Lasst Blumen sprechen

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Mit einem Kirchenzug begannen die Feierlichkeiten, mit denen der Obst- und Gartenbauverein „Heimaterde“ Ensdorf sein 50. Gründungsjubiläum feierte. Der Zug führten der „Taferlbou“, Blumenkinder, der Jubelverein und die Ehrengäste an. Denen folgten die Wanderfreunde sowie der Katholische Frauenbund, die Schützengesellschaft „Edelweiß“ Wolfsbach und die Freiwilligen Feuerwehren aus Ensdorf, Thanheim und Wolfsbach mit ihren Fahnenabordnungen.

Unter Orgelgebraus zog man in die vom Jubelverein herrlich geschmückte Pfarrkirche St. Jakobus, wo Pfarrer Pater Hermann Sturm einen feierlichen Dankgottesdienst zelebrierte, den der Kirchenchor und Gerhard Tschaffon an der neu renovierten Orgel musikalisch umrahmten.

In seiner Festpredigt sprach Pfarrer Sturm davon, dass Gott alles wunderbar geschaffen hat, um sie besorgt ist, sie, die Tiere und grünen Pflanzen, dem Menschen übergeben und anvertraut hat. „Gelobt seist du, mein Herr! Durch unsere Schwester, die Mutter Erde; sie trägt und erhält uns, bringt vielerlei Früchte hervor und Kräuter und bunte Blumen.“ Dann ging er auf eine Geschichte über den hl. Franziskus ein, der in der Vielfalt der Natur den Schöpfer suchte und fand, der gesungen hat „Die Sonne hoch am Himmelszelt: Alles hat Gott gemacht. Die Sterne und die weite Welt. Die Blumen, Vögel, jedes Tier. Er schenkte sie zur Freude mir.“

„In diesem Lobpreis der Schöpfung dürfen auch wir bei der Feier des 50-jährigen Jubiläums mit einstimmen auch in dankbarer Haltung für all das, was dieser Gartenbauverein Heimaterde Ensdorf im Dienste von Gottes Natur alles schon getan hat und noch tut: Vielfältige Aufgaben zur Pflege, Erhaltung und Verschönerung unter der 24-jährigen Vorstandschaft von Peter Hammer und der 10-jährigen von Renate Kastl“, fuhr der Geistliche fort. Er dankte beispielhaft für die Rosenbepflanzung beim Kindergarten, die Anlage des Kirchenvorplatzes in Wolfsbach und natürlich den jährlichen Erntedankaltar in Verbindung mit dem Bauernverband sowie des 3. Fronleichnamsaltares.

Gerade in unserer technisierten Welt brauche man auch optisch für das Auge die Demonstration und das Bewusstseinmachen der schönen und vielfältigen Schöpfung. Für diesen Beitrag sprach Pfarrer Sturm allen Mitgliedern und Mitarbeitern des Gartenbauvereins ein herzliches Vergelt’s Gott aus. Dann hob er hervor, dass so ein Festtag wie das Gartenbauvereinsjubiläum uns die von Gott gegebene Verantwortung wieder bewusst mache. „Wir sind Verwalter und dürfen nicht Ausbeuter und Zerstörer seiner Schöpfung sein!“ Der Indianerhäuptling Seattle hat dies im Jahr 1855 uns deutlich gesagt und uns ins Gewissen geredet: „Lehrt euere Kinder, was wir unsere Kinder lehrten: Die Erde ist unsere Mutter. Was die Erde befällt, befällt auch die Söhne der Erde. Wenn Menschen auf die Erde spucken, bespeien sie sich selbst. Denn wie wissen: Die Erde gehört nicht den Menschen, der Mensch gehört zur Erde. Der Mensch schuf nicht das Gewebe des Lebens, er ist nur eine Faser. Wir sind ein Teil dieser Erde und sie ist ein Teil von uns.“

