Pater Andreas Dietz wird 90 Jahre

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Pater Andreas Dietz, früher Schuldirektor des Internats und Direktor des Ensdorfer Salesianerklosters, feiert am Sonntag seinen 90. Geburtstag. Mit der „Mittelbayerischen “ unterhielt er sich über sein interessantes und abwechslungsreiches Leben.

Geboren wurde Pater Dietz am 15. März 1919 in dem kleinen Weiler Vilssöl bei Vilsbiburg in Niederbayern. „Wir hatten unsere eigene Kirche und einen eigenen Wirt“, erinnert sich der Jubilar. Daneben gab es in dem Ort nur noch Mühle, Sägewerk und den Schmied. Dieser eben war sein Vater Georg. Zusammen mit seiner Ehefrau Anna hatte dieser zehn Kinder, die außer Pater Dietz bereits verstorben sind. Nach der Volksschule in Vilssöl und Allersberg bei Nürnberg besuchte Andreas das Gymnasium in Scheyern, Burghausen, Buxheim und Bamberg, wo er 1939 das Abitur „baute“. Zwischendurch war er 1936/37 Novize in Ensdorf. Hier legte er am 15. August 1937 die Ordensprofess ab.

Zwei Wochen nach dem Abitur wurde er bereits zum Arbeitsdienst nach Ostpreussen eingezogen. „Wir mussten die Vorräte auf der Festung Tannenberg aufessen!“ berichtet er lächelnd. Als Soldat musste er den Polenfeldzug mitmachen. Es folgte 1940 die Sanitätsausbildung in Bad Kissingen. Dann ging es wieder nach Polen, später nach Belgien und Frankreich, wo er in Lazaretten Dienst tat. „Vier Jahre lebte ich dort wie Gott in Frankreich“, erzählt der Geistliche. Er erinnert sich an zweites Frühstück mit Bouillon mit Ei, an Kuchen und Torten an Sonn- und Feiertagen. 1944/45 kam er für zwei Monate erneut nach Polen. „Den Kriegsschluss erlebte ich in Berlin in der Reichsbank, wo ein Lazarett eingerichtet war. Auch da ging es mir gut, waren doch genügend Vorräte da, weil ein Stockwerk über uns Nazigrößen sich verschanzt hatten. Bis September 1945 war Andreas Dietz noch  in einem Lazarett in Frankfurt an der Oder tätig. „Aus der Gefangenschaft bin ich offiziell noch immer nicht entlassen. Ich hab mir in den Wirren einfach gedacht: Jetz reichts! Und bin zu Fuß nach Bamberg.“ Dort sagte dann sein früherer Schuldirektor im Josefsheim: „Guat, daß d‘ da bist. Am Montag übernimmst die 4. Klasse!“ – „So einfach bin ich damals zum Lehrer geworden“, berichtet er schmunzelnd, wie immer ein Lächeln im Gesicht.

1946 bis 1948 studierte Dietz in Bamberg Philosophie, bis 1952 in Benediktbeuern Theologie, wo er am 28. Juni 1952 zum Priester geweiht wurde. Es folgten ein Jahr Lehrtätigkeit am Salesianer-Gymnasium Burghausen, dann sieben Jahre in Bad Neustadt an der Saale mit Seelsorgetätigkeit für die Heimschüler und Religions- und Lateinunterricht am Städtischen Gymnasium. Dort hat ihn sein Chef gefragt, wie er ihn anreden solle. „Dietz halt“, hat der Pater gemeint, worauf er zur Antwort erhielt, dass ein solcher bereits an der Schule unterrichte. In seiner lustigen Art einigte man sich schließlich, diesen „Bruder“ Dietz zu nennen, ihn aber „Pater“ Dietz.

