Ausstellung „Weltethos“

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Über einen gemeinsamen Wertekanon informiert bis 15. November die Ausstellung „Weltethos“ im Kreuzgang des Klosters Ensdorf. Das Projekt „Weltethos“ lädt dabei ein, die faszinierende Welt der Religionen besser kennenzulernen und die Bedeutung ihrer ethischen Botschaften in ihrer Relevanz besonders für die heutige Gesellschaft besser zu verstehen sowie interkulturelle und interreligiöse Auseinandersetzung und Begegnung fördern.

Im thermenbezogenen Gottesdienst zur Ausstellungseröffnung in der Hauskapelle des Klosters, den die Gruppe „Cababana“ unter Leitung von Agnes Kramer mit internationalen Liedern musikalisch umrahmte, betonte Klosterdirektor Pater Christian Liebenstein, es gehe darum, Gutes zu tun und  Menschen von dunklen Fesseln zu befreien. „Alle Völker sing ja eine einzige Gemeinschaft. Sie haben denselben Ursprung, da Gott das ganze Menschengeschlecht auf dem ganzen Erdkreis wohnen ließ. Wir sind gemeinsam berufen, auch wenn wir unterschiedlichen Religionen angehören. Wir haben alle den einen Gott!“

Die Ausstellung „Weltethos“ vertiefe das Anlegen, dass wir als Christen im Schulterschluss mit allen Religionen und mit allen Menschen guten Willens uns für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung auf diesem Planeten einzusetzen haben. „Das ist umso wichtiger, als wir in der Zeit der ‚Globalisierung’ leben – genauer gesagt, der Globalisierung der liberalen Marktwirtschaft, der Globalisierung eines entfesselten Finanzkapitals und der multinationalen und demokratisch nicht mehr kontrollierbaren multinationaler Konzerne“, so Pater Liebenstein weiter. „Was fehlt ist die Globalisierung der Ethik, der Sozialpolitik, Globalisierung der Gerechtigkeit und der Solidarität und der gemeinsamen sozialen Maßstäbe. Die Ausbeutung der Menschen und der natürlichen Ressourcen. Demgegenüber sind wir aufgerufen aufzustehen.“ Es sei wichtig, dass wir Christen das entschieden tun. Es reiche nicht, wenn wir es alleine tun. „Da braucht es ein gemeinsames Engagement der Menschen guten Willens in allen Religionen.“

Den zentralen Punkt der Ausstellung „Weltethos“ sieht Liebenstein in der Zusammenstellung der „Goldenen Regel“: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen!“ Ganz ähnlich formuliere dies auch das Judentum, der Hinduismus oder der Islam. „Diese gemeinsame ethische Grundlage, bei aller Verschiedenheit unserer Vorstellungen von Gott, von Erlösung und der Unterschiedlichkeit der Riten, die wir mit Respekt betrachten, ist ein starkes Fundament, uns gemeinsam zu engagieren. Dieses gemeinsame Engagement ist nichts wofür wir uns entscheiden können oder auch nicht. Sie ist eine Notwendigkeit!“ betonte Pater Liebenstein.

„Gewalt darf kein Mittel der Auseinandersetzung mit anderen sein! Hab’ Ehrfurcht vor dem Leben!“ zitierte Johann Bauer von der KEB bei der Ausstellungseröffnung eine der vier gemeinsamen ethischen Grundwerte und Normen, die in der heutigen Zeit des Internets, einer global agierenden Politik und Wirtschaft sowie zunehmend multikultureller Gesellschaften gebraucht werden. „Handle gerecht und fair! Der Mensch der Gier verliert seine ‚Seele’ – das, was ihn zum Menschen macht!“ einen weiteren. „Rede und handle wahrhaftig! Jeder Mensch hat ein Recht auf Wahrheit und Wahrhaftigkeit!“ einen weiteren, Und schließlich: „Achtet und liebet einander! Verantwortung für das Glück des Partners!“  

Überzeugt ist Bauer auch: „Kein Weltfriede ohne Religionsfriede!“ Es gehe nicht um Glaubensfragen, sondern um einen moralischen-ethischen Grundkonsens, bezogen auf das Zusammenleben der Menschen, um gemeinsame Standards, denen sich alle Menschen freiwillig verpflichten können, Menschen aller Religionen, auch Atheisten und Agnostiker. „Verpflichtung auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben, Verpflichtung auf eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung, einer Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit und Partnerschaft von Mann und Frau, Verantwortung beider für die Beziehung und das Glück des anderen.“ Es gehe ums Ganze, so der Diplomtheologe. „Um das Überleben auf diesem Planeten und des Planeten.“ Im Sinne dieses Anliegens gebe es viel zu tun in unserem alltäglichen Leben. Er ist abschließend überzeugt, dass die Offenheit gegenüber anderen religiösen Traditionen einerseits und die klare Selbstkritik der Religionen andererseits die Bedingungen dafür sind, „dass interreligiöse Begegnung gelingt; wir als Religionen Ernst genommen werden von den Menschen, die keiner Religion angehören, von SkeptikerInnen und Atheisten; wir miteinander – quer über jegliche weltanschauliche Grenzen hinweg – dem Frieden glaubwürdig und effektiv zuarbeiten können“.

Christian Irlbacher beendete die Ausstellungseröffnung mit den Worten: „Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen. Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen. Kein Dialog zwischen den Religionen ohne globale ethische Maßstäbe. Kein Überleben unseres Globus ohne ein globales Ethos, ein Weltethos.“

Die Ausstellung „Weltethos“ besteht aus 15 Tafeln: Achtpräsentieren Grundlageninformationen über acht Weltreligionen und deren Botschaften. Die übrigen zeigen und illustrieren die Weltethos-Prinzipien – Menschlichkeit, die „Goldene Regel“, Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Partnerschaft- und deren Relevanz für die heutige Zeit. 

Auf Nachfrage und Terminvereinbarung bei Pater Alfred Lindner (Tel. (0 96 24) 92 00 32 (Bitte AB!), email: lindner donbosco (at) web (dot) de können sich Schulklassen zu Führungen melden oder aus sich das Projekt in der Schule vorstellen lassen, ebenso auch Führungen für Gruppen oder Pfarreien.

Am Mittwoch, 31.10. findet um 19 Uhr im Konferenzraum des Klosters ein „offener intereligiöser Gesprächsabend“ mit verschiedenen Religionsvertretern statt. Dazu eingeladen sind alle, die an einem friedvollen und konstruktiven Zusammenlaben verschiedener Religionen und Kulturen interessiert sind.