32. Waldweihnacht der Ensdorfer Schnupfer

| Hans Babl | Mittelbayerische Zeitung

Auch heuer kamen zur 32. Waldweihnacht der Ensdorfer Schnupfer auf dem Eggenberg am Rande des Hirschwaldes am Vortag des 3. Adventsonntags zahlreiche Gläubige zum adventlich-besinnlichen Rorate-Amt in die geschmückte Wallfahrtskirche zu den vierzehn heiligen Nothelfern.

Stimmungsvoll gestalteten der Ensdorfer Dreigesang und die Bläsergruppe der Ensdorfer Volksmusik unter Leitung von Georg Bayerl den von Pfarrer Pater Hermann Sturm zelebrierten Gottesdienst.

„Wir sagen euch an den lieben Advent…“  und „Tauet Himmel“ intonierte die Bläsergruppe. „Advent ist das Hören und vertraut werden mit dem Wort Gottes, das Licht und Leben für mich ist“, erklärte Pfarrer Sturm. „Advent ist Begegnung: Das füreinander da sein, aufeinander hören und nahe kommen. Advent, das heißt: Altes und Festgefahrenes mit neuen Augen sehen. Neu anfangen dürfen. Advent, das ist Sehnsucht haben nach Geborgenheit und erfülltem Leben. Advent, das bedeutet Hoffnung haben, dass Lieblosigkeit, Unterdrückung, Angst und Ungerechtigkeit überwunden werden. Advent, das bedeutet aufbrechen, sich auf den Weg zur Mitte aufmachen und losgehen. Advent bedeutet Vertrauen haben in der Dunkelheit, auf ein Licht, das vielleicht noch nicht sichtbar ist.“ Weiter fragte der Geistliche: „Was bedeutet Advent für mich? Wie ist unser Umgang miteinander, wenn wir uns begegnen? Was bedeutet uns Begrüßung und Begegnung?“

Zwei Frauen trugen das Lukas-Evangelium vom Besuch Marias bei ihrer Base Elisabeth vor. Ein Bild zeigte deren Begegnung. Pfarrer Sturm stellte dieses in den Mittelpunkt seiner Predigt: Zwei Menschen, die einander begegnen, und in dieser Begegnung offen sind für Gott. Ihr Zusammensein bietet Gelegenheit, unsere täglichen Begegnungsmöglichkeiten zu überdenken. „Wir kennen verschiedene Formen der Begrüßung, allgemeine und persönliche. Wie wir einander begrüßen hängt mit der Beziehung zusammen, die wir zum anderen haben“, so der Geistliche. „In jedem Gruß drücken wir aus, dass wir unser gegenüber wertschätzen und willkommen heißen. In diesem Gottesdienst betrachten wir die Begrüßung und die Begegnung von Maria und Elisabeth, der im Volksmund auch Heimsuchung genannt wird. Die beiden Frauen sind von tiefer Hoffnung und Freude erfüllt.“

„Elisabeth und Maria – zwei Menschen begegnen einander. Viele Menschen begegnen sich täglich und begegnen sich in Wahrheit – nie. Viele treffen sich oft. Aber nur wenige treffen sich wirklich“, meditierte er. „Echte Begegnungen sind selten. Sie geschehen dort, wo ein guter Geist herrscht, ‚Heiliger Geist’, sagt die Schrift. Es genügt ein Gruß, oder ein Blick. Und zwei Menschen finden einander, finden ihr Glück. Sie sind zumindest bewegt und könnten springen vor Freude. Sie nennen sich selig und sind es.“ Andererseits: „Oft gehen wir achtlos und unaufmerksam aneinander vorbei; wir sehen und grüßen uns und übersehen uns dabei zugleich. Wir meinen oft, keine Zeit zu haben, um uns auf ein Gespräch einzulassen. Darum bleiben wir oft an der Oberfläche und gehen einer wirklichen Begegnung aus dem Weg. Damit verhindern wir, dass unsere Beziehungen tiefer und persönlicher werden. Wir alle brauchen gute Begegnungen. Mit andereren Menschen und mit Gott!“ Pfarrer Pater Hermann Sturm rief die Gläubigen dazu auf, „sich zu öffnen, damit Gott in uns einkehren kann, in unseren Herzen“.     

