Christen und Muslime im Gespräch

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Im Rahmen der interreligiösen Photo-Ausstellung im Kloster Ensdorf – noch bis zum 5. Februar geöffnet und heuer als Hinführung auf das alljährliche feierliche Don-Bosco-Fest an diesem Wochenende gedacht - fand der dritte interreligöse Glaubens-Gesprächs-Abend statt. Dieses Mal war die türkisch-muslimische Gemeinde in Burglengenfeld innerhalb der Klostermauern zu Gast, historisch gesehen das erste Mal seit der Gründung dieses Klosters vor fast 900 Jahren.

Weil das Interesse so groß war, zog die ganze Gruppe mit über 60 interessierten Teilnehmern zu Beginn gleich nebenan ins Haus der Begegnung um. Nach der Begrüßung durch Salesianerpater Alfred Lindner stellte sich Mehmet Emia Beyhan, Imam der Moschee Burglengenfeld, kurz vor und nach ihm die drei Moscheeführerinnen von dort. Frau Ünal zeigte in ihrem Kurzvortrag die wichtigsten Inhalte im Glauben der Muslime auf. Sie erzählte, dass der Prophet Muhammed 571 nach Christus in Mekka als Halbwaise geboren sei. Und im Alter von 40 Jahren all die Offenbarungen bekommen, die er wörtlich als entscheidender Prophet in den Koran hinein aufschrieb. Diese Schriften sind so heilig, dass jeder Muslim diese Zeilen am besten nur in Arabisch zitieren darf, damit von der ursprünglichen Botschaft Gottes nichts verfälscht wird.

Zu den lebensnotwendigen Geboten zählen die fünf Säulen im Islam, wie dann Frau Demirtas weiter ausführte: Glaubensbekenntnis, Pflichtgebet, Fasten, die Armenabgabe und die Pilgerfahrt würden eben einen Gläubigen erst so richtig zum guten Muslim machen.

Das Freitagsgebet, so betonte Frau Bozkurt, ist zur Mittagszeit für männliche Muslime Pflicht,
was aber nur in Gemeinschaft verrichtet werden darf. Gerade das Fastengebot ist auch in anderen Religionen wie im Judentum und Christentum eine wichtige Tradition, aber im Islam wird es gerade im Ramadan-Monat zum Pflichtfasten, wo dann bis zum Sonnenuntergang ein striktes Verbot von Essen, Trinken und Rauchen gilt. Die Hingabe an die Pilgerfahrt, genannt Hajj, besteht für jeden gläubigen Muslim bewusst mindestens einmal im ganzen Leben.

Die Eigenschaften Allahs werden ja bekanntlich mit den 99 schönsten Namen dargestellt, z.B. der Erbarmer, der Sehende, der Friedvolle, der Mitleidige. Dieselben göttlichen Attribute finden sich auch in der christlichen Gottesvorstellung, wie in vielen Zitaten in ganz ähnlicher Form sogar bei Papst Benedikt nachgelesen werden kann.

Was ist nun also den beiden Weltreligionen wirklich gemeinsam?
Frau Ünal führte aus, dass der Glaube an den einen Gott, der Glaube an das ewige Leben am jüngsten Tag und der Glaube an die Tradition der Offenbarung und an die heiligen Schriften für jeden Muslim und Christen nicht nur sehr ähnlich, sondern geradezu gleich wären. Der größte Unterschied aber ist die jeweilige Gottesvorstellung, hier der reine Monotheismus, dort aber das geheimnisvolle trinitarische Gottesverständnis. Aber die Unterschiede wurden nicht überdeckt, sondern klar angesprochen. Jesus sei so für einen Muslim nur ein großartiger Prophet, zwar ein bedeutender Diener Gottes, aber eben kein Mensch mit göttlichen Fähigkeiten.

Nach diesen knapp halbstündigen Ausführungen des freundlichen Vortrags-Teams von der Moschee in Burglengenfeld schloss sich eine sehr lebendige und intensive Diskussion an. Ob es nun um die Frage nach der entsprechenden Umsetzung der Welt des Islam in die heutige moderne Zeit ging, ob das Anliegen der Gleichbehandlung von Mann und Frau im Vordergrund stand, ob die Frage nach einer zeitgemäßen glaubwürdigen religiösen Erziehung der Kinder zum Mittelpunkt wurde  - die ehrlich gegebenen Antworten machten nachdenklich, sie führten an möglichen bisherigen Missverständnissen vorbei und machten den Blick frei für die großen Gemeinsamkeiten in der beidseitigen religiösen Erfahrungswelt.

Diese interreligiösen Gespräche im Kloster Ensdorf konnten nur deswegen stattfinden, weil das Thema „Religionsfreiheit“ in der katholischen Kirche seit dem zweiten Vatikanischen Konzil kein Randthema mehr geblieben ist, sondern inzwischen zum entscheidenden Grundbestand christlichen Lebens gehört, auch wenn sich immer wieder kritische Stimmen dagegen erheben wollen. Es gilt heute in Europa, ein Bündnis des Glaubens, sprich die ökumenische Verbundenheit aller Gott-Gläubigen, zu schmieden, gegen jegliche Form von Atheismus in unserem 21. Jahrhundert, wie der bekannte Theologe Dr. Eugen Biser aus München immer wieder betont. Nicht der Anders-Gläubige sei der Gegner und Feind, sondern der jenige, der sich aus welchen Gründen auch immer die Vorstellung eines persönlichen Schöpfergottes nicht so richtig ausdenken will.

Auch nach dem offiziellen Schluss dieser dritten und damit letzten interreligiösen Talk-Veranstaltung im Kloster Ensdorf standen nicht wenige in kleinen Gruppen ganz lebhaft beisammen, um sich noch ausstehende gegenseitige Fragen gewissenhaft zu beantworten.