Im Klosterhof sind die Kelten los!

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Die Überraschungswoche der Umweltstation Kloster Ensdorf in den Sommerferien stand heuer unter dem Motto: „Wilde Stämme - die Kelten sind los!“ „Da es viel zu erleben gab als Kelte, wollten wir den 25 Kindern in diesem Jahr das Leben ihrer Vorfahren von vor ca. 500 vor Christus etwas näherbringen“, so Biologin Melanie Hahn, Leiterin der Umweltstation, welche mit ihrem Team und in Kooperation mit der kommunalen Jugendarbeit des Landkreises, die Überraschungswoche durchführte.

Der Montagmorgen startete gemütlich nach einem gemeinsamen Frühstück mit Kennenlernspielen und vielen Infos zur Geschichte und Lebensweise der Kelten. Nachdem die Kinder auch gleich die zwei berühmtesten Kelten, die Gallier - Asterix und Obelix - erraten hatten, wurden sie in Stämme eingeteilt und einem Stammeshäuptling (dem Betreuer) zugewiesen. Eine Stammesübergreifende Druidin gab es auch, die sich um das tägliche Wohl, das Heilen, das Zaubern und der Weitergabe des Wissens in Geschichten sorgte. Anschließend haben die Stämme „Flinke Federn“, „Schnee Wölfe“, „Feuer-Bäume“, „Kobolde“ und „Wald-Löwen“ mit ihrem jeweiligen Häuptling keltische Gewänder und Umhänge geschneidert. Nach dem Mittagessen durfte jeder Wilde eine Schatzkiste aus Naturmaterialien gestalten, in welche kleine Schätze aus der Natur, die ganze Woche über gesammelt, versteckt und aufbewahrt werden konnten. Gegen Ende des ersten Tages wurde das Tippizelt noch zum Druidenkreis umgestaltet, der die nächsten Tage als Morgen- und Schlussritualsplatz genutzt wurde.

Der Dienstagvormittag startete mit dem ersten Morgenritual, der Märchen- und Sagenstunde. Hier versammelten sich alle im Druidenkreis, eine Kerze und ein Räucherstäbchen wurden in der Mitte entzündet und jeder Kelte durfte außenherum seine Lieblingspflanze, Stein oder Holz platzieren. Zu entspannten keltischen Harfenklängen im Hintergrund lauschten die Kinder dem ersten Märchen über Mutter Erde. Nach der Entspannung ging es eher wild weiter mit Schwerter-, Pfeil- und Bogenbau, irischen Tänzen oder basteln von Stammesketten. Gestärkt durch einen Druideneintopf gab es am Nachmittag Asterixspiele und Erfrischung im Natur-Kneippbecken. Zum Tagesabschluss fand im Drudenkreis eine kleine Tagesreflexion. Eine Kurzgeschichte zu Elfen und Waldwichteln schlpss den Tag ab.

Mittwochfrüh starteten die keltischen „Saletonen“ (=alle Stämme zusammen) nach ihrem Morgenkreis im Tippi mit einem Schlachtruflied in den Wald. Dort bauten sie kleine Behausungen für Feen und Waldwichtel und wurden anschließend im Umgang mit ihren gebastelten Schwertern und Lanzen geschult. Denn: Nur wer den „Schwert-Schein“ erhält und somit den Umgang mit den Holzspielzeugen beherrscht, darf auch damit spielen. Wer darauf keine Lust hatte, konnte sich einen Zauberstab aus einem Ast, der mit bunter Filzwolle und Perlen verziert wurde, gestalten. Am Nachmittag ging es dann los aufs Wasser zum Kanufahren, denn so wie ihre Vorfahren, die auf Boote angewiesen waren, sollten die Minikelten sehen wie es ist, selbst zu paddeln. Schnell sind aus den Kanus Rennboote geworden und die Kinder machten einen Wettkampf daraus, welcher Stamm wohl der flinkste sei.

Nach einem kräftigen Frühstück und dem morgendlichen Druidenkreis wurden Badesachen gepackt und ein kleiner Marsch an die Vils gemacht. Dort erwartete die „Saletonen“ eine neue spannende Aufgabe- sie sollten alle zusammen zwei Flöße bauen, die auch seetauglich waren und damit über die Vils schippern. Am Nachmittag gab es eine kleine Stammes-Olympiade bei welcher alle Stämme in verschieden Geschicklichkeitsspielen gegeneinander antreten mussten. Im Anschluss machten sie sich auf in den Wald um zu sehen, ob denn schon Feen oder Waldwichtel in ihre Häuschen eingezogen waren und mussten feststellen, dass dies der Fall war und die kleinen Waldbewohner ihnen ein Dankeschön für die hübschen Häuschen hinterlassen hatten. Zusätzlich wurden die Tänze und Lieder weiter einstudiert und die Kostüme und von den „Kelten“ perfektioniert für den Auftritt am Freitag.

Nach dem leider letzten Druiden-Morgenkreis wurden fleißig Lieder und Tänze für den großen Auftritt geprobt. Gestärkt vom Mittagessen richteten alle ihre Kostüme her, wurden mit Wildblüten-Tattoos und keltischen Zeichnungen für den Nachmittag versehen und die Minikelten warteten aufgeregt, bis alle Eltern eingetrudelt waren, um ihnen ihr erlerntes Wissen und Können zu präsentieren.

Die Hochkulturen der Römer und Griechen im Mittelmeerraum sind jedem ein Begriff, aber die Völker des Nordens im mittel- und westeuropäischen Raum, also unsere Vorfahren aus der späten Bronze- und zu Beginn der Eisenzeit, die „Kelten“, geraten immer wieder in Vergessenheit. Ein Grund dafür ist, dass die Kelten bis zu dieser Zeit keine schriftlichen Quellen hinterlassen hatten und ihr Wissen nur mündlich wie z. B. durch Geschichten und Lieder weitergegeben haben.  Allerdings gibt es Berichte von griechischen und römischen Geschichtsschreibern über sie („De bello gallico“ - Julius Cäsar). Mehr erfuhr man mit der Zeit über die keltische Kultur durch Gunde von Schmuck, Gewändern, Alltagsgegenständen und Waffen bei Ausgrabungen, unter anderem von Hügelgräbern.