„Mittelschule“ Ensdorf – mehr als nur ein neues Ettikett?!

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung, Schule

Allen Unkenrufen zum Trotz haben sich im Modelllandkreis Amberg-Sulzbach die meisten Volks- und Hauptschulen zu Mittelschulen zusammengefunden. Auch die Hauptschule Ensdorf ist jetzt „Mittelschule“ im Schulverbund unteres Vilstal. Welche Auswirkungen haben sich damit im neuen Schuljahr konkret für die Schüler, Eltern und Lehrkräfte an der „MSE“ ergeben?

„War eigentlich schon das Zusammenfinden der Schulen Kümmersbruck, Freudenberg und Ensdorf, davon mittelbar betroffen auch Rieden und Ebermannsdorf, zum Mittelschulverbund allseits unproblematisch und zum Wohle aller Schülerinnen und Schüler über jegliches lokalpatriotische Denken erhaben, setzte sich dieser positive Trend auch im Rahmen der Schulverbundsverhandlungen fort“, so Rektor Siegfried Seeliger gegenüber der „Mittelbayerischen Zeitung“. Zwischen den Schulleitern Werner Schulz (Verbundkoordinator und Rektor Freudenberg), Heinz Lang (neuer Leiter der HS Kümmersbruck) und Siegfried Seeliger (MS Ensdorf) war schnell klar, wer wie viele und welche Unterrichtsstunden braucht, um das optimal machbare Angebot bei je individueller Ausrichtung der einzelnen Schulen zu gewährleisten.

Selten zuvor war es möglich gewesen, den Schülerinnen und Schülern ein so befriedigendes Angebot an Arbeitsgemeinschaften, vor Ort in Ensdorf mit besonderem Schwerpunkt auf „Umwelt“, „Sport und Gesundheit“ sowie „vertiefter beruflicher Orientierung“, bereitstellen zu können. Statt der vorab vielerorts befürchteten Einschränkungen hat sich eher eine Verbreiterung der Alternativen ergeben, ohne bislang den gefürchteten extremen Bustourismus nach sich zu ziehen.  In der Sache „Ensdorf – Schmidmühlen“ liegt der Fall ja etwas anders und ein höheres Verkehrsaufkommen war wegen der Kurzfristigkeit der endgültigen Entscheidung bislang nicht zu vermeiden.   

„Ein nicht unwesentlicher Teil der Veränderungen ist natürlich mit der Entscheidung des Marktrates Schmidmühlen und der Entsprechung durch die Regierung der Oberpfalz verknüpft, dass die Hauptschülerinnen und -schüler aus Schmidmühlen künftig die Mittelschule Ensdorf besuchen“, so Schulleiter Siegfried Seeliger. Durch die Zusprengelung der Klassen 5 mit 8 nach Ensdorf wuchs die Schülerzahl auf 150 und damit verbunden erneut die Zahl der Klassen. Die Schülerinnen und Schüler besuchen derzeit den Unterricht in den Klassen 5a, 5b, 6a, 6b, 7,8 und 9.

Außerdem fanden neben den bewährten Klassenlehrern und –lehrerinnen – Karl Senft (5a), Karin Warter (Lehramtsanwärterin, 6b), Helga Gradl (stellvertretende Schulleiterin, 7.), Wolfgang Weich (8.) und Josef Neiß (9.), zwei neue Lehrkräfte ihre Aufgabe in der Klassenleitung: Isabella Schrimpf führt die Klasse 6a und Egon Wittl übernahm die Klasse 5a; beide wurden von der Volksschule Schmidmühlen zuversetzt. Als weitere Lehrkräfte sind heuer in Ensdorf tätig: Seminarrektor Herbert Wagner mit Schwerpunkt Differenzierung und Förderung, Beratungsrektor und Schulpsychologe Ludwig Sturm, die Fachlehrerinnen Agnes Kramer, Gertraud Fink, Sonja Anzer sowie Anita Hirsch (zugleich Leiterin des Prüfcenters für den Europäischen Computerführerschein). Unterstützt werden sie außerdem durch Martina Helfer in den Bereichen Mädchensport und dem Profilbereich Umweltbildung.

Basierend auf  dem letztjährigen Angebot wurden in diesem Schuljahr weitere Arbeitsgemeinschaften ins Programm aufgenommen: So gibt es einen Trommelkurs, Sport-Arbeitsgemeinschaften  Fußball und Leichtathletik,  einen Erste- Hilfe- Kurs, eine Arbeitsgemeinschaft Qualivorbereitung, die Arbeitsgemeinschaft Praxisorientierung, einen Lehrgang „Lernen lernen“, die Ausbildung zum ECDL sowie die Arbeitsgemeinschaft Umwelt mit zwei Gruppen – insgesamt ein respektables Spektrum über den Regelunterricht hinaus.
Dieser Tage erfolgt zudem die bereits angekündigte Ernennung der Mittelschule Ensdorf zur „Umweltschule“ durch den Bayerischen Umweltminister Dr. Markus Söder. Mit dieser Auszeichnung für vielfältige Projekte im Umweltbereich verbunden ist zugleich aber auch die Verpflichtung, sich in diesem Aufgabenfeld weiter zu profilieren: So werden die vielfältigen Einzelaktivitäten – z.B. Besuch der Obstausstellung Theuern, Herstellung von Obstsaft, dessen Weiterverarbeitung und Vermarktung,  Installation und Inbetriebnahme der bereits im letzten Schuljahr gebauten „Solartankstelle“ für elektrogetriebene Fahrzeuge, der Umbau von Fahrrädern zu Elektrofahrrädern und parallel dazu die „E-bike Testtage“ nachhaltig abgerundet durch die kontinuierliche Arbeit der Umwelt- Arbeitsgemeinschaften.

Die Biotoppflege in Zusammenarbeit mit der Umweltstation Kloster Ensdorf, die Pflege des Schulgartens, das Überwachen des Recycling- Systems an der Schule sowie das Aufspüren von „Stromfressern“ sind über das Schuljahr andauernde Aufgaben, die es zu erfüllen gilt. Und: „Des mit dene Busse, dass dou zum Teil eitz no zwoa gleichzeite aas Vilstol affe und owe foan“, so ein Schüler der Umwelt- Arbeitsgemeinschaft, „des mou schnell anders wean, des passt niat zu unserer Umweltschul“ – sprach´s und begann mit seinen Mitstreitern einen Brief an die Bürgermeister von Schmidmühlen und Ensdorf zu verfassen, dass da schnellstens für Abhilfe und damit Energieersparnis Sorge getragen wird. Da behaupte noch mal einer, die Jugend von heute denke nicht mit!

Ob Umweltthemen oder vertiefte Berufsorientierung: das breit gefächerte Angebot an Arbeitsgemeinschaften und Projekten bietet in allen Jahrgangsstufen viele interessante Alternativen in Ergänzung zum Regelunterricht.