Das blieb auch so, als der Jubilar 1960 mit der Leitung des „Minigymnasiums“ in Ensdorf betraut wurde. Sehr schwer sei ihm zunächst der Abschied von Neustadt gefallen, weshalb er sich noch genau erinnert, dass die Neustädter Zeitung damals berichtet habe, dass er als „Schul-Leider“ nach Ensdorf versetzt worden sei. Bis 1990 - 30 lange Jahre - leitete Pater Dietz das Ensdorfer Heimgymnasium der Salesianer, unterrichtete Deutsch, Latein, Religion und Biologie. „1.100 Schüler hab ich in der Zeit aufgenommen“, berichtet er. Schmunzelnd fügt er hinzu: „Eigentlich waren es ein paar mehr, denn die nach zwei Tagen wieder gegangen sind, habe ich da nicht mitgerechnet.“ Bis zur Schließung „seiner“ Schule 1996 hat er noch Religionslehre unterrichtet, Nachhilfeunterricht gegeben. Von 1976 bis 1980 war Pater Dietz zudem Direktor des Ensdorfer Klosters. Daneben noch Seelsorge und Aushilfen. „Die haben mir Kraft gegeben für den Schuldienst“, erzählt er heute.

Wiederholt hat Dietz Triduen bestritten, war Prediger bei Festwochen, u. a. in Gebenbach, auf dem Fronberg bei Hahnbach, in Waldersbach... Noch bis vor wenigen Jahren hielt er alle zwei Wochen Gottesdienste in der Justizvollzugsanstalt Amberg, nahm dort stundenlang die Beichte ab.

Eine der „Leidenschaften“ von Pater Dietz war und ist noch immer das Theaterspielen. Unzählige Stücke hat er mit „seinen Buben“ einstudiert und erfolgreich aufgeführt, viele auch selbst geschrieben. Lange Jahre hat er mit den Schülern Fußball gespielt, Waldspiele veranstaltet. Die Bevölkerung kannte ihn auch als „Spaziergänger-Pater“, stets begleitet von einer Bubenschar. Eine andere „Leidenschaft“ des Paters gehört der Musik. Er sang im „Don-Bosco-Chor“, musizierte beim „Don-Bosco-Blasorchester“. Gern erinnert er sich noch an den vom verstorbenen Angeordneten Dr. Heinrich Aigner vermittelten Auftritt im Bonner Bundestag 1972 vor Franz Josef Strauß und laufenden Fernsehkameras. Ein Höhepunkt war die Fahrt nach Rom 1979. Auch da ein Konzert der Don-Bosco-Musiker im Vatikan beim Papst.

„Lustig war ’s allerweil!“ erzählt der Jubilar leise vor sich hin lachend. „Bei einer Theateraufführung musste ein Schüler eine Pfarrhaushälterin spielen. Da rutschte der Rock und er stand in der Unterhose auf der Bühne!“

Eigentlich „aus Versehen“ sei er Salesianer geworden, berichtet er. Zuerst war er bei den Benediktinern in Scheyern auf dem Gymnasium. Weil ihm die „Mehlspeisen“ aber so gut schmecken, hat er als Bub seiner Mutter bei einer Fußwallfahrt nach Altötting gestanden, dass er eigentlich „Mehlspeis-Kapuziner“ in Burghausen werden wolle, in der Annahme, diese würden wenig Fleisch und dafür mehr Mehlspeisen essen. Die Mutter hatte nichts dagegen. Am Bahnhof in Burghausen angekommen, fragte der Andreas nach „dem Seminar“. Eine Frau beschrieb ihm den Weg. – Und er landete im Salesianer-Seminar. „Da bin ich geblieben und so wurde ich ‚aus Versehen‘ Salesianer Don Boscos!“

Mit seinen „Ehemaligen“ hält Pater Dietz noch immer regen Kontakt. „Mehrmals im Jahr bekommt jeder Post von mir. Von 900 habe ich noch die aktuellen Adressen!“ Wen wundert es, dass viele zum Jubiläum ihres früheren Lehrers, Erziehers und Seelsorgers kommen.

Die „Mittelbayerische Zeitung“ schließt sich den vielen Gratulanten an, wünscht noch viele Jahre in relativer Gesundheit und Aktivität, Gottes Segen.