„So red ma bei uns dahoam“

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

„So red ma bei uns dahoam“ betitelte Hans Weiß vom Freundeskreis Kloster Ensdorf die abschließende Veranstaltung der Senioren-Aktivwochen Ensdorf. In der Cafeteria des Klosters kamen dazu 30 Seniorinnen und Senioren zusammen, und Weiß half bei Kaffee und Kuchen Dialekt und Hausnamen in Ensdorf alte Wörter und Ausdrücke, ihre Herkunft und Deutung wieder zu erkennen. Interessiert mit dabei waren unter anderem Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein, 2. Bürgermeister Karl Roppert und die Leiterin vom Seniorenmosaik im Naturpark Hirschwald, Barbara Hernes.

„Langsam aber sicher geraten Hausnamen in Vergessenheit“, befürchtet Jans Weiß. „Vor wenigen Jahrzehnten ging man im Dorf zum „Mulzer“, wenn man zum Metzger wollte. Der Bäcker war der „Schandill“ und ins Wirtshaus ging man zum „Thorhierl“, zum „Bruckhierl“ oder zum „Weißbacher“.

Früher waren die meisten Familiennamen und Straßenbezeichnungen fast unbekannt. Oft waren die Hausnamen Jahrhunderte alt, wurden einmal vergeben und blieben auf dem –anwesen, auch wenn der Besitzer gewechselt hatte. Weiß nannte als Beispiele für übernommene Vor- und Familiennamen „Stephl-Mo“ (Graf) und „Stoamandl“ (Richthammer). Aussagekräftiger waren berufsbezogene Namen wie „Spilbauer“ (Bodensteiner) und „Spitlschuster“ (Rogenhofer). Außerdem gab und gibt es den „Neubäck“(Hiltner), „Bäckgirgl“ (Kellner), „Binner“ oder „Binder“ (Rogenhofer, Bachgasse), „Neukramer“ (Böckler), „Blechschmied“ (Dollacker, Kirchberger) oder „Häuslbauer“ (Rubenbauer, Hirschwald). „Ältere Gemeindebürger kennen und verwenden die Namen noch“, freut sich der Weiß Hans.

Die ältesten Hausnamen beziehen sich auch auf natürliche Kennzeichen wie zum Beispiel große Bäume. Felsen usw., des Hauses oder der Straße: „Lindlbauer“ (Reiser, Hirschwald) oder „D’Lindn“, jetzt Don-Bosco-Straße. Auch nach Benennungen nach Grundstücken oder Besonderheiten des Hauses usw. Beispiel: „Kellerhäusl = G(K)obl“. Einen besonderen Kreis umspannen Hausnamen, die das Haus nach dem ausgeübten Beruf kennzeichnen. „Bekannt sind in Ensdorf etwa noch „Blechschmied, Wagner, Hufschmid, Bäckersaler, Bader, Wasserstrehl oder auch Hirschenschuster“.Der Name „Hierl“, der etwa so viel bedeutet wie „Hüter“ ist in den Namen „Thorhierl“ und „Bruckhierl“ enthalten.

„Später begann man auch das Haus nach dem Namen des Hausbesitzers zu benennen“, wusste Weiß zu berichten. „So etwa den heutigen Kindergarten. 1821 erwarb Maria Schub das Haus. Sie war die Schwester des P. Maurus Schub. Der verbrachte seinen Lebensabend in dem Anwesen. Nach dessen Tod wurde es „Maurus(en)haus“ genannt.“

Bei der Bildung von Hausnamen wurden vielfach auch Gebrechen, Aussehen, Herkunft oder sonstige persönliche Eigenheiten des Hausbesitzers herangezogen. „Besondere Rücksichtname kannte man dabei nicht. Es war eben die Zeit, in der man die Dinge noch ‚beim Namennennen’ konnte: „Scheuchenpflug“ (Scheu den Pflug), besonders Trinkfeste nannte man „Biersack“. Andere nannte man „Groß, Lang, Klein, Dürr, Schön, Schwarz, Grauvogel oder Silbermann“. Die Herkunft wird im Hausnamen „Wallisch“ (Wittmann, Geißler, Eckert) deutlich oder „Berliner“ (Josef Rogenhofer, Inhaber eines Gemischtwarengeschäftes).  

