Die Quelle darf jetzt wieder frei fließen

| Hans Babl |

Bis vor knapp 100 Jahren lag der „Rammertsbrunn“, eine Karstquelle aus dem Hirschwald bei Ensdorf, frei. Dann wurde er im Zuge des Eisenbahnbaus 1911 verrohrt und mit einer vier Meter hohen Dammaufschüttung überdeckt. Seit dieser Woche fließt die Quelle in der Nähe der so genannten Steinbergwand wieder frei in die Vils.

Die Restaurierung der Quelle unmittelbar am Vilstal Rad- und Wanderweg bei Flusskilometer 25,6 zwischen Leidersdorf und Ensdorf erfolgte auf Anregung des Heimat- und Kulturverein Ensdorf durch das Wasserwirtschaftsamt. Konzept und Planung stammt von den Wasserwirtschaftlern Peter Fröhlich und Wolfgang Hafenbradl aus Ensdorf. „Mit der Renaturierung des ‚Rammertsbrunn’“, so Technischer Oberamtsrat Peter Fröhlich, Fachbereichsleiter Wasserbau beim Wasserwirtschaftsamt Weiden, „wird die ökologische Situation am Auslauf der Quelle bei der Steinbergwand verbessert.“ Dazu wurde der ehemals freiliegende und im Zuge des Eisenbahnbaus verrohrte Quellabfluss teilweise um 1,5 bis zwei Meter zurückgenommen und durch eine bogenförmige Mauer aus großformatigen Natursteinquadern vom ehemaligen Sägewerk in Theuern gestützt. In den so entstandenen Freiraum kann nun die Qualle etwas abgesetzt von der Vils zutage treten. „Dadurch entsteht eine ökologisch wertvolle Nische für spezielle aquatische Lebenswesen wie Kleinkrebse. Zusätzlich wird dieser Uferbereich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, damit Radler und Wanderer die Quelle mit ihrem wunderbar klaren Wasser sehen können“, erklärt der Wasserbauer.

Deren Besonderheit wird noch durch eine Schautafel erläutert. Ein rund fünf Quadratmeter großer Fahrradparkplatz ist angelegt, damit interessierte Besucher nicht den Radweg blockieren. Der Zugang zur Quelle erfolgt über eine böschungsgleiche Treppe aus ortsüblichem Naturstein. Der Abgang erhält als Sicherung einen hölzernen Handlauf. Der „Rammertsbrunn“ liegt im Landschaftsschutz- und FFH-Gebiet und zugleich im Naturpark Hirschwald.

Der Quellaustritt durch eine schmale, L-förmige Uferbuhne aus Dolomit-Findlingen auf rund acht Meter Länge von der Vils abgetrennt. Die Konstruktionsoberkante der Buhne überregt den mittleren Wasserstand der Vils nur um wenige Zentimeter. Der so entstandene Bachlauf erhielt drei Sohlriegel, um den Wasserstand zur Quelle hin zu stützen.

„Durch die Freilegung der Quelle ‚Rammertsbrunn’ wurde eine ökologisch wertvolle Nische für spezielle aquatische Lebewesen geschaffen. Durch die ‚verkehrslenkenden Maßnahmen’ (Schautafel und Zugang) soll das Verständnis für ökologische Zusammenhänge, vor allem für das Biotop ‚Quelle’ gefördert werden“, so Fröhlich. „Natürliche Quellen sind in unserer Natur inzwischen sehr selten geworden. Entweder wurden sie drainiert oder in einen Fischteich umgewandelt.“

„Relativ kurzfristig“, so Wasserbauer Fröhlich weiter, „wurde die vom Heimat- und Kulturverein Ensdorf ‚angeleierte’ Maßnahme umgesetzt.“ Flussmeister Hans Pickelmann von der Flussmeisterstelle Amberg hat sie fachaufsichtlich begleitet, Willi Höpfel war der Bauleiter und hat dafür gesorgt, dass die Baumaßnahme zusammen mit der Firma Rebl in nur vier Tagen erledigt werden konnte.

„Ich freue mich, dass mit der Quelle Rammertsbrunn nun die erste Initiative des Heimat- und Kulturverein Ensdorf umgesetzt und abgeschlossen wurde“, so Vorsitzender Dr. Konrad Lautenschlager. „Eine erste Attraktion für den Naturpark Hirschwald.“ Dadurch werde nicht zuletzt die historische Bedeutung der Quelle als wichtiger und wesentlicher Bestandteil der ursprünglichen Wasserversorgung für Ensdorf und die örtliche Bevölkerung aufgezeigt. „Der Rammertsbrunn war bis zum Bahnbau 1911 offen zur Vils. Er ist der stärkste Brunnen und Quelle für Viehtränke. Das wissen noch ältere Mitbürger sehr genau.“

Bürgermeister Markus Dollacker dankte für die neu gefasste Quelle dem Heimat- und Kulturverein Ensdorf als Ideengeber und dem Wasserwirtschaftsamt für die Umsetzung. Sein Dank galt auch den Arbeitern des Wasserwirtschaftsamtes, die sich mit kaltem Wasser, Steinen und Dreck haben herumschlagen müssen. „Hoffen wir, dass die Bürger das auch annehmen.“

Nach Dr. Lautenschlager sind mehrere Deutungen für den Namen „Rammertsbrunn“ möglich. Kaum wahrscheinlich sei der Bestandteil eines Eigennamens, da es keine Gehöfte gab oder gibt. Unwahrscheinlich auch, dass der Name von rouwen = roden, räumen kommt. „Er dürfte vielmehr von ‚Ramm’ oder ‚Rammer’ stammen. Johann Andreas Schmeller, der bedeutende Tirschenreuther Sprachforscher (1785 bis 1852), bezeichnet damit in seinem berühmten „Bayerischen Wörterbuch“ den Schafbock. Damit lässt sich der ‚Rammertsbrunn’ als ‚Schafbockbrunnen’ deuten.“ (Mittelbayerische Zeitung)

Der Rammertsbrunn in Kürze

  • Der „Rammertsbrunn“ liegt unmittelbar am Vilstal Rad- und Wanderweg zwischen Leidersdorf und Ensdorf bei Flusskilometer 25,6, im Landschaftsschutz- und FFH-Gebiet und im Naturpark Hirschwald.
  • Er hat Trinkwasserqualität und je nach Jahreszeit eine Schüttung von drei bis zehn Liter pro Sekunde.
  • Er wurde im Zuge des Bahnbaus 1911 verrohrt und vier Meter hoch überdammt, nun wieder freigelegt.
  • Mit der Renaturierung des „Rammertsbrunn“ wurde ein wertvolles Biotop am Auslauf der Quelle geschaffen für aquatische Lebewesen.
  • Eine acht Meter lange Buhne gibt den Blick frei auf das klare Grundwasser und den kristallklaren Quellaustritt.
  • Über eine Treppe gelangt man zur Quelle. Der Abgang ist durch einen hölzernen  Handlauf gesichert.
  • Ein Radparkplatz ist vorhanden.
  • Künftig wird eine Schautafel über die Quelle und ihre historische Bedeutung informieren.
  • Träger der rund 3000 Euro teueren Baumaßnahme ist der Freistatt Bayern.