Frieden sei dieser Welt beschieden

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Reservisten bildeten beim Volkstrauertag die Ehrenabordnungen an den Kriegerdenkmälern in Ensdorf, Thanheim und Wolfsbach. Im Kirchenvorhof in Ensdorf flankierten sie die Fahnenabordnungen des Krieger- und Reservistenvereins sowie der Freiwilligen Feuerwehr Ensdorf. Die Blaskapelle Ensdorf unter Leitung von Hubert Haller intonierte zur Gedenkfeier „Ich bete an die Macht der Liebe“, die Chorgemeinschaft Männergesangverein Ensdorf/Sängerbund 1880 Amberg sang „Frieden sei dieser Welt beschieden“.

Nach einem feierlichen und denkwürdigen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Jakobus gedachten  – wie in den Filialen Thanheim und Wolfsbach –  Gläubige der vielen Gefallenen, Vermissten und Verstorbenen nicht nur der beiden Weltkriege und des nationalsozialistischen Regimes, sondern auch von Terrorismus und Bürgerkriegen in aller Welt, nicht zuletzt der in Afghanistan gefallenen deutschen Soldaten.

„Am heutigen Volkstrauertag stehen wir vor dem Kriegerdenkmal im Gedenken an die Gefallenen der vergangen Kriege mit all dem unmenschlich-grausamen Leid, das Krieg beinhaltet. Wir erinnern an die Opfer von Krieg und Gewalt, damit niemand vergisst, wie kostbar der Friede ist“, so Pfarrer Sturm. Nach jedem Krieg gebe es den großen Schwur: ‚Nie wieder Krieg!’ „Und dennoch gibt es keinen Tag auf der Erde ohne Krieg, Hass und Terror. Wir erden den Frieden in der Welt nicht finden, wenn wir nicht einsehen, dass Friede von uns Menschen allein nicht machbar ist, sondern letztlich ein Geschenk des Himmels ist. Dieses Geschenk wird uns nur gegeben, wenn wir die kleine Welt um uns – Ehe, Familie, Beruf, Gemeinde – und auch die große Welt aufbauen helfen in der Ordnung Gottes. Eine Welt ohne Ehrfurcht vor Gott und seinen Geboten und dem Leben muss letztlich langsam aber sicher aus den fugen geraten.“ Friede wolle gelernt sein. Friede und Gerechtigkeit beginne in den Köpfen der Menschen und im alltäglichen Zusammenleben, wie wir miteinander umgehen, so der Geistliche. Christus ist unser Friede, Jesus ist der Gerechte, der in unsere Welt eingetreten ist, um uns den Frieden zu bringen. Wir sollen als Christen mitbauen an einem Reich der Gerechtigkeit und des Friedens.“ Fürbitten und ein Segensgebet schlossen sich an.   

„Viele von uns haben Väter, Großväter oder Urgroßväter, Brüder, Onkel oder andere Verwandte auf den Schlachtfeldern verloren. Viele durch Gewaltherrschaft, Kriegsgefangenschaft, Flucht und Vertreibung. Ihrer gedenken wir heute am Volkstrauertag in besonderer Weise“, erklärte Bürgermeister Markus Dollacker. „Und wir dürfen nicht müde werden, unseren Kindern und Enkelkindern zu vermitteln, wie wichtig es für uns alle ist, diese Tradition des Erinnerns lebendig zu halten und dem Vergessen Einhalt zu gebieten.“ Wenn man heute hier stehe, können sich viele nicht mehr vorstellen, dass in Zeiten des Nationalsozialismus die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft, einer ethnischen Gruppe oder einer politischen Partei, dass ein körperliches oder geistiges Gebrechen oder die sexuelle Orientierung Grund für massenhafte Verfolgung und Ermordung gewesen waren. „Hat sich das Geschehene für uns nicht immer mehr in die Geschichtsbücher, ins Fernsehen und in historische Dokumentationen zurückgezogen?“ fragte Dollacker. „Die Realität sieht leider anders aus. Nahezu täglich wird darüber in den Medien berichtet: über Soldaten der Bundeswehr, die in Kriegen fern der Heimat gefallen sind. Auch Polizisten wurden außerhalb Deutschlands im dienstlichen Einsatz getötet. Im Gegensatz zu deren Großvätern setzen sie ihr Leben jedoch nicht für ein totalitäres Regime ein, sondern im Auftrag eines demokratischen Staates. Sie sollen für ihre Regierung kein Territorium erobern, sondern bei schwierigen Aufbau eines Landes helfen. Auch diesen jungen Menschen und ihren Familien gebührt es, dass wir mit ihnen fühlen und die in unser Gedenken einschließen.“ Abschießend vor der Kranzniederlegung zitierte der Bürgermeister den früheren Bundespräsidenten Theodor Heuss: „Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Frieden bleibe, Frieden zwischen den Menschen, Frieden zwischen den Völkern.“

Beim Volkstrauertag in der Gemeinde Ensdorf gedachte man „all der Menschen, die durch Krieg und Vertreibung, durch Gewalt und Gewaltherrschaft ihr Leben lassen mussten und all derer, die wegen ihrer Überzeugung, Religion oder Rasse verfolgt, geschunden und ermordet wurden.“ „Wer Frieden will, muss vergeben können. Aber wer den Frieden auf Dauer anstrebt, darf das Geschehene um der Zukunft willen nicht vergessen“, gab Bürgermeister Dollacker zu bedenken.

Zu „Ich hatt’ einen Kameraden“ senkten sich die Fahnen und Bürgermeister Markus Dollacker legte mit dem Vorsitzenden des Krieger- und Reservistenvereins, Erich Bram „im Gedenken aller Toten und Opfer“ einen Kranz nieder, während Peter Hammer Ehrensalut schoss. Mit der Bayernhymne und dem Deutschlandlied endete die würdige Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Ensdorf.