Frauen in der Politik

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Rund 53 Prozent der Bürger der Bundesrepublik sind Frauen. Und in politischen Gremien? Hier bilden sie noch immer eine eklatante Minderheit. Wir brauchen mehr „Frauen in der Politik“ sind die drei Ensdorfer Gemeinderätinnen Irene Hofmeister-Sperl, Renate Kastl und Sabine Müller überzeugt. Deshalb luden sie zu einem Informationsgespräch in den Pfarrsaal ein.

„Frauen sind schon beim Aufstehen mit Politik konfrontiert“, erklärte Brigitte Trummer, Kreisvorsitzende der Frauen-Union. „Was kostet das Wasser zum Duschen und Kochen und ist es belastet? Was kostet der Strom und woher kommt er?“ Es sei schwierig, Frauen für Politik zu interessieren, zu motivieren. „Frauen müssten noch viel mehr politisch sein“, betonte sie. „Die Themen werden nicht weniger, wenn ich nur an Sozial- und Gesundheitspolitik, Umweltpolitik und Verbraucherschutz denke, an all die Fragen, die mit der demografischen Entwicklung zusammenhängen. Wasserpreis, Dioxinskandal, Lebensmittelrecht, Schul- und Bildungspolitik allgemein, Kindergärten und Kindertagesstätten: alles sind politische Themen.“  Sie verwahrte sich allerdings dagegen, nur gewisse Themen mit „Frauen in der Politik“ zu identifizieren, dass sich Frauen darauf beschränken. „Frauen denken ganz allgemein anders in der Politik. Wir müssen überall vertreten sein“, forderte sie. „Jede Frau kann politisch tätig werden.“ Auch der Katholische Frauenbund z. B. sei politisch tätig. Da aber in Deutschland Politik von Parteien bestimmt werde, sollten sich Frauen in Gemeinschaft mit der CSU in die Politik einbringen. Hier haben sie eine besondere Stellung, die Frauen-Union ist im CSU-Kreisverband Amberg-Sulzbach gleichgestellt etwa mit der Jungen Union vertreten. Es gelte Frauen politisch an die CSU heranzuführen.

„Was habe ich, wenn ich bei der Frauen-Union bin?“ wurde gefragt. Trummer verwies auf das eigene Frauenprogramm der CSU, das heuer ausgerufene „Jahr der Frau in der CSU“, umfassende und interessante Veranstaltungen der Hanns-Seidel-Stiftung,  den jährlichen Frauenempfang. Sie empfahl den Besuch von Gemeinderatssitzungen, denn Kommunalpolitik sei „unheimlich wichtig“, Besuch von politischen Frühschoppen oder Abendveranstaltungen. Die Frauen-Union bestimme dann politische Themen mit, stelle Anträge. „So können wir Frauen Politik vor Ort machen! Das ist nicht unbedingt sehr zeitaufwändig.“

„Durch unsere drei Frauen im Gemeinderat – es könnten durchaus mehr sein – ändert sich die Diskussionskultur, andere Themen kommen rein und werden aufgegriffen“, berichtete Bürgermeister Markus Dollacker. „Eine Frauen-Union Ensdorf, aber auch allgemein ein Kreis interessierter Frauen, z. B. vom Katholischen Frauenbund,  könnte bewerkstelligen, dass mehr Frauen in der Politik mitmachen, sich dafür interessieren, Verständnis für unsere Entscheidungen und ihre Begründungen in der Kommunalpolitik wecken, wo es um die Sache vor Ort geht, weniger um Parteipolitik. Ein solcher Kreis bekäme auch schnelle und umfassende Informationen.“

FU-Kreisvorsitzende Brigitte Trummer berichtete über ihre Arbeit in der Frauen-Union, im Gemeinderat und Kreistag, Bezirksvorsitzende und stellvertretende Landesvorsitzende Barbara Lanzinger über ihre Arbeit im Amberger Stadtrat und früher im Bundestag. „Frauen in der Politik sind pragmatischer, sehen nach vorne“ erklärte sie. Politische Tätigkeit stärke Selbstbewusstsein und Rhetorik. „Nicht nur Kopf, Herz und Verstand gehören zur Politik. Eine Demokratie steht und fällt mit den Parteien und ihren Persönlichkeiten!“ betonte sie.