„Viele Hausnamen waren zugleich Namen von Bauernhöfen“, so Weiß. So kennt man in der Gemeinde Ensdorf  „Schönbauer“ (Schön), „Kuandlbauer“ (Uschlberg). „Weberbauer“, „Weberbauer“, „Hanslbauer“ und „Deglbauer“ (Uschlberg), „Wolfenbauer“ und „Kollerbauer“ (Hofstetten). „Ohne zwangsläufig den Familiennamen zu wissen. Zu der Zeit waren Gebäude und Hof wichtiger als die Bewohner“, erklärt Weiß. „Schöne Namen sollten im Dorf erhalten werden!“

Im 18. Jahrhundert wurden die Hausnamen durch Hausnummern abgelöst. Mit Einführung von Straßennamen wurden dann auch die Hausnummern vergeben.

„Unser Dialekt wurde von den Einheimischen und ihren Erfahrungen durch die Jahrhunderte geprägt. In der heutigen Zeit wird größtenteils nur noch hochdeutsch geredet. Schülerinnen und Schüler sollten aber ermutigt werden, ihre Mundart wieder zu pflegen und eine positive Haltung zu ihren sprachlichen Wurzeln zu finden“, fordert Hans Weiß.

Typisch für den oberpfälzischen Raum ist der berühmt-berüchtigte „ou“-Laut. „Den guten Bub’ lobt man als ‚guaden Bou’. Je weiter im Süden man sich in der Oberpfalz befindet, desto mehr verliert sich der „ou“-Laut. Die Mutter wird nicht mehr ‚Mouda’ gerufen, sondern ‚Muatta’“, berichtete der  Weiß Hans. „In einem Wirtshaus oder Geschäft wird man auf altoberpfälzische Weise in der dritten Person gefragt: ‚Wos mecht’ a’ nou?’ oder ‚Waou kummt a’ n’ her?’. Eine gebräuchliche Anrede früher (vor 1900 bis etwa 1950) der Gebrauch der dritten Person (Mehrzahl) der Kinder gegenüber den Eltern: ‚Megt’s ihr wos essen, Muada?’“

Alte oberpfälzische Ausdrücke und Wörter wurden diskutiert und ergänzt, aufgezählt und erklärt, ein kleines „Ensdorfer Wörterbuch“ vorgestellt.  Eine Fülle von Wörtern, fast eine eigene Sprache. Für manche ist oberpfälzisch gar eine Fremdsprache geworden.

Schließlich absolvierten die Anwesenden ein kleines „Senioren-Dialekt-Quiz“ nach dem Motto Wie gut kennt ihr Oberpfälzer Ausdrücke?

„Aijxenschnolz“ (Kraft in den Oberarmen), „Bauchstecher’l“ (die Mehlspeise Fingernudel), „Buzlkejh“ (Tannen- oder Fichtenzapfen), „Glubberl“ (Wäscheklammer), „Goa0’gschau“ (starrer Blick), „Girgl“ (Vorname Georg), „huschala“ (Redensart „mich friert“), „hudln“ (übereilt oder ohne Sorgfalt arbeiten), „Krampert’birl“ (Wacholderbeere), „Lon’budl“ (Ladentheke), „Maschkara) (Verkleidung im Fasching), „Nußgackl“ (Eichelhäher), „Ochsn-augn“ (Spiegeleier), „Pfinzda“ (Pfingstfest), „Pfitscherpfeil“ (Spiel mit Pfeil und Bogen), „Rauferl“ oder „Raanferl“ (Anfangs- oder Endstück des Brotes), „Rugl“ (Tüte), „Staunz’n“ (Mücke, Schnake), „Watt’n“ (Oberpfälzer Kartenspiel), „Ziwala“ (Hühnerküken).