„Vieles an Umweltbewusstsein hat sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt“, stellte Pater Sturm fest und forderte die Gläubigen auf: „Schützen wir die Schöpfung und die Natur, die uns zum Nutzen und zur Freude gegeben wurde.“ Dann schloss er mit dem Morgengebet eines afrikanischen Christen: „Herr. Ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel. Die Nacht ist verflattert, und ich freue mich am Licht. So ein Tag, Herr, so ein Tag! Deine Sonne hat den Tau weggebrannt vom Gras und von unseren Herzen. Was da aus uns kommt, was da um uns ist an diesem Morgen, das sei Dank.“

Empfang im Wittelsbacher Saal

Der kirchlichen Feier zum 50-jährigen Wiedergründungsjubiläum des Obst- und Gartenbauvereins „Heimaterde“ Ensdorf schloss sich ein von Rudi Pritschet musikalisch umrahmter Empfang im geschmückten Wittelbachersaal an. Dazu begrüßte Vorsitzende Renate Kastl neben Geistlichkeit und Vertretern der politischen Gemeinde auch die 2. und 3. Vorsitzenden des Kreisverbandes für Gartenbau und Landschaftspflege, Eduard Eckl und Anton Auer sowie Kreisfachberater Artur Wiesmeth. Ihr Gruß galt auch allen Vereinsvertretern, den Mitgliedern der Nachbarvereine Haselmühl und Rieden-Vilshofen, vielen Mitgliedern des Jubelvereins, besonders Ehrenvorsitzendem Peter Hammer mit den Gründungsmitgliedern.

„Heute zu unserem Jubeltag lassen wir Blumen sprechen“, betonte die Vorsitzende, „denn sie sprechen von Schönheit, Glück und Harmonie, von Lebensfreude, Liebe und Versöhnung. Was Worte oft nicht sagen können, drückt eine Blume aus.“ Blumen gebe es in vielen Farben. Gerade diese Vielfalt erfreue uns und spreche von der Schöpfung. Ihre stille Betrachtung führe uns in ein Geheimnis. Deshalb habe der Verein auch das Foto einer Rose für die Titelseite seiner Chronik ausgewählt, die jedes Mitglied als Treuegeschenk für den „runden Geburtstag“ des Vereins erhalten hat. „Wenn wir das Titelbild betrachten: einfach eine Rose, besprenkelt mit Wasser, könnte man sagen, eine Rose im Morgentau, eine weinende Rose oder eine, die bei einem Regen eine richtige Dusche abbekommen hat. Doch sie leuchtet und strahlt.“ Renate Kastl forderte auf: „Ja, reden wir immer wieder mit Blumen und vor allem: lasst Blumen sprechen!“

Vom Bezirksverband erhielt der Jubelverein mit einem Glückwunsch- und Dankschreiben einen Gutschein. Der Bezirksverband dankt vor allem jenen, die in der Vergangenheit ein Ehrenamt im Verein übernommen haben und denen, die dies in der Zukunft tun werden. „Aufgabe der Gartenbauvereine in der Zukunft soll es sein, nicht Höchstleistungen im Garten zu erreichen, sondern Begeisterung für die Natur, die Lust an der Arbeit, das Gespür für Harmonie, die Freude an der Gestaltung und vor allem die Muße, die Schönheit der Schöpfung genießen zu können.“ Vom Kreisverband gab es einen Gutschein für einen „Korbian-Hochstamm-Apfelbaum“ sowie den „Gartenführer Bayern“.

Pfarrer Pater Hermann Sturm gratulierte noch einmal ganz herzlich. „Gemeinschaft lebt von der Einsatzbereitschaft und Offenheit der Ehrenamtlichen“, betonte er. „Unsere kleine Welt menschlich gestalten durch einen neuen Blick auf die Schöpfung. Vereine sind ein Zeichen für Zusammenhalt, damit die Gemeinschaft blüht.“ Mit der Liebe zur Schöpfung sage Gott Dank für seine Schöpfung.

