Engagement über den Tod hinaus

| Eva Gröninger | Amberger Zeitung

Man sah Klaus Neumeier aus Ensdorf an, wie viel Kraft es ihn kostete, vor den Anwesenden seine Rede zu halten. Aber obwohl seine Stimme ab und an brach, hielt er eisern an seinem Plan fest. Obwohl – nicht sein Plan, sondern der seiner geliebten Frau Andrea. Seine Andrea, die sich trotz schwerer Krankheit für eine bessere Welt engagierte und jetzt – mit nur 48 Jahren - den Kampf gegen den Krebs verlor.

Klaus Neumeier überreichte in ihrem Namen nun einen Spendenscheck in Höhe von 1000 Euro an die integrative Onkologie des Klinikums St. Marien Amberg, das Zentrum für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit, kurz ZEN, in Ensdorf und die Kindertagesstätte St. Jakobus Ensdorf. Andrea Neumeier hatte mit dem Sammeln von Zigarettenkippen für großes Aufsehen in der Gemeinde Ensdorf gesorgt. Bei der Aktion bekam sie pro aufgesammelte Kippe eine Spende von 10 Cent, insgesamt sammelte sie mehr als 10.000 Kippen im Gemeindegebiet auf. Von Anfang an sei ihr klar gewesen, dass das Geld an soziale Projekte gehen soll, sagte Ehemann Klaus. Andrea Neumeier hatte 2018 die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs bekommen. Sie sei schon immer ein Wirbelwind und eine Optimistin gewesen, aber durch die Krankheit hatte sie mehr denn je den Wunsch, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Und Andrea sei eine Frau gewesen, die nicht nur geredet, sondern vor allem gemacht habe, sagte auch Ensdorfs Bürgermeister Hans Ram. Das wurde bei der Spendenübergabe auch mehr als deutlich. Alle Anwesenden lobten ihr unvergleichliches Engagement, ihr durch und durch freundliches und positives Wesen. „Wenn die Andrea einen Raum betreten hat, dann hat der ganze Raum gestrahlt“, „Die Andrea hatte eine unbeschreibliche Energie“, „Andreas Engagement war grenzenlos“, hieß es. Sichtlich gerührt erzählte Klaus Neumeier, dass es für Andrea selbstverständlich war, etwas zurück zu geben. Sie habe so viel Unterstützung erfahren, dass es ihr ein großes Anliegen war, selbst zu helfen. Unter anderem wurde sie sehr schnell zur 2. Vorsitzenden des Fördervereins Familiengesundheit Oberpfalz, kurz FFGO. Die Vorsitzende Brigitta Schöner betonte, sie habe noch nie ein solch engagiertes Mitglied wie Andrea erlebt.  Der FFGO hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, die integrative Onkologie am Klinikum St. Marien Amberg zu unterstützen. Durch diese können Krebspatienten ganzheitlich betreut werden, so der ärztliche Direktor des Klinikums, Dr. Harald Hollnberger. Neben der Schulmedizin bekommen die Patienten Informationen und Angebote zu Bewegung, Ernährung, Psychoonkologie, Stressbewältigung und Kunsttherapie. Bisher habe die integrative Onkologie keine Kassenzulassung und sei deshalb auf Spenden angewiesen. Da Andrea hier viele gute Erfahrungen gemacht habe, sei es ihr wichtig gewesen, finanziell zu unterstützen. Im ZEN Ensdorf habe ihr der Gedanke des Repair Cafés gut gefallen. Auch dieses Miteinander für mehr Nachhaltigkeit wollte sie finanziell unterstützen. Und nicht zuletzt lag ihr es sehr am Herzen, Kindern eine gute Zukunft zu bieten. Sie selbst hätten zwar leider keine Kinder bekommen, so Klaus Neumeier, aber Andrea sei vernarrt in sie gewesen. Auch deshalb, weil sie sich ihr inneres Kind selbst immer bewahrt habe. Deshalb wollte sie mit den Spenden durch das Zigarettenkippen Sammeln auch die Kindertagesstätte St. Jakobus unterstützen. Schon zuvor hatte sie durch Veranstaltungen und Aktionen Spenden generiert und an soziale Projekte übergeben. Auch dieses Mal wollte sie den Spendenscheck persönlich übergeben. Den Termin dazu hatte sie noch selbst ausgemacht. Doch dann ging alles ganz schnell, wie Klaus Neumeier erzählte. Andrea sei optimistisch gewesen, dass sie bald wieder gesund werde. Doch dann wollte sie plötzlich ins Krankenhaus. Nur wenige Tage später war sie tot. „Ich bin es meiner Andrea schuldig, dass ich heute die Spenden übergebe“, sagte Neumeier. „Ich habe ihr so viel zu verdanken. 20 Jahre lang waren wir verheiratet. Wir haben einfach perfekt zueinander gepasst. Die Zeit mit Andrea war das Beste und Schönste was mir passieren konnte. Sie hat mich zu einem besseren Menschen gemacht.“ Eines ihrer Lieblingszitate sei von Mahatma Gandhi gewesen: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt". Danach habe sie gelebt. Und die Spendenübergabe hatte gezeigt, dass selbst ihr früher Tod ihrem beeindruckenden Engagement kein Ende gesetzt hat.

Andrea Neumeier wird am 17. September um 14:30 Uhr am Friedhof in Regenstauf beigesetzt. Statt Blumen bitten die Angehörigen um Spenden für den FFGO e.V. auf das Spendenkonto bei der Sparkasse Amberg-Sulzbach mit der IBAN DE56752500000200370930.