In den Fürbitten wurde darum gebeten, dass Gott und Begegnungen und Gespräche schenken möge, die neue Hoffnung wecken und uns im Glauben bestärken; unseren Blick für die Menschen öffne, die auf ein gutes und befreiendes Wort von uns warten; dass wir dankbar werden für ermutigende Erfahrungen und Sternstunden unseres Weges; das Leben der Menschen als Weg und Begegnung mit ihm und zu ihm sehen; dass er alle Frauen, die guter Hoffnung und gesegneten Leibes sind, begleite. Gemeinsam gesungen wurde u.a. „Macht hoch die Tür …“ 

Bürgermeister Markus Dollacker bekannte, dass er sich aufregt über das alljährliche kommerzielle Weihnachtstreiben mit all dem besinnugslosen Drumherum aufregt: „stromfressende Lichtketten an ganzen Häuserblöcken, regelrechte Jgd nach passenden Geschenken in überfüllten Fußgängerzonen. Nichts von besinnlicher Weihnachtszeit in unserer modernen Konsumwelt.“ Allzu gerne beteilige er sich an Meckereien –nicht nur zur Weihnachtszeit. Irgendwie mache dies ja Spaß, teilweise entspanne es sogar, wenn man mal so richtig abmeckern könne. „Ich weiß aber wohl, dass meine Meckereien andere durchaus treffen kann, die das nicht als toll empfinden“, gestand er ein. „Gerade wenn sich Menschen engagieren, ob in der Freizeit oder am Arbeitsplatz, on in Vereinen oder privat, sind sie betroffen von Meckereien. Ich und wir alle sollten uns aber immer bewusst sein, dass ein Lob viel mehr Positives bewirken kann als tausend Meckereien.“

In einem Rückblick erinnerte er an die endlich vollendete Kirchenrenovierung mit einem Benefizkonzert des Heeresmusikkorps und dem großen Höhepunkt der pünktlichen Altarweihe durch

Bischof Dr. Rudolf Voderholzer; den Spatenstich für die Kinderkrippe, die bereits das Dach hat. Er erinnerte auch an „die Geschichte des BBou, des bayerischen Bou, einem Gemeindebürger aus Wolfsbach, der auszog, um als bayerischer Rapper berühmt zu werden und auch seine Heimat bekannt zu machen. In seinen Rappergechichten erzählt er über seine Heimat und plötzlich sind Uschlberg und Seidlthal auch weltberühmt. Wer jetzt mit meinen Ausführungen über den Honig Michl aus Wolfsbach nichts anzufangen weiß, gehört zu den reiferen und erfahreneren Menschen unserer Gemeinde.“

„Aber das alles macht die Gemeinde Ensdorf besonders“, fuhr Dollacker fort. Da macht es Freude hier zu leben, ja da macht es sogar Spaß Bürgermeister zu sein!“ Der Bürgermeister bedankte sich ganz herzlich bei allen, die sich in der Gemeinde engagieren, ob berufsmäßig oder ehrenamtlich in Vereinen oder in der Nachbarschaftshilfe, ob öffentlich oder unsichtbar im Stillen, für alle die Arbeiten, die man erst sehen würde, wenn sie nicht mehr getan werden. „Nur alle gemeinsam, wenn jeder seine  eigene Person etwas zurücknimmt und sich ein Stück weit einbringt, erleben wir eine friedliche liebens- und lebenswerte Gemeinschaft“, betonte er. „Weihnacht steht vor der Tür – die stille, heilige Nacht. Unser schönstes Fest bringt Licht in die dunkelste Zeit des Jahres. Und es soll nicht nur äußerlich hell und warm werden, sondern auch in den Herzen. Ich wünsche ihnen allen eine gesegnete Weihnachtszeit. Für das neue Jahr wünsche ich ihnen, dass ihre Vorhaben von Erfolg gekrönt sein mögen, und das vor allem bei bester Gesundheit“, schloss Bürgermeister Markus Dollacker seine Ansprache.  

Schnupfer-Club-Vorsitzender Arnold Hiltl bedankte sich bei allen Mitwirkenden  und wünschte wie der Bürgermeister ein frohes Weihnachtfest und ein gutes und vor allem gesundes Jahr 2017.

Anschließend spielte die Bläserguppe unter Leitung von Georg Bayerl adventliche und weihnachtliche Weisen wie „Alle Jahre wieder“, „Oh, Tannenbaum“, „Süßer die Glocken nie klingen“ und „Oh, du fröhliche“.

Derweil hatten draußen fleißige Mitarbeiter des Schnupfer-Clubs vor dem Eggenberghaus ein wärmendes Feuer angezündet, an dem sich die Gottesdienstbesucher äußerlich wärmen konnten. Zum „inneren Aufwärmen“ gab es heißen Glühwein und Stollen zur Stärkung, die auch im wohlig warm geheizten Eggenberghaus schmeckten, für den Abstieg aus den Höhen des Hirschwaldes. Anschließend begingen die Mitglieder des Schnupfer-Clubs im Vereinslokal Gasthaus Dietz bei saueren Bratwürstln den weltlichen Teil ihrer Weihnachtsfeier.