen, Hammerwerk samt Eisenschmelze und Hammerschloss, berühmt durch gut angenommene Kletterfelsen. Saniert wurde eine mittelalterliche Brücke . Im Högenbach integriert ein neues Kneippbecken.

Im Markt Königstein gibt es vielfältige ehrenamtliche Arbeit von 35 Vereinen. Der Markt hat eine hervorragende Infrastruktur, ein Naturbad auf ökologischer Basis, einen botanischen Lehrpfad, vielseitige Wirtshauskultur. Königstein ist auch Fremdenverkehrsort.

Ursensollen hat als Leitbild „Tradition + Kultur + Fortschritt, ist begehrter Wohnort und gern genutzter Gewerbestandort, besitzt eine hervorragende Infrastruktur und reiches Vereinleben, Der neue Dorfplatz wurde fast schon parkartig mit Kunstobjekten gestaltet. Es gibzt zahlreiche Bildungseinrichtungen im Ortszentrum.

Abschließend wurden den Preisträgern von Landrat Richard Reisinger und den Kreisfachberatern die Urkunden und Anerkennungsprämien überreicht. Die Preisträger wurden auch von ihren jeweiligen Bürgermeistern beglückwünscht.