Dankbar für das Zeichen der Fußwaschung

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Zum regelmäßigen Bibelgespräch in der Fastenzeit kam in der Karwoche wieder eine Gruppe zusammen, um über die biblischen Geschehnisse der österlichen Tage in einen Dialog zu kommen – und persönliche Erfahrungen über den Lebensweg Jesu auszutauschen. Besonders das jesuanische Zeichen der Fußwaschung aus dem Johannes-Evangelium stand im Mittelpunkt dieses wöchentlichen Treffens vor Ostern.

Nach dem gemeinsamen Lesen der Evangeliumsstelle – nur bei Johannes ist sie aufgeschrieben - waren alle eingeladen, einen Satz oder einen Vers daraus zu wiederholen, der für ihn im Mittelpunkt dieses beeindruckenden Verhaltens Jesu stand. Dabei kam zum Ausdruck, was im Zentrum der weiteren biblischen Überlegungen in der Gruppe stehen würde. Es folgte das bekannte Zeichen der Fußwaschung, als Pater Alfred Lindner aus dem Kloster Ensdorf nach dem Beispiel Jesu auf einen Fuß aller Gäste Wasser ausgoss. Darunter waren eine Frau, ein evangelischer Pfarrer und ein schwarzer Priester aus Nigeria, der zurzeit im Landkreis als Pfarradministrator eingesetzt ist. Das anschließende biblische Gespräch wurde sehr lebendig und persönlich, weil jeder der Teilnehmer seine ganz eigene Sichtweise zu den biblischen Ereignissen aus dem damaligen Leben Jesu in Jerusalem einbrachte. Der evangelische Pfarrer Heinrich Arweck aus Amberg betonte, dass dieser Hinweis Jesu auf den gegenseitigen Dienst bei den Jüngern, die ja schon lange mit ihm als dem großen Prediger und Propheten unterwegs waren, zunächst gar nicht verstanden wurde, wie ja vor allem von Petrus selber zu hören ist, wenn er ganz spontan bremst: „Ich bin es doch nicht wert, dass du mir die Füße wäscht.“ Die Jünger damals mussten also erst lernen, was Jesus mit dieser seiner konkreten Zeichenhandlung gemeint hat. Jürgen Engelmann aus Amberg meinte dazu ergänzend: „Das spontane Verhalten Jesu ist doch typisch für diesen Apostel, weil er so mit Leidenschaft diesem Messias nachfolgt. Zuerst weist er alles zurück, dann aber bestärkt er Jesus, dass er doch ihm auch noch seinen Kopf waschen solle, weil er ja unbedingt eine enge Beziehung zu ihm halten und weil er ihn als seinen wahren Meister anerkennen wolle.“ Alfred Anazodo aus Nigeria, derzeit Pfarrvikar in Dietldorf, erzählte von seinem Heimatland in Afrika, dass dort die Fußwaschung in den Pfarreien viel öfter angeboten wird, als er es hier in Deutschland erlebe, da der Zusammenhang in der Gemeinde vielleicht von den verschiedenen Stämmen her einfach noch größer sei als im modernen Europa.

„Das jesuanische Zeichen der Fußwaschung ist für Papst Franziskus sehr wichtig. Wir dürfen gespannt sein, wo er heuer als Bischof von Rom am Gründonnerstag wieder unterwegs sein wird, um diesen konkreten Dienst gerade als Papst seinen einfachen Mitchristen vermitteln zu können, gerade den Ärmsten in seiner vatikanischen Umgebung“, so Pater Lindner. Martin Stauber aus Amberg gab seiner großen Betroffenheit Ausdruck, dass er z.B. große Achtung vor dem französischen Polizisten habe, der sich in der letzten Woche ganz bewusst für eine Geisel hat austauschen lassen, obwohl er von der intensiven Gefahr um sein persönliches Leben gewusst habe – und für diesen seinen Einsatz dann leider auch mit seinem Leben bezahlt habe. „Wer würde schon unter uns heute einen solchen großen Dienst an seinen Mitmenschen leisten wollen?“ fragte er in der Runde nach. Reinhold Sippel aus Amberg erinnerte nochmals an den hervorragenden Bibel-Film im Kino über Maria Magdalena, der schon seit zwei Wochen auch über diese kommenden Ostertage – wirklich sehr empfehlenswert - noch in Amberg läuft, wenn er ausführte, „dass ihre Lebensgeschichte doch ein sehr sehenswertes Zeugnis aus dem biblischen Umfeld vor 2000 Jahren sei, wo jemand – noch dazu eine Frau, die damals wirklich wenig in der Öffentlichkeit galt – ganz selbstständig und bewusst den Aposteln von ihrem auferstandenen Jesus erzählte – und für diese ungeheure Botschaft von Petrus zunächst sogar noch verlacht wurde. Maria Magdalena verstand offenbar viel mehr als andere Jünger und Jüngerinnen in der Nachfolge des anfangs am Kreuz gescheiterten Jesus, was er eigentlich mit seinen Worten von einer aktiven Nächstenliebe verstand: nämlich den einfühlsamen Dienst an den Menschen, wie er ihn in der Fußwaschung so einprägend und beispielhaft gezeigt hat.“

Die Person des Judas, der Jesus endgültig den Pharisäern verraten hat, war bei diesem Bibelgespräch durchaus umstritten. Seine Gestalt komme sogar in bestimmten Passionsspielen der Gegenwart wie z.B. in Kemnath nicht gerade angemessen und stimmig rüber, wenn er als von der Vorsehung Gottes „im Höllenfeuer“ auf der Bühne dargestellt wird. Judas ist der typische Vertreter für alle oberflächlichen Zeitgenossen auch heute, die sich einfach nicht vorstellen können, dass ein glaubwürdiger göttlicher Messias im religiösen Sinn doch nicht an der Grausamkeit des Kreuzes sterben könne, sondern vielmehr seine göttliche Macht wie mit dem Erscheinen eines Engelsheeres zu seiner Errettung zeigen müsse. Pater Lindner wies auf das eindrucksvolle Gespräch des verurteilten Schächers am Kreuz mit Jesus hin. Wer auf diese Szene in der Bibel genau hinschaue, der könne in seinem Christsein gerade jetzt über Ostern neu entdecken, dass die Zusage Jesu auf die Bitte dieses zum Tode Verurteilten praktisch ein konkreter  „Beweis für die Auferstehung Jesu und die Existenz des ewigen Lebens im Himmel“ darstellt, wenn von Jesus unmissverständlich zu hören ist: „Heute, nicht erst morgen oder übermorgen, heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein, weil du an mich glaubst und meinen Worten vertraust.“ Pater Lindner betonte: „Wer Jesus hier nicht als Lügner, als Übertreiber oder als Märchenerzähler erlebt, der ist auf der wirklich christlichen Spur, sich auf diese ungeheure österliche berechtigte Hoffnung des Sieges über Tod und Sterben einzulassen.“ In keiner anderen Religion wird vom entsprechenden Religionsstifter ein solch tiefes göttliches  und „glaubwürdiges“ Versprechen gemacht.