Meistergitarrist Peter Autschbach „in Konzert“ im Bildungshaus

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Dass Peter Autschbach auch alleine hörenswert ist, ist in Fachkreisen ja unbestritten. Doch so war es am Freitagabend nicht geplant. Angekündigt war als besonderes Schmankerl das Konzert zusammen mit der Sängerin Samira Saygill. Doch die Deutsch-Türkin saß in der Türkei fest. Nicht etwa, weil Flugpersonal streikte oder die Witterung einen Heimflug nicht erlaubte, sondern weil ihr seitens der türkischen Behörden die Ausreise verweigert wurde. Über die Hintergründe kann aus der Ferne nur spekuliert werden. Die Angelegenheit ist mittlerweile in der Bundesrepublik ganz oben angekommen.

So war Peter Autschbach gezwungen, sein Programm zu ändern. „You and me“, der Titelsong aus seiner 2011-er CD war der Beginn des Club-Konzerts im Bildungshaus des Klosters Ensdorf. Auf der Bühne stehen vier Gitarren, minimale Elektronik, ein wenig Licht und ein Stuhl – mehr brauchte der Siegener Ausnahmegitarrist nicht. Ob mit der Bariton-Gitarre, seiner Steelstring, der Nylonstring oder seiner Sopran-Gitarre – immer zaubert Peter Autschbach einen glasklaren Gitarrensound in den Raum, der sich aus seiner enormen Fingerfertigkeit erschließt. Diese konnten die Konzertbesucher auch hautnah beobachten und - meist waren es selber Gitarre spielende Laien -, ob der Komplexität nur den Kopf schütteln.

Peter Autschbach hat unter anderem an der Musikhochschule in Köln und als Privatschüler von Joe Pass sein Handwerk gelernt. Es hat ihn von Deutschland über New York bis nach Kairo gebracht. Als Gitarrist des Queen-Musicals „We will rock you“ und der Rockoper „Tommy“ von Who-Gitarrist Peter Townsend stand er viele tausend Mal auf der Bühne. Jahrelang ist er schon mit Ralf Illenberger unterwegs, einem „Fingerstyler“ von Weltrang.

Seine Stücke waren oft nicht von Anfang an er erkennen. Autschbachs spezifische Arrangements waren meist sehr eigenwillig. Kein Wunder, dass Szenenkritiker mit Lob nicht geizen. Genial waren natürlich wie all die Jahre vorher der exzellente Gitarrensaund und die beidhändig geniale Spieltechnik vom Animateur des „Gitarrenurlaubs“ in Ensdorf.

Auch wenn er Wert darauf legt, als Fingerstyl-Virtuose „nicht auf den Jazzgitarristen eingeengt“ zu werden: Seine Ausbildung bei Joe Pass und auch seine Liebe zu manchem Standard ließ sich nicht verleugnen. Natürlich spielt Autschbach „Autumn Leaves“, „Over the Rainbow“ oder „Blue Monk“ nicht einfach so. Er baut sowohl harmonisch als auch improvisatorisch ganze Klangerlebnisse drum herum. Einen Ausflug in seine Rockgitarristenlaufbahn gewährte er den Zuhörern auf Zuruf mit „It’s a boy“ aus der Who-Rockoper „Tommy“, die er über 1000-Mal performte. Komplexe Klangmalereien, bei denen er seine Lust am Musik machen ausleben kann, fallen ihm aber bei den eigenen Songs naturgemäß leichter. Sie entspringen seiner Kreativität und seines aktuellen Duopartners Ralf Illenberger. Auch aus seine neuen Produktionen „Zero Gravity“ (mit Ralf Illenberger) und „Slow Motion“ waren einige Nummern zu hören. Sein Youtube-Hit „Walkin“ ließ die Augen der Workshopteilnehmer in den ersten Reihen noch einmal so richtig übergehen, ob der ineinander verwobenen Bass- und Melodielinien.

Nach der Pause wartete dann noch eine Sängerin mit einer Konzertüberraschung auf: Julia Pichler aus Erding bestritt drei Songs mit Autschbach. Der Geheimtipp aus dem Teilnehmerkreis bahnt sich seit Jahren an, denn sie ist „Wiederholungstäterin“. Ihre in den leisen Passagen leicht angeraute Stimme hat ein tolles Timbre und gab den Coversongs ihre ganz eigene Prägung. Bei der Zugabe zeigte sie auch noch ihr Talent als Liedermacherin mit dem eigenen bayerischen Song „I bin i und bleib dabei“.

Das meinten am Ende auch die Teilnehmer des Gitarrenworkshops „urlaub by Saiten“ als der Termin für das nächste Jahr bekannt gegeben wurde. Nach einigen Zugaben konnte auch der „Meister“ sich der Unterhaltung mit den Zuhörern widmen.