Über 100 Ehemalige waren gekommen

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Für Sonntag waren 590 „Ehemalige des Klosters“ - Schüler des Gymnasiums aber auch die früheren Auszubildenden in den verschiedenen Handwerksbetrieben des Klosters zu einem Ehemaligentreffen eingeladen. Über 100 waren gekommen. Manche weither aus Freiburg, München, aus Oberösterreich, Mitbrüder aus Bamberg und Pfaffendorf. Sie alle begrüßte Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein.

Zunächst feierte Provinzial Pater Joses Grünner in Konzelebration mit acht Patres, darunter Direktor Liebenstein und die ehemaligen Ensdorfer Klosterdirektoren Martin Haunolder und Philipp Weißhaar, Lehrer und Erzieher Pater Michael Rohbach und der ehemalige Leiter des Hauses der Begegnung, Pater Hans Kastl, einen Festgottesdienst in der Kirche St. Jakobus. Musikalisch umrahmte ihn die Don-Bosco-Blaskapelle unter Leitung von Georg Bayerl.

„Es gibt sehr viele verschiedene Gruppen von Ehemaligen, von denen ein Teil ihre Schule hier gemacht oder ihre Ausbildung erfahren oder im Bildungshausmitgearbeitet haben“, erklärte Direktor Pater Liebenstein. „Bei den meisten stehen die guten Erinnerungen im Vordergrund. Wir müssen aber auch bekennen: Wir sind nicht allen gerecht geworden. Auch in Ensdorf haben manche Ungerechtigkeit und Unverständnis erfahren, religiöse Praktiken erlebt, die wir heute als ungesund und angstmachend ansehen.“

„Miteinander in Verbindung zu kommen ist ein schöner Anlass, um Klassenkameraden, Freunde und Bekannte wiederzusehen, sich gemeinsam zu erinnern, was wir erfahren und erlebt haben; um an die zu denken, die uns damals erzogen, ausgebildet und unterrichtet haben, und auch um der Verstorbenen zu gedenken, denen wir Gutes verdanken“, erklärte Provinzial Pater Josef Grünner – selbst ein ehemaliger Schüler des Ensdorfer Gymnasiums – in seiner Festpredigt. Er erinnerte an gemeinsame Erfahrungen und Schuljahre, in denen pädagogisch betreut wurde, Don Bosco und die Salesianer erfahren wurden, an persönliche Erinnerung und Lebensgeschichte, den eigenen Weg. „Der Blick soll aber auch nach vorne gerichtet sein. Jeder von uns Ehemaligen steht ja mitten im Leben und die meisten haben auch mit jungen Menschen zu tun. Da denke ich, dass uns Don Bosco gute Impulse gegeben hat. Uns ist in Ensdorf Don Bosco als froher Heiliger und als Freund junger Menschen nahegebracht worden. Er war Mensch, der selbst fröhlich war und Freude verbreitet hat. Christen dürfen frohe Menschen sein“, betonte er. Don Bosco rufe uns zu: „Habt Zuversicht, seht das Positive! Jammert nicht, sondern handelt! Nehmt junge Menschen ernst und achtet sie!“ Provinzial Grünner rief dazu auf, im Geist Don Boscos miteinander in Verbindung zu bleiben, „als Ehemalige ein salesianisches Netzwerk für junge Menschen zu bilden, wo wir uns gegenseitig bestärken und unterstützen, wo wir ihn als unser Vorbild und unseren Fürsprecher zur Seite haben.“

Nach dem Mittagessen folgten verschiedene Führungen durchs Kloster. So manche Anekdoten kamen beim gemeinsamen Gang durch die Stätten der Vergangenheit ans Tageslicht. Ein ehemaliger Lehrling erzählte, dass er in der Schreinerei die Fenster des Klosters noch eigenhändig gefertigt hatte – im Jahr 1962. Große Augen machten die Besucher angesichts der Entwicklungen, die das Kloster in den letzten Jahrzehnten gemacht hat. Viele Räume sind verschwunden, nicht wieder zu erkennen oder haben einer neuen Nutzung Platz machen müssen. Die meisten Besucher sahen das Bildungshaus zum ersten Mal. Manche haben ihre ehemaligen Erzieher nach 35 Jahren nicht mehr erkannt und umgekehrt. Mit einem gemeinsamen Ratsch und Tratsch bei Kaffee und Kuchen endete für manche der Tag erst am späten Nachmittag.

Gut, dass es in den letzten Monaten einigen ein Anliegen war, u. a. deshalb einen „Freundeskreis Kloster Ensdorf“ zu gründen. Der Verein will ein Netzwerk bilden, damit das Kloster und seine Vorhaben auf eine breite Basis von Menschen bauen können, aus denen etwas geworden ist. Die Vorstandschaft bilden 1. Vorsitzender Dr. Sigmund Neubauer, 2. Vorsitzender Josef Meyer, Schatzmeister Hans Graßmann, Schriftführer Jürgen Zach, Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein sowie die Beisitzer Stefan Dürr, Ulrich Roider und Rupert Sachsenhauser. Geschäftsstelle: Hauptstraße 9, 92266 Ensdorf, Tel. (0 96 24) 92 00 0, freundeskreis (at) kloster-ensdorf (dot) de, www.kloster-ensdorf.de/freundeskreis. Spendenkonto: Freundeskreis Kloster Ensdorf e. V. bei Sparkasse Schwandorf, Konto: 312 863 13, BLZ: 750 510 40, IBAN: DE18 7505 1040 0031 2863 13, BIC: BYLADEM1SAD.

1920 kamen die Salesianer Don Boscos in das verwaiste ehemalige Benediktinerkloster Ensdorf. Bis 1967 beherbergte es das Noviziat der deutschsprachigen Ordensprovinz. Ausgebildet wurde in den Betrieben Schneiderei, Bäckerei, Schmiede, Schreinerei, Schuhmacherei, Landwirtschaft, Gärtnerei, heute noch in der Klosterküche und Medienberufe in der Druckerei. Viele tüchtige Handwerker gingen hervor. Darunter Landes- und Bundessieger. Von 1960 bis 1996 gab es auch schulische Ausbildung im Unterstufengymnasium mit Internat. In der Blütezeit waren es über 100 Schüler. Vielen sind die Auftritte des Don-Bosco-Chores und der Don-Bosco-Blaskapelle noch in guter Erinnerung. Zwei Schallplatten nahmen Chor und Orchester unter Leitung von Pater Georg Schachner auf, besuchten den Papst und waren live in der Tagesschau mit Franz Josef Strauß zu sehen. Seit 1984 gibt es das Bildungshaus „Haus der Begegnung“, seit 1996 „Musikunterricht im Kloster Ensdorf“ sowie „Umweltstation Kloster Ensdorf“ und seit dem Jahr 2000 die „UmweltMusikWerkstatt“. 2004 wurde die Hackschnitzelheizung in Betrieb genommen und 2005 öffnete der „Klosterladen“.