Bürgermeister Markus Dollacker gratulierte dem Obst- und Gartenbauverein im Namen der Gemeinde Ensdorf und nahm dies zum Anlass, allen Mitgliedern, Gönnern und Freunden zu danken, die zur Entwicklung des Vereins beigetragen, ihn belebt haben. „Zahlreiche Vorträge und praktische Vorführungen gehören zum Standardprogramm. Der Erfahrungsaustausch bei der Anlage und Pflege des heimischen Gartens, Schnittkurse, Förderung des Landschaftsschutzes und vieles andere sind von der Gründung des Vereins bis heute immerwährende Themen“, so der Bürgermeister. Sein besonderer Dank aber galt dafür, dass sich der Verein in den 50 Jahren seines Bestehens auch in und für die Gemeinde engagiert hat. „Nicht nur der eigene Garten steht im Interesse des Vereins, sondern auch die ‚Gärten der Gemeinde’ vom Schulgarten bis hin zu den Brücken, Plätzen und öffentlichen Grünflächen,  damit die gesamte Gemeinde Ensdorf attraktiver und naturtreuer wird.“ Dollacker weiter: „Die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins „Heimaterde“ Ensdorf gehören in jedem Fall zu denen, für die der Umgang mit der Schöpfung, sei es in Form von Blumen, Obst oder Gemüse, zu den elementarsten Freuden ihres Lebens zählt. Gerade in der heutigen Zeit, in der ‚Bio’ und ‚Wellness’ sehr groß geschrieben werden, gewinnt das eigene Obst und Gemüse, der eigene Garten wieder voll an Bedeutung.“ Er dankte allen für die „Mitarbeit an einer blühenden menschenwürdigen Umwelt“, insgesamt für ihren Einsatz.

Ehrung langjähriger Mitglieder

Stellvertretender Kreisvorsitzender Eduard Eckl und 3. Kreisvorsitzender Anton Auer überreichten für den Landes- und Kreisverband Ehrennadeln und Urkunden für 15 Jahre Treue an Xaver Bachfischer, Jakob Bodensteiner, Gisela Bösl, Harry Hawliceck, Maria Kohl, Maria Leikam, Theresa Mathiowitz, Cordula Schmidt und Eva Singer. Für 25 Jahre Treue wurden mit silbernen Ehrennadeln Georg Hiltner, Josef Prößl, Maria Rogenhofer, Elfriede Ruzok, Maria Schmidt, Richard Schindler und Erika Smola ausgezeichnet.

Vereinsehrungen gab es für Mitglieder, die bereits 35 Jahre dem Obst- und Gartenbauverein „Heimaterde“ Ensdorf die Treue halten. „Ihr habt 1975 den Gartenbauverein völlig umgekrempelt und mit neuem Leben erfüllt“, so Vorsitzende Renate Kastl. Sie überreichte mit Bürgermeister Markus Dollacker Urkunden und als Dank eine Flasche Wein und eine Rose an Ludwig Bayer, Zenta Berschneider, Ludwig Berschneider, Johann Blank, Willi Breitkopf, Maria Dammith, Michael Dechant, Jakob Donhauser, Herbert Faulhaber, Georg Fröhlich, Adalbert Graf, Georg Graf, Georg Hafenbradl, Peter Hammer, Franz Hammer, Heinrich Hammer, Albert Hummel, Josef Jäger, Anton Krammer, Josef List, Ludwig Meier, Josef Müller, Gerhard Müller, Johann Richthamer sen., Karl Roppert, Isidor Rost, Josef Rothut, dam Salesianerkloster Ensdorf, Albert Scherer, Richard Schindler, Emil Schmidt, Walter Schwarzer, Christa Senft, Adalbert Senft, Karl Sperl, Johann Teutsch, Erika Trettenbach, Gerhard Tschaffon und Josef Wolf.

Eine ganz besondere Urkunde mit den entsprechenden Präsenten gab es für die noch lebenden Gründungsmitglieder Ehrenvorsitzenden Peter Hammer, Ludwig Meier, Anton Krammer, Johann Richthammer sen. und Josef Hammer. „Ihr seid die Männer der ersten Stunde. Der OGV Ensdorf dankt euch für „50 Jahre treue Mitgliedschaft und die Förderungseiner gemeinnützigen Aufgaben und Ziele.“