Ära der Gitarren-Crash-Kurse zu Ende

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Am letzten Wochenende ging im Bildungshaus Kloster Ensdorf die Ära der Gitarren-Crash-Kurse zu Ende. Seit 20 Jahren wurde Ensdorf immer am Ende des Winters zum Mekka der Gitarrenliebhaber und Hobbygitarristen. Die Fans der sechs Saiten kamen von Landsberg bis Thüringen, um in Workshops mit unterschiedlichem Niveau und Inhalts ihr Gitarren-Know-how zu verbessern. Es waren immerhin über 1200 Teilnehmer. Das Konzept wurde sogar nach Benediktbeuern und Sonthofen exportiert.

Ein Teilnehmerboom war in den Jahren 2006 bis 2010 zu verzeichnen. Über 100 Teilnehmer fanden da den Weg ins Vilstal. An den Abenden spielten die Dozenten, oft auch extra eingeladene Virtuosen, faszinierende Konzerte bis tief in die Nacht. So war einmal Frank Baum, der auch unter seinem Künstlernamen Frank Palani bekannte Pedal-Steel-Gitarre-Spieler, zu Gast oder Hans Wax mit seiner Gruppe Volando Voy mit spanischem Flamenco.

Es gab aufwendig zusammen gestellte Ausstellungen zu Gitarrenliteratur und eine Instrumentenausstellung von diversen regionalen Musikhäusern. Das Hauptprogramm waren aber immer die Workshops. In den Hochzeiten konnte man sich bei 15 verschiedenen Dozenten sein Know-how verbessern.

Themen waren auch: Das richtige Üben, was einen Song ausmacht, welcher Groove wie zu spielen ist, welche Geheimnisse hinter so manchem Akkordsymbol stecken. Gespielt wurde querbeet: Rock, Pop, Blues, Fingerstyles oder geistliche Lieder. Südamerikanische Gitarrenliteratur neben Zwiefachem, Country-Songs, instrumentale Trios neben Jazz-Standards.

Wie das „live” aussieht, merkten die Teilnehmer spätestens beim internen Club-Konzert und den Offenen Bühnen, wo manch einer seinen ersten Auftritt vor Publikum hatte. Einmal gab es sogar ein „Guitar-Wellness-Center“ mit der Möglichkeit, sich die Verspannungen von einer Physiotherapeutin professionell lindern zu lassen. Gekrönt wurden die Bemühungen immer sonntags beim gemeinsamen Gottesdienst.

Das Ensdorfer Bildungshaus hat es sich zur Aufgabe gemacht, für die fehlenden fachlichen Kenntnisse und die Qualifikationsdefizite von MusikerInnen und Gruppen auf dem Gebiet des Neuen Geistlichen Liedes (NGL) und der Popularmusik in der Jugendarbeit Fort- und Weiterbildungsan­ge­bote zu machen. Einer dieser Kurse war der Gitarren-Crash-Kurs, der in Kooperation mit dem Verein zur Förderung des NGL, Musica e Vita, entstanden ist.

Die Anmeldesituation war am Ende nicht mehr sehr groß. Nach Abwägen der Situation und aller damit zusammenhängenden Aspekte fiel der Entschluss, die Gitarren-Crash-Kurse in dieser Form einzustellen und nach neuen Angebotsformen zu suchen. Künftig soll es in anderer Form weiter gehen. Die Konzepte werden gerade erarbeitet.