Ein ganz besonderes Jubiläum

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Ein ganz besonderes Jubiläum feierte am Sonntag Mathilde Böhm aus Hirschwald: ihren 100. Geburtstag. Verwandte, Freunde und Nachbarn, ihre Ärzte, die Dres. Theis, stellvertretender Landrat Richard Gaßner, Ensdorfs Bürgermeister Markus Dollacker, Pfarrer Pater Hermann Sturm und das Personal der Caritas-Sozialstation waren gekommen, um ihr zu gratulieren, Geschenke zu überreichen und mit ihr zu feiern. Letztere hatten den „großen Bahnhof“ im Pfarrsaal organisiert. Die „Mittelbayerische Zeitung“ schließt sich den vielen guten Wünschen an.

Die Jubilarin wurde als zweites von drei Kindern des Landwirts Johann Baptist Schnellinger und seiner Ehefrau Mathilde am 8. Januar 1912 in Hirschwald geboren. Es war ein einfaches und bescheidenes Leben als bäuerliche Selbstversorger. Ihr Vater fiel bereits im 1. Weltkrieg, ihr Bruder im 2. Weltkrieg, auch ihre Schwester ist bereits verstorben.

Aufgewachsen ist die 100-Jährige in Hirschwald, besuchte die Volksschule in Ensdorf, wohin sie bei jedem Wetter zu Fuß gehen musste. Anschließend besuchte sie die landwirtschaftliche Haushaltsschule in Amberg. Dann arbeitete sie in verschiedenen Haushalten in Amberg und Nürnberg. Hier lernte sie ihren zukünftigen Mann aus Thüringen kennen, wohin sie auch nach der Heirat  1937 zog.  Während der Kriegszeit sollte Mathilde Böhm in einer Munitionsfabrik arbeiten, aber ihre Mutter benötigte sie in ihrer Landwirtschaft, denn der Stiefvater war bereits verstorben, der Bruder vermisst. Also zog sie mit ihrem Mann ins heimische Hirschwald zurück und half in der Landwirtschaft. Ihre Ehe scheiterte.

In den nächsten Jahrzehnten betrieb sie die elterliche Landwirtschaft zusammen mit der Mutter, baute ein neues Wohnhaus und Stallungen. Aufgeschlossen für neue Technologien wurden bereits früh ein Traktor und später ein Auto (Goggomobil) angeschafft. „Fahrstunden erhielt ich vom Verkäufer auf einer Wiese“, erinnert sich die Jubilarin. Später half Neffe Hans Renner aus Rieden als Jugendlicher in der Landwirtschaft mit. Nach dem Tod der Mutter 1980 verpachtete dann Mathilde Böhm 1983 ihre Landwirtschaft an Dr. Lutz Schubert, der sich auch vorbildlich um sie kümmert. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Seniorenheim Ensdorf wird die Jubilarin jetzt in ihrem Haus in Hirschwald durch die Schwestern der Caritas-Sozialstation Ensdorf versorgt. Besonders lobt sie Schwester Beate. Sie ist augenscheinlich für sie mehr als nur Pflegeschwester. 

Zwar machen Augen und Ohren nicht mehr so recht mit, aber die Jubilarin verfügt über ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis, weiß Telefonnummern und Geburtstage der Menschen in ihrer Umgebung auswendig, so z. B. auch die Nummer der Gemeindeverwaltung, obwohl sie schon lange nicht mehr dort angerufen hat. Ihr Interesse gilt nach wie vor den Menschen und Tieren. Sie nimmt auch regen Anteil am Tagesgeschehen. 

Pfarrer Pater Hermann Sturm würdigte ausführlich das mühevolle einfache Leben der Jubilarin mit Schicksalsschlägen, dennoch  aber auch mit Freude, Humor und Sonnenschein, ihren unerschütterlichen Glauben. Stellvertretender Landrat Richard Gaßner überbrachte ein Präsent des Landkreises und die Glückwünsche von Landrat Richard Reisinger, der sich in Urlaub befindet. „Sie sind jetzt altersmäßig unter den Top-Ten des Landkreises“, meinte er, und wünschte weiterhin Gesundheit, auf dass man im kommenden Jahr wieder feiern könne. Bürgermeister Markus Dollacker überreichte ein Glückwunschschreiben des Bayerischen Ministerpräsident Horst Seehofer und eine Ehrenurkunde.